DJ Lindner: Notwendigkeit, globales Schuldenproblem anzugehen, war nie dringender
Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)--Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hat bei einer internationalen Konferenz in Berlin darauf gedrungen, den Fokus in der gegenwärtigen Krise stärker auf das Problem weltweiter Verschuldung zu richten. "Das globale Schuldenproblem war nie verschwunden, aber die Notwendigkeit, es anzugehen, war nie dringender", sagte Lindner in einer Rede auf Englisch bei einer Konferenz des Club de Madrid. An dem Jahrestreffen der internationalen Organisation nahmen auch zahlreiche ehemalige Staats- und Regierungschefs teil.
Lindner verwies unter anderem auf Auswirkungen der US-Zinserhöhung und Dollarentwicklung auf Schwellen- und Entwicklungsländer. "Wir müssen den Fokus auf die weltweite Verschuldung erneuern", verlangte der Bundesfinanzminister. Dies gelte besonders für Niedrigeinkommensländer. Lindner beklagte in diesem Kontext das Verhalten Chinas als Gläubiger. Größte Gläubiger seien üblicherweise westliche Länder gewesen, nun sei auch China eine der größten Gläubigernationen, zeige jedoch "keine Transparenz und keine Kooperation" und habe zum Beispiel Lindners Einladung zum Treffen sieben führender Industrieländer (G7) in Washington zurückgewiesen.
"Wir müssen Wege finden, die finanzielle Stabilität zu sichern", verlangte er. Nötig sei ein glaubhafter Fiskalrahmen. Lindner machte sich zudem für freien Handel stark und äußerte Sorgen wegen des jüngsten US-Inflationsverringerungsgesetzes. "Es geht uns allen besser mit freiem Handel", sagte er. Jedoch sei es an der Zeit, die Welthandelsorganisation WTO zu modernisieren. "Wir sollten unser gemeinsames Potenzial freisetzen", mahnte der Finanzminister. Zudem setzte sich Lindner für eine engere internationale Zusammenarbeit in Klimafragen und bei der Verbesserung der Cybersicherheit ein.
Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com
DJG/ank/sha
(END) Dow Jones Newswires
November 01, 2022 08:22 ET (12:22 GMT)
Copyright (c) 2022 Dow Jones & Company, Inc.