DJ Berenberg sieht ermutigende Nachrichten vom Gasmarkt
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Berenberg-Chefvolkswirt Holger Schmieding findet Nachrichten über die Füllstände europäischer Gasspeicher und den Rückgang der Großhandelspreise für Gas ermutigend. "Obwohl (der russische Staatspräsident Wladimir) Putin die Nord-Stream-1-Pipeline am 31. August geschlossen hat, füllt die EU ihre Gasspeicher weiterhin in einem etwas langsameren, aber immer noch zufriedenstellenden Tempo und erreichte am 11. September eine Kapazitätsauslastung von 84,0 Prozent gegenüber 81,9 Prozent in der Vorwoche", schreibt Schmieding in einem Kommentar.
Das stark exponierte Deutschland könnte mit 88,3 Prozent am 11. September nach 86,1 Prozent am 4. September noch vor Beginn der kalten Jahreszeit im November in die Nähe seines Speicherziels von 95 Prozent kommen. "Das Risiko, dass das Gas im kommenden Winter rationiert werden muss, bleibt bestehen, nimmt aber von Woche zu Woche ein wenig ab", befindet Schmieding.
Der Rückgang der Großhandelspreise für Gas auf 190 Euro pro Megawattstunde (MWh) für den Benchmark-Frontmonatsvertrag ist laut Schmieding vielleicht nicht von Dauer. "Möglicherweise wurde er von der übertriebenen Hoffnung getrieben, dass der Krieg bald zu Ende sein könnte und Russland dann die Leitungen wieder öffnen würde", kalkuliert er und fügt hinzu: "Darauf würde ich nicht wetten, dafür sind die Aussichten viel zu unsicher und die Gaspreise viel zu unbeständig."
Dennoch könnte die wachsende Zuversicht, dass Europa nun weniger abhängig von Russland ist und den Winter ohne verzweifelte Maßnahmen wie weit verbreitete Gasrationierungen überstehen kann, Schmieding zufolge dazu beitragen, den Markt zu beruhigen, selbst wenn sich der Krieg weiter hinziehen sollte.
Berenbergs Makro-Prognosen beruhen auf der Annahme, dass sich die Gaspreise in Europa in diesem Winter etwas unter 250 Euro pro MWh einpendeln und danach leicht sinken werden. "Sollten die Preise deutlich unter 200 Euro bleiben, könnte die Rezession in Europa geringer ausfallen und der Höhepunkt der Inflation niedriger sein, als wir derzeit prognostizieren", schreibt Schmieding.
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September 13, 2022 04:02 ET (08:02 GMT)
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