DJ ÜBERBLICK am Mittag/Konjunktur, Zentralbanken, Politik
Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires
Sentix-Konjunkturindex Deutschland auf tiefstem Stand seit 2009
Investoren beurteilen Lage und Aussichten der deutschen Wirtschaft nach Aussage des Beratungsunternehmens Sentix als katastrophal. Der von Sentix erhobene Konjunkturindex sinkt im Oktober auf minus 37,4 (minus 29,9) Punkte, den tiefsten Wert seit März 2009. Der Lageindex geht auf minus 33,5 (minus 23,5) Punkte zurück und der Erwartungsindex auf ein Allzeittief von minus 41,3 (minus 36,0) Punkte. "Die Sentix-Konjunkturdaten für Deutschland signalisieren einen katastrophalen Zustand der wirtschaftlichen Verfassung", schreibt Sentix-Geschäftsführer Manfred Hübner in der Veröffentlichung.
HWWI-Rohstoffpreisindex sinkt im September
Der Rohstoffpreisindex des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI) ist im September um 3,9 Prozent gegenüber Vormonat gefallen. Mit Ausnahme des Teilindexes für Nahrungs- und Genussmittel sanken alle Segmente, am stärksten die Industrierohstoffe mit 5,9 Prozent. Aber auch die Energierohstoffe fielen um 4 Prozent. "Die Lage auf den Rohstoffmärkten wird weiterhin maßgeblich durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine bestimmt. In einigen Märkten, zum Beispiel beim Rohöl und bei den Industrierohstoffen, wird inzwischen die zunächst preistreibende Wirkung aufgrund von Verknappung und spekulativem Überschießen der Nachfrage in der Anfangsphase des Krieges durch trübere Wachstumsaussichten gebremst", sagte HWWI-Rohstoffexpertin Marina Eurich.
IWH: Gut ein Drittel mehr Insolvenzen als im Vorjahr - Tendenz steigend
Nach einem deutlichen Rückgang der Insolvenzen während der Corona-Pandemie gehen nun aufgrund der schwierigen ökonomischen Lage immer mehr Firmen pleite. Laut einer aktuellen Analyse des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) liegt die Zahl der Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften im September 34 Prozent über dem Vorjahreswert. Für den Herbst sei mit weiter zunehmenden Insolvenzzahlen zu rechnen.
EZB und PBoC verlängern Währungs-Swap-Vereinbarung um drei Jahre
Die Europäische Zentralbank (EZB) und die People's Bank of China (PBoC) haben ihre Währungs-Swap-Vereinbarung um drei Jahre bis 8. Oktober 2025 verlängert. Laut Mitteilung der EZB hat die Vereinbarung ein Maximalvolumen von 350 Milliarden Yuan beziehungsweise 45 Milliarden Euro. Die Mittel dienen als Sicherheit für den Fall, dass es bei Banken des Euroraums zu einer Verknappung von Renminbi kommen sollte.
ING: EZB beendet APP-Reinvestitionen im 4Q 2023
Die Europäische Zentralbank (EZB) wird nach Einschätzung der ING-Analysten Carsten Brzeski und Antoine Bouvet ab dem zweiten Quartal 2023 eine gezielte Verkleinerung ihrer Bilanzsumme in Angriff nehmen. "Ausgehend von den jüngsten Aussagen von EZB-Präsidentin Christine Lagarde erwarten wir ein allmähliches Ende der APP-Reinvestitionen zwischen dem zweiten und dem vierten Quartal", schreiben sie in einem Kommentar. Auf eine Reduzierung der Wiederanlage auf 50 Prozent der Tilgungsbeträge fällig gewordener Papiere im zweiten und dritten Quartal könnte im vierten Quartal ein kompletter Stopp folgen, meinen sie.
Emmi stellt ab 14. November Ersatzzins für Euribor zur Verfügung
Das European Money Markets Institute (Emmi) stellt einen Ersatzzins für den Euribor (Euro Interbank Offered Rate) zur Verfügung. Der EFTERM genannte Satz wird ab dem 14. November zur Verfügung gestellt und kann den Euribor im Notfall ersetzen. Der Euribor basiert auf den Zinsen, die Banken voneinander bei unbesicherten Krediten fordern. Er wird täglich auf Basis einer Umfrage bei einer Gruppe von Instituten ermittelt und dient als Referenzzins für auf Euro lautende Kredite.
BoE erhöht tägliches Auktionsvolumen bei Gilt-Käufen
Die Bank of England (BoE) bietet an, langlaufende britische Staatsanleihen in größerem Umfang zu kaufen, da sich ein Programm, das die Spannungen auf dem Finanzmarkt lindern soll, dem Ende zuneigt. Die BoE erklärte auch, dass sie Schritte unternehmen wird, um britische Pensionsfonds weiterhin zu unterstützen.
Gas-Kommission empfiehlt Entlastungspaket im Volumen von 96 Mrd Euro
Die Gaspreis-Kommission hat der Bundesregierung ein zweistufiges Modell zur Entlastung bei den Gaspreisen vorgeschlagen. In einem ersten Schritt soll der Staat im Dezember einmalig die jeweilige Abschlagszahlung der Gas- und Fernwärmekunden übernehmen. In einem zweiten Schritt sollte für Haushalte und kleinere Unternehmen ab Frühjahr 2023 bis mindestens Ende April 2024 eine Preisbremse für ein bestimmtes Kontingent an Gas- und Wärmeverbrauch eingeführt werden. Insgesamt beläuft sich das Entlastungsvolumen durch diese Vorschläge auf rund 96 Milliarden Euro, wie Kommissionsmitglied Michael Vassiliadis, der auch Vorsitzende Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IGBCE) ist, erklärte.
Mützenich: Gaspreisbremse ist "wichtiges Signal"
SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich begrüßt den Vorschlag der Gas-Kommission von Einmalzahlungen zur Dämpfung der Gaspreise. "Das wäre ein wichtiges Signal", sagt er in der ARD. Man müsse sich nun genauer anschauen, ob man dies ins Steuersystem integrieren und damit sozial abgestuft umsetzen könne, fügt er zu den Überlegungen der Gaspreiskommission hinzu.
Hebestreit: Vorschläge der Kommission sind sehr gute Grundlage
Regierungssprecher Steffen Hebestreit hat die Vorschläge der Gaspreis-Kommission als "gute Grundlage" für die Umsetzung der geplanten Gaspreisbremse bezeichnet. Bundeskanzleramt, Bundeswirtschaftsministerium und Bundesfinanzministerium würden die Vorschläge nun zügig prüfen und an der Umsetzung der Vorschläge arbeiten. Dies werde mehrere Tage dauern. Auch Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) bewertete die Vorschläge positiv. "Wir werden die Ergebnisse jetzt natürlich sichten und dann aber sehr rasch und sehr weitgehend umsetzen", sagte Lindner.
Lindner: Ampel hat insgesamt ein Problem, nicht nur FDP
FDP-Chef und Bundesfinanzminister Christian Lindner hat das Ergebnis der Landtagswahl in Niedersachsen als Problem für die Ampel-Koalition im Bund insgesamt und nicht nur für die FDP gewertet. "Die Ampel insgesamt hat an Legitimation verloren", sagte Lindner bei einer Pressekonferenz nach einer Sitzung des FDP-Präsidiums in Berlin. Die Verluste von FDP und SPD würden nicht aufgewogen durch die Gewinne bei den Grünen, betonte der FDP-Vorsitzende. Von daher habe die Ampel "insgesamt ein Problem".
BSI-Chef Schönbohm wird abgelöst - AFP
Der wegen seiner angeblichen Kontakte zu russischen Geheimdienstkreisen in die Kritik geratene Chef des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnologe (BSI), Arne Schönbohm, wird abgelöst. Es solle ein zeitnaher Wechsel im Amt des BSI-Präsidenten erfolgen, erfuhr die Nachrichtenagentur AFP aus Regierungskreisen. Einem Bericht zufolge soll Schönbohm Kontakte zu einem Verein mit dem Namen Cyber-Sicherheitsrat Deutschland pflegen, der mit russischen Geheimdienstkreisen in Verbindung stehen soll.
Raketenangriffe auf Kiew, Lwiw und andere Städte
Die ukrainische Hauptstadt Kiew, die westukrainische Stadt Lwiw und mehrere weitere Städte in der Ukraine sind am Montagmorgen von Raketenangriffen erschüttert worden. "Die Ukraine steht unter Raketenbeschuss", erklärte der stellvertretende Leiter des ukrainischen Präsidialamtes, Kyrylo Tymoschenko. Aus "vielen" Städten würden Angriffe gemeldet. Zum ersten Mal seit Monaten wurden auch Kiew und Lwiw angegriffen. Laut Präsident Wolodymyr Selenskyj gab es bei der Angriffsserie Tote und Verletzte. Kiew wurde im morgendlichen Berufsverkehr von mehreren heftigen Explsionen erschüttert. Laut Bürgermeister Vitali Klitschko trafen die Explosionen den Innenstadtbezirk Schewtschenkiwskyj.
Lukaschenko: Belarus und Russland werden gemeinsame Truppen aufstellen
Belarus und Russland werden nach Angaben des belarussischen Staatschefs Alexander Lukaschenko gemeinsame Truppen aufstellen. "Wir haben beschlossen, einen regionalen Verbund der Russischen Föderation und der Republik Belarus aufzustellen", sagte Lukaschenko laut der staatlichen belarussischen Nachrichtenagentur Beta, ohne allerdings Angaben zu deren Standort zu machen. Der Ukraine warf er vor, einen Angriff auf Belarus vorzubereiten, weshalb diese Entscheidung nun getroffen worden sei.
Bundesregierung: G7 beraten Dienstag per Video über Ukraine
Die sieben führenden demokratischen Industriestaaten (G7) werden am Dienstag um 14.00 Uhr in einer Videoschalte über die Entwicklung in der Ukraine beraten. Das kündigte Regierungssprecher Steffen Hebestreit bei einer Pressekonferenz in Berlin an. Am Anfang werde auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj daran teilnehmen, erklärte Hebestreit. Die Bundesregierung verurteile die russischen Raketenangriffe auf Städte in der Ukraine "auf das Schärfste", sagte Hebestreit. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) habe zugesagt, notwendige Hilfen zur "Wiederherstellung der zivilen Infrastruktur" zu leisten.
DJG/DJN/AFP/apo
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October 10, 2022 07:30 ET (11:30 GMT)
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