DJ IAB: Höherer Mindestlohn dürfte deutsche Beschäftigung kaum bremsen
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Arbeitsagenturen rechnen nach Angaben des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) nicht damit, dass sich die Anhebung des Mindestlohns in Deutschland auf 12 Euro pro Stunde negativ auf die Beschäftigung auswirken wird. "Anders als bei der Einführung des Mindestlohns im Jahr 2015 gibt es kaum Arbeitsagenturen, die negative Auswirkungen auf die Beschäftigung befürchten", heißt es in einer IAB-Mitteilung. Ein wesentlicher Grund sei, dass sich der Mangel an Arbeitskräften seither massiv verschärft habe.
Bei der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung erwarten demnach 86 Prozent der Agenturen für ihre Bezirke von der Erhöhung des Mindestlohnes auf 12 Euro keine Beschäftigungseffekte, während dies bei der geringfügigen Beschäftigung auf 70 Prozent zutrifft. Die übrigen Agenturen erwarten positive oder negative Wirkungen, die Anteile halten sich fast die Waage. Vor der Einführung des Mindestlohns im Dezember 2014 hatte noch etwa ein Fünftel der Agenturen Beschäftigungsverluste befürchtet.
"Die stark gestiegene Knappheit am Arbeitsmarkt trägt dazu bei, dass die Mindestlohnerhöhung die betriebliche Nachfrage nach Arbeitskräften weniger stark dämpft. Arbeitskräfte werden gehalten oder hätten bessere Jobchancen, falls es doch zu Entlassungen kommt", erklärt Enzo Weber, Leiter des Forschungsbereichs "Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen". Sollte sich die realwirtschaftliche und geopolitische Situation nochmals massiv verschlechtern, würde dies den Arbeitskräftebedarf laut IAB allerdings dämpfen.
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September 13, 2022 04:11 ET (08:11 GMT)
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