DJ IMK: Gaspreisdeckel für Haushalte kostet 2023 bis zu knapp 37 Mrd Euro
BERLIN (Dow Jones)--Ein Gaspreisdeckel für den Grundverbrauch der deutschen Privathaushalte kostet den Staat laut einer Berechnung des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) je nach Ausgestaltung im kommenden Jahr zwischen 15,6 Milliarden Euro und 36,5 Milliarden Euro. Am günstigsten würde solch ein Gaspreisdeckel, wenn man bei dem subventionierten Grundverbrauch neben der Größe der Wohnung oder des Hauses auch die Zahl der Bewohner berücksichtigt, wie die Studie des IMK der Hans-Böckler-Stiftung ergab.
Knapp doppelt so teuer wäre ein Gaspreisdeckel, der als Referenz den Vorjahresverbrauch (beispielsweise 80 Prozent davon) benutzt. In diesem Modell wäre die Entlastungswirkung dann aber laut IMK absolut und entsprechend auch für Haushalte mit mittleren und größeren Wohnungsflächen und damit hohem Gasverbrauch pro Person deutlich größer.
Die Auswirkung des Gaspreisdeckels ist enorm, da knapp die Hälfte der deutschen Privathaushalte mit Gas heizt und/oder kocht. Die Bundesregierung hat am Vortag einen Abwehrschirm in Höhe von 200 Milliarden Euro zur Senkung der Strom- und Gaspreise vorstellt. Details zur Ausgestaltung soll eine Gas-Kommission in den kommenden Tagen und Wochen erarbeiten.
"Die Bundesregierung hat sich mit ihren Beschlüssen von gestern erstmals klar zu einer Gaspreisbremse beziehungsweise einem Gaspreisdeckel bekannt und einen tragfähigen Weg für die Finanzierung aufgezeigt. Das ist gut, denn Strompreis- und Gaspreisbremsen haben das Potenzial, drohende massive Mehrbelastungen für Privathaushalte und Unternehmen wirksam abzumildern und zudem die Inflationsrate spürbar zu senken", sagte Sebastian Dullien, wissenschaftlicher Direktor des IMK. Die Entlastungswirkung eines Gaspreisdeckels hänge davon ab, welche Gasmengen bei welchem Preis gedeckelt werden. Hier könne es große Unterschiede geben.
Das IMK erwartet, dass sich aufgrund der Future-Preise auf den Energiemärkten die Gas-Heizkosten bis Ende 2023 gegenüber dem Niveau von 2019 fast verfünffachen dürften.
"Preisdeckel für den Grundverbrauch können diese enorme Zusatzbelastung dämpfen und gleichzeitig die gemessene Inflationsrate senken. Das kann dabei helfen, eine tiefe Rezession als Folge von drastischen Konsumeinschränkungen zu verhindern", so das IMK.
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September 30, 2022 04:31 ET (08:31 GMT)
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