DJ MORNING BRIEFING - Deutschland/Europa
Der Markt-Überblick am Morgen, zusammengestellt von Dow Jones Newswires.
TAGESTHEMA
Die US-Notenbanker haben sich bei ihrer Ratssitzung am 20./21. September besorgt über die anhaltend hohe Inflation gezeigt. Sie erwarteten, dass eine Senkung der Preise und Löhne wahrscheinlich eine Abschwächung des Arbeitsmarktes erfordern würde, wie aus dem Protokoll der Sitzung hervorgeht. Viele Notenbanker revidierten ihre Annahmen für die zu erwartenden Zinserhöhungen nach oben, obwohl einige eine größere Vorsicht vor übertriebenen Erhöhungen aufgrund erhöhter Risiken wirtschaftlicher und finanzieller Volatilität signalisierten. "Ein beträchtlicher Teil der Wirtschaftstätigkeit hat noch keine nennenswerte Reaktion gezeigt", heißt es im Fed-Protokoll. "Die Inflation hat noch nicht nennenswert auf eine Straffung der Politik reagiert". Viele Teilnehmer betonten den weiteren Angaben zufolge, dass die Kosten eines zu geringen Eingriffs in die Inflationsbekämpfung die Kosten eines zu großen Eingriffs wahrscheinlich überwögen. Die Fed geht davon aus, dass sich die Konjunktur bei steigenden Zinssätzen abschwächen werde, stellte aber fest, dass der Arbeitsmarkt nach wie vor extrem angespannt sei. Die Fed-Beamten äußerten auch die Sorge, dass die Ölpreise wieder steigen könnten, dass sich die Versorgungsketten nicht so schnell wie erwartet erholen würden und dass steigende Löhne die Inflation verschärfen könnten.
AUSBLICK UNTERNEHMEN
Termine:
07:00 DE/Südzucker AG, Ergebnis 1H
08:00 GB/Easyjet plc, Zwischenbericht zum Jahresergebnis
08:00 TW/Taiwan Semiconductor Manufacturing Co Ltd (TSMC),
Ergebnis 3Q
12:15 US/Blackrock Inc, Ergebnis 3Q
AUSBLICK KONJUNKTUR
- DE 08:00 Verbraucherpreise (endgültig) September PROGNOSE: +1,9% gg Vm/+10,0% gg Vj vorläufig: +1,9% gg Vm/+10,0% gg Vj zuvor: +0,3% gg Vm/+ 7,9% gg Vj HVPI PROGNOSE: +2,2% gg Vm/+10,9% gg Vj vorläufig: +2,2% gg Vm/+10,9% gg Vj zuvor: +0,4% gg Vm/+ 8,8% gg Vj - US 14:30 Erstanträge Arbeitslosenhilfe (Woche) PROGNOSE: 225.000 zuvor: 219.000 14:30 Verbraucherpreise September PROGNOSE: +0,3% gg Vm/+8,1% gg Vj zuvor: +0,1% gg Vm/+8,3% gg Vj Verbraucherpreise Kernrate PROGNOSE: +0,4% gg Vm/+6,5% gg Vj zuvor: +0,6% gg Vm/+6,3% gg Vj 17:00 Rohöllagerbestandsdaten (Woche) der staatlichen Energy Information Administration (EIA)
ÜBERSICHT FUTURES / INDIZES
Aktuell: INDEX Stand +/- DAX-Future 12.154,00 -0,3% E-Mini-Future S&P-500 3.589,75 +0,0% E-Mini-Future Nsdq-100 10.832,75 -0,1% Nikkei-225 26.256,97 -0,5% Schanghai-Composite 3.021,41 -0,1% Hang-Seng-Index 16.502,55 -1,2% +/- Ticks Bund -Future 136,21 -22 Vortag: INDEX Schluss +/- DAX 12.172,26 -0,4% DAX-Future 12.187,00 +0,1% XDAX 12.170,23 +0,1% MDAX 21.894,40 -1,3% TecDAX 2.664,44 -1,0% EuroStoxx50 3.331,53 -0,3% Stoxx50 3.344,87 -0,1% Dow-Jones 29.210,85 -0,1% S&P-500-Index 3.577,03 -0,3% Nasdaq-Comp. 10.417,10 -0,1% EUREX zuletzt +/- Ticks Bund-Future 136,43% +59
FINANZMÄRKTE
EUROPA
Ausblick: Mit einem wenig veränderten Start rechnen Marktteilnehmer. Der DAX dürfte in der jüngsten Spanne um 12.200 Punkte auf die Verbraucherpreisdaten aus den USA warten. Zunächst laden weder das Umfeld noch die Vorlagen zu größeren Positionsveränderungen im DAX oder im Euro-Stoxx-50 ein. Der Euro tendiert am Morgen kaum verändert an der Marke von 0,97 Dollar, die Renditen liegen knapp unter den Mittwochhochs, die Ölpreise treten auf der Stelle, und die Vorlagen aus Asien sind in engen Grenzen uneinheitlich. Die Preisdaten dürften dann die Weichen für die weitere Entwicklung stellen. Sollten die Preise langsamer gestiegen sein und in der Folge die Renditen von den jüngsten Mehrjahreshochs zurückkommen, dürften die Kurse an den Aktienmärkten deutlich steigen. Bei unerwartet hohen Inflationsdaten seien dagegen weiter steigende Renditen wahrscheinlich und sinkende Aktienkurse.
Rückblick: Etwas leichter - Ein etwas stärker als erwartet ausgefallene Anstieg der US-Erzeugerpreise stoppte eine da noch zaghafte Erholung an den europäischen Börsen. Auf die Stimmung drückte vor allem die Reaktion an den Anleihenmärkten: Dort zogen die Renditen an, bei den 10-jährigen Bundesanleihen zeitweise auf den höchsten Stand seit 2011, bevor sie zum Ende des Handels wiederetwas deutlicher zurückkam. Für Philips ging es nach einer Gewinnwarnung um 12,3 Prozent nach unten. Im Sog von Philips verbilligten sich im DAX Siemens Healthineers um 4,8 Prozent. Gut kamen neue Umsatzzahlen von LVMH (+1,9%) an. Experten sprachen von einem positiven Signal für die ganze Branche. Hermes gewannen 1,8 und Dior 2 Prozent.
DAX/MDAX/TECDAX
Etwas leichter - Im DAX stiegen BASF um 1,6 Prozent, nachdem der Zwischenbericht mit Erleichterung aufgenommen wurde. Zum einen fiel das bereinigte EBIT mit 1,35 Milliarden Euro 50 Millionen über dem Konsens aus, zum anderen wurde der Ausblick bekräftigt. Daneben stiegen Bayer ebenfalls um 1,6 und Covestro um 1,5 Prozent. Auf der anderen Seite standen Immobilienwerte stark unter Druck. So gaben Vonovia 5,5 Prozent ab und fielen auf den tiefsten Stand seit acht Jahren. LEG Immobilien sackten um 6,3 Prozent ab, und TAG Immobilien brachen um 13 Prozent ein. "Immobilienwerte sind in dem Umfeld steigender Zinsen, teilweise bereits fallender Preise, stornierter Bauprojekte und Materialengpässen einfach out", so ein Marktteilnehmer. Als "solide" wurden die Zahlen zum dritten Quartal von Gerresheimer (+2,7%) eingestuft. Cropenergies (+10%) hat im zweiten Quartal einen Rekordumsatz erzielt und das operative Ergebnis verdreifacht. Klöckner & Co brachen nach einer Gewinnwarnung um 7,7 Prozent ein.
XETRA-NACHBÖRSE
Laut einem Händler von Lang & Schwarz gab es keine Auffälligkeiten bei Einzelwerten.
USA - AKTIEN
Knapp behauptet - Zum Handelsschluss rutschten die Aktienkurse knapp ins Minus. Relative Ruhe bei den Anleihen verhinderte höhere Verluste, die Renditen sanken sogar, obwohl es durchaus Gründe für steigende Marktzinsen gab. Die Erzeugerpreise waren im September höher als erwartet ausgefallen und das Sitzungsprotokoll der jüngsten Fed-Sitzung ließ kaum Zweifel an der Entschlossenheit der Fed zu weiteren Zinserhöhungen im Kampf gegen die Inflation. Intel legten 1,2 Prozent zu, weil PÜläne zum Abbau tausender Stellen gut ankamen. Zudem gibt sich Intel eine neue Struktur. Moderna zogen um 8,3 Prozent an. Merck & Co (-0,7%) hatte mitgeteilt, eine Option auf eine Partnerschaft mit dem Impfstoffhersteller bei einem Krebsimpfstoff auszuüben. Pepsico verbuchte ein über den Erwartungen liegendes Quartalsergebnis und hob seine Prognosen an. Der Kurs stieg um 4,2 Prozent.
USA - ANLEIHEN
US-Anleihen Laufzeit Rendite Bp zu VT Rendite VT +/-Bp YTD 2 Jahre 4,29 -0,4 4,29 355,7 5 Jahre 4,12 -6,0 4,18 285,6 7 Jahre 4,03 -5,1 4,08 259,2 10 Jahre 3,90 -4,2 3,94 239,1 30 Jahre 3,88 -4,6 3,92 197,9
Die Anleger warteten auf die am Donnerstag anstehenden Verbraucherpreise als maßgeblich wichtigeres Datum als die etwas höher als gedacht ausgefallenen Erzeugerpreise, hieß es. Dazu hieß es mit Blick auf das Fed-Protokoll, dass es unter den US-Notenbankern auch mahnende Stimmen gegeben habe, die eine größere Vorsicht vor übertriebenen Leitzinsanhebungen signalisierten. Dies drückte die Renditen nach einem volatilen Handelsverlauf noch etwas.
DEVISENMARKT
zuletzt +/- % 0:00 Uhr Mi, 17:34 Uhr % YTD EUR/USD 0,9702 -0,0% 0,9706 0,9708 -14,7% EUR/JPY 142,50 -0,0% 142,54 142,61 +8,9% EUR/CHF 1,0023 -0,0% 1,0025 1,0026 -6,7% EUR/GBP 0,8752 +0,1% 0,8743 0,8765 +4,2% USD/JPY 146,87 -0,0% 146,87 146,91 +27,6% GBP/USD 1,1086 -0,1% 1,1100 1,1076 -18,1% USD/CNH 7,1857 +0,1% 7,1752 7,1800 +13,1% Bitcoin BTC/USD 19.069,90 -0,6% 19.180,07 19.108,09 -58,8% YTD bezogen auf Schlusskurs des Vortags
Der Dollar stagnierte und kam mit den gesunkenen Marktzinsen von den Tageshochs zurück. Der Dollarindex zeigte sich auf Tagessicht nahezu unverändert.
ROHSTOFFE
ÖL / GAS
ROHOEL zuletzt VT-Settlem. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 87,23 87,27 -0,0% -0,04 +23,9% Brent/ICE 92,63 92,45 +0,2% +0,18 +25,9% YTD bezogen auf Schlusskurs des Vortags
Die Ölpreise gaben erneut nach - um bis zu 2,5 Prozent. Sie schlossen auf dem tiefsten Stand seit über einer Woche, nachdem das Erdölkartell Opec den Ausblick für das Nachfragewachstum gesenkt hatte. Damit reagierte die Gruppe auf die globalen Rezessionssorgen.
METALLE
zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.669,64 1.673,20 -0,2% -3,56 -8,7% Silber (Spot) 18,98 19,08 -0,5% -0,09 -18,6% Platin (Spot) 884,45 883,50 +0,1% +0,95 -8,9% Kupfer-Future 3,43 3,44 -0,1% -0,00 -22,4% YTD bezogen auf Schlusskurs des Vortags
Der Goldpreis verbesserte sich mit den sinkenden Marktzinsen um ein halbes Prozent.
MELDUNGEN SEIT MITTWOCH 17.30 UHR
GROSSBRITANNIEN
Die britische Premierministerin Liz Truss hält an ihrem Plan fest, gleichzeitig die Steuern zu senken und die öffentlichen Ausgaben nicht zu kürzen.
JAPAN - Währungspolitik
Der japanische Finanzminister Shunichi Suzuki hat seine Besorgnis über die starke Abwertung des Yen bekräftigt und die Bereitschaft der Regierung zu einer erneuten Intervention an den Devisenmärkten angedeutet.
NORDKOREA
hat Medienberichten zufolge zwei strategische Marschflugkörper mit großer Reichweite getestet. Nordkorea hatte in den vergangenen Wochen mehrere ballistische Raketen abgefeuert, von denen eine über Japan hinweg flog. Die Tests lösten international Empörung aus.
RUSSLAND
Die UN-Vollversammlung hat mit überwältigender Mehrheit Russlands "illegale Annexionen" in der Ukraine verurteilt. 143 UN-Mitgliedstaaten stimmten am Mittwoch auf einer Dringlichkeitssitzung zur erklärten Annexion der ukrainischen Regionen Luhansk, Donezk, Cherson und Saporischschja für eine entsprechende Resolution - nur fünf votierten dagegen. 35 Staaten enthielten sich, darunter China, Indien, Südafrika und Pakistan. Das Ergebnis der Abstimmung zeigt, wie isoliert der Aggressor Russland in der Welt dasteht.
UKRAINE-BLOG
- Großbritannien will der Ukraine Luftabwehrraketen zur Verteidigung gegen Russland liefern. "Die AMRAAM-Raketen (...) werden in den kommenden Wochen für den Einsatz mit den von den USA zugesagten NASAMS-Luftabwehrsystemen bereitgestellt", erklärte das britische Verteidigungsministerium.
- Die Finanzminister der G7-Staaten haben der Ukraine angesichts des russischen Angriffskriegs gegen das Land erneut dauerhafte Unterstützung zugesichert. So werde die Gruppe von sieben führenden demokratischen Industrienationen bei kurzfristigem Finanzierungsbedarf helfen. Die Finanzminister erklärten zudem, "bedeutende Fortschritte" beim Ziel eines Preisdeckels für russisches Erdöl erzielt zu haben, und begrüßten Australiens Teilnahme an dem Vorhaben.
ÖLVORRÄTE USA
Die Rohöllagerbestände in den USA sind in der zurückliegenden Woche stark um 7,1 Millionen Barrel gestiegen, wie aus Daten des privaten American Petroleum Institute (API) hervorgeht. Die Benzinbestände erhöhten sich um 2,0 Millionen Barrel. Für die offiziellen Daten am Donnerstag erwarten Volkswirte beim Rohöl eine Zunahme von 1,0 Millionen und bei Benzin ein Minus von 1,2 Millionen Fass.
IRAN
Die EU-Länder haben sich nach Angaben von Diplomaten auf neue Sanktionen gegen den Iran wegen des gewaltsamen Vorgehens gegen Demonstranten nach dem Tod der 22-jährigen Mahsa Amini geeinigt. Die EU-Außenminister sollen die Sanktionen am Montag offiziell beschließen.
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DJG/raz/flf/gos
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October 13, 2022 01:36 ET (05:36 GMT)
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