DJ ÜBERBLICK am Mittag/Konjunktur, Zentralbanken, Politik
Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires.
Euroraum-Industrieproduktion im Juli viel schwächer als erwartet
Die Industrieproduktion im Euroraum hat sich im Juli deutlich schwächer als erwartet entwickelt. Laut Mitteilung von Eurostat sank die Produktion gegenüber dem Vormonat um 2,3 Prozent und lag um 2,4 Prozent unter dem Niveau des Vorjahresmonats. Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte hatten einen monatlichen Rückgang von nur 0,7 Prozent und eine Jahresrate von plus 0,8 Prozent prognostiziert. Im Juni war die Produktion nach revidierten Angaben 1,1 (vorläufig: 0,7) Prozent gestiegen und hatte um 2,2 (2,4) Prozent über Vorjahresniveau gelegen.
VCI senkt Produktionsprognose drastisch
Der VCI rechnet angesichts des Lieferstopps von russischem Gas mit deutlich höheren Produktionseinbußen der Branche in diesem Jahr als noch Anfang Juli. Für alle chemischen und pharmazeutischen Unternehmen zusammen wird mit einem Minus von 5,5 (zuvor: 1,5) Prozent gerechnet, wie der VCI bei Vorstellung seines detaillierten Berichts zum zweiten Quartal mitteilte. Drosselungen in der Produktion als Folge der hohen Preise sind besonders in der Chemiebranche zu erwarten: Hier prognostiziert der VCI inzwischen ein Minus von 8,5 (zuvor: 4) Prozent.
IEA senkt Prognose für globales Ölnachfragewachstum 2022 leicht
Weniger Bedarf an Öl in China wird die weltweite Nachfrage nach dem fossilen Brennstoff in diesem Jahr nach Einschätzung der Internationalen Energie-Agentur (IEA) bremsen. In ihrem aktuellen Monatsbericht bestätigte die IEA zwar ihre Prognosen für die tägliche Ölnachfrage 2022 und 2023 mit 99,7 und 101,8 Milliarden Barrel, senkte aber ihre Vorhersage für das Wachstum der täglichen Nachfrage um 100.000 auf 2,0 Millionen Barrel. Die Prognose des Nachfragewachstums 2023 wurde mit 2,1 Millionen Barrel bestätigt.
IMK: Immer mehr Menschen wollen Konsum wegen teurer Energie einschränken
Immer mehr Menschen in Deutschland empfinden die hohen Energiepreise laut einer Studie des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) als erhebliche finanzielle Belastung. Das gelte insbesondere für Verbraucherinnen und Verbraucher, die Gas beziehen: Fast zwei Drittel von ihnen bezeichneten die Kosten dafür mittlerweile als "eher schwere" oder "sehr schwere" Belastung. Unter Haushalten, die mit Öl heizen, liege die entsprechende Quote aktuell bei knapp 50 Prozent, im Fall von Fernwärme bei knapp 40 Prozent. Laut Berechnungen des IMK dürfte die deutsche Volkswirtschaft 2023 insgesamt um mehr als 200 Milliarden Euro belastet werden, die im Zuge der Energiepreisexplosion ins Ausland abfließen.
Bund erwägt notfalls Komplettverstaatlichung von Uniper - Agentur
Die Bundesregierung erwägt nach Informationen von Bloomberg, eine Mehrheit am Versorger Uniper zu übernehmen und damit einen deutlich höheren Anteil als im Juli mit dem Rettungspaket vereinbart. Uniper brauche über die vereinbarten Hilfen hinaus weitere Unterstützung, zitiert die Nachrichtenagentur mit der Situation vertraute Personen. Berlin sei auch bereit, den größten Gasimporteur des Landes vollständig zu verstaatlichen, falls dies notwendig werde, um einen Zusammenbruch der Energieversorgung zu verhindern.
Gewinnabschöpfung bei EU-Stromerzeugern soll 140 Mrd Euro bringen
Die EU-Kommission verspricht den Mitgliedsländern hohe Einnahmen durch die geplante Abschöpfung der Gewinne von Stromerzeugern. Dieser "Vorschlag wird den Mitgliedstaaten mehr als 140 Milliarden Euro einbringen", sagte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Mittwoch in Straßburg in ihrer Rede zur Lage der EU. Das Geld werde "denjenigen zugutekommen, die es am meisten brauchen". Die EU-Kommission hat den 27 Mitgliedstaaten eine Gewinn-Deckelung für Stromerzeuger als eine von mehreren kurzfristigen Maßnahmen gegen die hohen Energiepreise vorgeschlagen. Hintergrund ist, dass billig produzierende Stromerzeuger etwa im Bereich der erneuerbaren Energien satte Gewinne einfahren, weil auf dem europäischen Strommarkt das Merit-Order-Prinzip gilt: Der Preis wird durch das am teuersten produzierende Kraftwerk bestimmt, derzeit also durch Gaskraftwerke.
Bundeskabinett beschließt Maßnahmen zur Steigerung der Ökostromproduktion
Das Bundeskabinett hat Plänen zur kurzfristigen Steigerungen der Ökostromproduktion und der Transportkapazitäten im Stromnetz zugestimmt. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) erklärte, die Maßnahmen sollen zur Reduktion des Gasverbrauchs in den beiden kommenden Wintern beitragen. Außerdem werde damit die Einspeisung von verflüssigtem Gas im Winter 2022/2023 weiter abgesichert. Der Bundesverband für Solarwirtschaft forderte unterdessen Nachbesserungen in Form von längeren Realisierungsfristen und weniger restriktiven Standortregelungen für Solarparks.
Von der Leyen kündigt EU-Reserven für seltene Rohstoffe an
Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat das Anlegen "strategischer Reserven" von Seltenen Erden und Lithium für die EU angekündigt. Europa müsse eine erneute Abhängigkeit "wie bei Öl und Gas" vermeiden, sagte von der Leyen am Mittwoch in Straßburg bei ihrer jährlichen Rede zur Lage der EU. Der Bedarf der Europäischen Union an Seltenen Erden werde sich bis zum Jahr 2030 verfünffachen.
Erste Tarifrunde der Metaller endet in Sachsen ohne Annäherung
Ohne eine Annäherung ist am Mittwoch die erste Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie für die Beschäftigten in Sachsen zu Ende gegangen. Die Gewerkschaft IG Metall, die mit Forderungen nach einem Lohnplus von acht Prozent in die Gespräche gegangen war, forderte die Arbeitgeber auf, ein "verhandlungsfähiges Angebot vorzulegen". Nach vier Jahren ohne Erhöhung sei vor dem Hintergrund der steigenden Lebenshaltungskosten ein "deutliches Lohnplus überfällig".
Bundeskabinett stimmt der Einführung des Bürgergelds zu
Das Bundeskabinett hat am Mittwoch der Einführung des Bürgergelds zugestimmt. Diese neue Form der Grundsicherung soll ab Januar 2023 das jetzige Hartz-IV-System ablösen. Die Regelsätze werden schneller als bisher an die Inflation angepasst. Der Regelsatz wird für Alleinstehende um rund 50 Euro auf 502 Euro erhöht. Innerhalb der ersten sechs Monate soll weitgehend auf Sanktionen verzichtet werden, etwa wenn Leistungsbezieher eine zumutbare Arbeit ablehnen. Bei Versäumnisse eines Termins sollen Leistungskürzungen aber weiter möglich sein. Das Nachholen von Berufsabschlüssen soll künftig drei statt zwei Jahre gefördert werden. Außerdem ist eine Weiterbildungsprämie vorgesehen.
Generalinspekteur warnt vor zu großer Euphorie bei ukrainischen Militär-Erfolgen
Bundeswehr-Generalinspekteur General Eberhard Zorn hat davor gewarnt, die jüngsten Erfolge der Ukraine im Krieg gegen Russland bereits als umfassende Gegenoffensive zu sehen. "Ich bin mit den Begriffen vorsichtig", sagte er nach Angaben vom Mittwoch dem Nachrichtenmagazin Focus. Er sehe allenfalls "Gegenstöße, mit denen man Orte oder einzelne Frontabschnitte zurückgewinnen, aber nicht Russland auf breiter Front zurückdrängen kann".
Armenien und Aserbaidschan werfen sich Verstöße gegen Feuerpause vor
Einen Tag nach den schweren Kämpfen zwischen Armenien und Aserbaidschan haben sich die Kaukasusrepubliken gegenseitig Verstöße gegen die vereinbarte Feuerpause vorgeworfen. "Der Feind hat seinen Angriff unter Einsatz von Artillerie, Mörsern und großkalibrigen Schusswaffen" gegen Dschermuk wieder aufgenommen, teilte das armenische Verteidigungsministerium am Mittwoch mit. Das aserbaidschanische Verteidigungsministerium beschuldigte seinerseits Armenien, aserbaidschanische Stellungen in der Nähe von Kelbadschar und Latschin beschossen zu haben.
Chinas Präsident Xi reist für Staatsbesuch nach Kasachstan
Der chinesische Präsident Xi Jinping ist zu seinem ersten Auslandsbesuch seit Ausbruch der Corona-Pandemie nach Kasachstan gereist. Xi wurde am Mittwochmorgen vom kasachischen Präsidenten Kassym-Schomart Tokajew in der Hauptstadt Nur-Sultan empfangen, wie ein AFP-Reporter berichtete. Im Anschluss wird Xi nach Usbekistan weiterreisen, wo er am 15. und 16. September an einem Gipfeltreffen der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SCO) teilnimmt. Dort wird er auch mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zusammentreffen.
USA
MBA Market Index Woche per 9. Sep -1,2% auf 255 (Vorwoche: 258,1)
MBA Purchase Index Woche per 9. Sep +0,2% auf 198,1 (Vorwoche: 197,8)
MBA Refinance Index Woche per 9. Sep -4,2% auf 532,9 (Vorwoche: 556,4)
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September 14, 2022 07:30 ET (11:30 GMT)
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