DJ ÜBERBLICK am Mittag/Konjunktur, Zentralbanken, Politik
Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires
Euroraum-Inflation steigt im Oktober auf 10,7 Prozent
Die Inflationsrate im Euroraum ist im Oktober auf ein neues Rekordhoch gestiegen. Wie die Statistikbehörde Eurostat in einer ersten Schätzung mitteilte, stiegen die Verbraucherpreise gegenüber dem Vormonat um 1,5 Prozent und lagen um 10,7 (September: 9,9) Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten einen monatlichen Preisanstieg von nur 0,9 Prozent und eine Jahresteuerung von 10,0 Prozent prognostiziert. Die Kernverbraucherpreise ohne Energie- und Nahrungsmittel erhöhten sich um 0,6 und 5,0 (4,8) Prozent. Erwartet worden waren Raten von 0,4 und 4,8 Prozent.
Eurozone-Wirtschaft wächst im dritten Quartal um 0,2 Prozent
Das Wachstum der Eurozone-Wirtschaft hat sich im dritten Quartal 2022 angesichts hoher Energiekosten und steigender Zinsen deutlich verlangsamt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wuchs zwischen Juli und September um 0,2 Prozent gegenüber dem Vorquartal, wie die Statistikbehörde Eurostat in einer ersten Schnellschätzung berichtete. Von Dow Jones Newswires befragte Ökonomen hatten einen Zuwachs um 0,1 Prozent vorausgesagt. Im zweiten Quartal war die Wirtschaft um 0,8 Prozent gewachsen.
Italiens Wachstum übertrifft Erwartungen im dritten Quartal
Italiens Wirtschaft ist im dritten Quartal 2022 zwar gewachsen und hat damit die Erwartungen übertroffen, aber die drittgrößte Volkswirtschaft der Eurozone verlor angesichts einer nachlassenden Nachfrage und höherer Energiekosten an Schwung. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wuchs von Juli bis September um 0,5 Prozent gegenüber dem Vorquartal, wie das Statistikamtes Istat in einer ersten Meldung berichtete. Im zweiten Quartal hatte das BIP-Plus 1,1 Prozent betragen.
Industrie pocht auf mehr europäische Souveränität
Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) hat ein Grundsatzpapier zur Stärkung der europäischen Souveränität vorgelegt. "Risikovorsorge ist in den aktuellen geopolitischen Krisen das Gebot der Stunde", sagte BDI-Präsident Siegfried Russwurm. Einzelne Staaten wendeten sich mehr und mehr von der regelbasierten internationalen Ordnung ab. Die Zusammenarbeit insbesondere mit gewichtigen Volkswirtschaften wie China müsse neu definiert werden. Europa sei mit massiven Rohstoffabhängigkeiten im Bereich der Energierohstoffe, bei kritischen Metallen und Technologien konfrontiert.
Deutscher Einzelhandel verzeichnet Umsatzplus im September
Die Umsätze im deutschen Einzelhandel sind im September wider Erwarten gestiegen. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) auf Basis vorläufiger Daten mitteilte, erhöhten sich die Umsätze nach Abzug der Inflation um 0,9 Prozent gegenüber dem Vormonat. Von Dow Jones Newswires befragte Ökonomen hatten einen Rückgang um 0,5 Prozent prognostiziert. Auf Jahressicht lagen die Umsätze im September preisbereinigt allerdings um 0,9 Prozent niedriger.
VP Bank: Deutsche Einzelhandelsumsätze "Riesenüberraschung"
Thomas Gitzel, der Chefvolkswirt der liechtensteinischen VP Bank, betrachtet den Anstieg der deutschen Einzelhandelsumsätze im September um 0,9 Prozent als "Riesenüberraschung". "Im September saß das Geld locker - trotz hoher Inflationsraten", schreibt Gitzel in einem Kommentar und fügt hinzu: "Dies erklärt auch das unerwartete klare Plus des Bruttoinlandsproduktes im dritten Quartal von 0,3 Prozent." Seiner Einschätzung helfen die hohen Inflationsraten derzeit vielleicht sogar beim Konsum. "Das Motto könnte lauten: Lieber jetzt kaufen bevor es teurer wird."
IAB-Arbeitsmarktbarometer fällt zum sechsten Mal in Folge
Das Arbeitsmarktbarometer des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) ist im Oktober um 0,8 Punkte auf 100,2 Zähler gesunken. Mit dem sechsten Rückgang in Folge liegt der Frühindikator des IAB nur noch knapp über der neutralen Marke von 100 und signalisiert somit nur noch geringfügig positive Aussichten für die Arbeitsmarktentwicklung. Auf europäischer Ebene verzeichnete das Barometer ebenfalls den sechsten Rückgang in Folge und liegt nun mit 99,7 Punkten leicht unterhalb der neutralen Marke von 100 Punkten.
BA: Nachfrage nach Arbeitskräften lässt spürbar nach
Die Nachfrage nach Arbeitskräften in Deutschland hat im Oktober nachgelassen. Der Stellenindex der Bundesagentur für Arbeit (BA-X) sank um 3 Punkte auf 128 Zähler, wie die Bundesagentur mitteilte. "Vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen und politischen Unsicherheiten lässt der Personalbedarf damit weiter spürbar nach", erklärte die BA. "Im Vergleich zum Vorjahresmonat liegt der Stellenindex nur noch 1 Punkt im Plus."
Ifo-Institut: Firmen sehen Existenz weniger bedroht als in Corona-Krise
7,5 Prozent der Unternehmen sehen sich laut einer Umfrage des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung gegenwärtig in ihrer wirtschaftlichen Existenz bedroht. "Während der Corona-Hochphase lagen diese Zahlen deutlich höher, nämlich bei 21,8 Prozent. Angesichts der kräftigen konjunkturellen Abkühlung zeigen sich die Unternehmen sehr robust", sagte Klaus Wohlrabe, Leiter der Ifo-Umfragen. Der Anteil habe sich im Vergleich zu der letzten Erhebung im April nur leicht erhöht, als es 7,1 Prozent waren.
Japan gab 43,1 Milliarden Dollar für Deviseninterventionen aus
Japan hat zwischen dem 29. September und dem 27. Oktober 6,3499 Billionen Yen (43,1 Milliarden Dollar) für Währungsinterventionen ausgegeben, wie Daten des Finanzministeriums zeigen. Die japanische Regierung hatte am 22. September zum ersten Mal seit 24 Jahren Yen-Käufe getätigt. Zu Beginn dieses Monats fiel der Yen erneut stark und erreichte am 21. Oktober mit 151,90 Yen pro Dollar ein 32-Jahrestief.
Banken fragen 1,483 Milliarden Euro weniger EZB-Liquidität nach
Die Nachfrage der Banken des Euroraums nach Liquidität der Europäischen Zentralbank (EZB) hat beim einwöchigen Hauptrefinanzierungsgeschäft abgenommen. Wie die EZB mitteilte, wurden 3,105 Milliarden Euro nach 4,588 Milliarden in der Vorwoche zum Festzinssatz von 2 Prozent zugeteilt. Die Gebote von 18 (Vorwoche: 30) Instituten wurden voll bedient. Die Banken des Euroraums besorgten sich damit 1,483 Milliarden Euro weniger EZB-Liquidität. Das neue Geschäft wird am 2. November valutiert und ist am 9. November fällig. Wegen des Feiertages am Dienstag (Allerheiligen) wurde der Tender bereits am Montag zugeteilt.
Erdogan will sich für Fortsetzung des Getreide-Exportabkommens einsetzen
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan will sich trotz des Rückzugs Russlands für eine Fortsetzung des Abkommens über die ukrainischen Getreideexporte einsetzen. Trotz der "zögerlichen Haltung" Russlands sei die Türkei entschlossen, ihre Bemühungen "im Dienste der Menschlichkeit" fortzusetzen, sagte Erdogan in einer Fernsehansprache. Moskau hatte nach massiven Drohnenangriffen am Samstag auf seine Schwarzmeerflotte auf der Krim das mit den Vereinten Nationen und der Türkei ausgehandelte Getreide-Exportabkommen ausgesetzt. Am Sonntag zog sich Russland auch von den internationalen Kontrollen der Schiffe zurück.
Zwei Getreide-Frachtschiffe haben ukrainische Häfen verlassen
Trotz der Entscheidung Russlands, sich aus dem Getreide-Exportabkommen mit der Ukraine zurückzuziehen, haben zwei Frachtschiffe mit Getreide und anderen landwirtschaftlichen Produkten am Montag ukrainische Häfen verlassen. Nach Angaben der Tracking-Website Marine Traffic fuhren sie über den humanitären Seekorridor in Richtung Türkei. Laut dem internationalen Koordinierungszentrum in Istanbul, das für die Überwachung des Abkommens zuständig ist, sollten insgesamt zwölf Frachtschiffe am Montag in Richtung Türkei und vier weitere in Richtung Ukraine aufbrechen.
Ukraine wirft Russland "massive Angriffe" auf Energie-Infrastruktur vor
Zwei Tage nach den schweren Drohnenangriffen auf Russlands Schwarzmeerflotte ist die Energie-Infrastruktur der Ukraine nach Angaben Kiews erneut Zielscheibe massiver russischer Angriffe. Im mehreren Regionen des Landes stünden "Einrichtungen zur Stromversorgung" unter Beschuss, teilte der stellvertretende Leiter des ukrainischen Präsidialamts, Kyrylo Timoschenko, mit. "Einige der Raketen wurden von der Luftabwehr abgeschossen, andere aber trafen ihr Ziel." Der ukrainischen Armee zufolge feuerte Russland mindestens 50 Raketen ab. I
+++ Konjunkturdaten +++
GB/Nettokreditvergabe Privathaushalte Sep +6,8 Mrd GBP (Aug: +7,3 Mrd GBP)
GB/Nettokreditvergabe für Konsumzwecke Sep +0,7 Mrd GBP (Aug: +1,2 Mrd GBP)
GB/Nettokreditvergabe für Konsumzwecke Sep PROG: +1,0 Mrd GBP
GB/Nettovergabe Hypothekenkredite Sep +6,1 Mrd GBP (Aug: +6,1 Mrd GBP)
GB/Hypothekenkredit-Zusagen Sep 66.789 (Aug: 74.422)
DJG/DJN/AFP/apo
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October 31, 2022 08:30 ET (12:30 GMT)
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