DJ ÜBERBLICK am Morgen/Konjunktur, Zentralbanken, Politik
Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires
Fed deutet langsamere Straffung, aber höheres Zinsniveau an
Die US-Notenbank hat ihren Leitzins um 75 Basispunkte erhöht, um die hohe Inflation zu bekämpfen. Sie kündigte zudem an, dass sie die Zinssätze weiter anheben wolle, möglicherweise auch in kleineren Schritten, aber auf ein höheres Niveau als zuvor erwartet. Der Schlüsselzins steigt auf eine Spanne von 3,75 bis 4,00 Prozent. Zum vierten Mal in Folge hat sie jetzt ihren Leitzins um 75 Basispunkte erhöht. Ökonomen und Börsianer hatten mit dieser Entscheidung gerechnet. Der Beschluss des Federal Open Market Committee (FOMC) fiel einstimmig.
Commerzbank: Fed bleibt bei harter Haltung
Die Fed hat sich nach Ansicht von Commerzbank-Ökonom Bernd Weidensteiner bei ihrer Sitzung sehr nuanciert geäußert, bleibe aber insgesamt bei ihrer harten Haltung gegenüber der Inflation. Einerseits habe sie für die nächsten Schritte ein langsameres Tempo angedeutet. Andererseits sei eine Zinspause kein Thema und es zeichne sich ein höheres Zielniveau für die Zinsen ab als noch bei der letzten Sitzung gedacht. Der Umstand, dass sich die Inflation sehr hartnäckig zeige, habe die Wahrscheinlichkeit einer weichen Landung der US-Wirtschaft verringert.
VP Bank: Fed macht langsamer, aber dafür mehr
Der Chefvolkswirt der liechtensteinischen VP Bank, Thomas Gitzel, sieht eine differenzierte Botschaft der US-Notenbank. Wegen der Risiken einer sehr harten Landung der US-Wirtschaft habe Fed-Chef Jerome Powell nun kleinere Zinsschritte in Aussicht gestellt; im Dezember dürfte deshalb eine Zinserhöhung um lediglich 50 Basispunkte auf der Agenda stehen. Um aber nicht den Eindruck einer lockeren Haltung zu erwecken, habe Powell auch deutlich gemacht, dass die Leitzinsen vermutlich über das Zinsniveau steigen werden, das bislang aus den Projektionen abzulesen war. "Das Motto lautet also: langsamer, aber dafür mehr", resümiert Gitzel.
DWS: Fed öffnet Tür - und schließt sie wieder
Die US-Notenbank hat nach Ansicht von DWS-Ökonom Christian Scherrmann die Tür für eine langsamere Straffung geöffnet - aber ohne taubenhaft zu klingen. Denn Fed-Chef Jerome Powell habe zugleich gesagt, dass der "Endpunkt" für die Zinssätze höchstwahrscheinlich höher sein werde als bislang angenommen.
Caixin/S&P Global: PMI in Chinas Servicesektor im Oktober gesunken
Bei den chinesischen Dienstleistern hat sich die Geschäftsaktivität im Oktober verlangsamt. Der von Caixin Media Co und dem Researchhaus Markit ermittelte Einkaufsmanagerindex (PMI) für den Servicesektor verringerte sich auf 48,4 (September: 49,3) Punkte. Als Hauptgrund für den Rückgang nannte Caixin-Ökonom Wang Zhe die Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus.
Türkische Inflation steigt im Oktober auf 85,5 Prozent
Die jährliche Inflationsrate in der Türkei hat sich im Oktober beschleunigt und den höchsten Stand seit fast 25 Jahren erreicht, da die türkische Zentralbank an einer unorthodoxen Geldpolitik festhält. Die Verbraucherpreise stiegen um 85,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr nach einem Anstieg von 83,5 Prozent im September, wie das nationale Statistikamt Turkstat mitteilte. Dies ist die höchste Inflationsrate seit Juni 1998.
Ifo-Institut: Erwartungen der Autobranche verdüstern sich
Die Geschäftserwartungen für die Autobranche haben sich im Oktober nach einer Umfrage des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung verdüstert. Der Wert sank auf minus 35,3 Punkte, nach minus 6,3 im Vormonat, wie das Institut mitteilte. "Die Sorge um eine ausfallende Nachfrage trifft nun auch die Autohersteller und ihre Zulieferer", sagte Ifo-Industrieökonom Oliver Falck. So seien bei den Herstellern die Aufträge (minus 26,2 Punkte) und die Nachfrage (minus 38,1 Punkte) im Vergleich zum September rückläufig. In der gesamten Branche sank die Bewertung der aktuellen Lage demnach von minus 5,1 auf minus 5,7 Punkte.
Bund und Länder einig über Gas- und Strompreisbremse
Bund und Länder haben sich auf die Gas- und Strompreisbremse verständigt. Bei den Gaspreisen soll die Deckelung bei 12 Cent pro Kilowattstunde liegen, beim Strompreis bei 40 Cent, sagte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) nach den Beratungen mit der Länder-Ministerpräsidentenkonferenz. Dies werde jetzt zusammen mit anderen Regelungen umgesetzt wie eine Abschöpfung von sogenannten Zufallsgewinnen bei Stromproduzenten.
Scholz sagt bei Bund-Länder-Gipfel Milliarden für Flüchtlingsversorgung zu
Die Bundesregierung hat Ländern und Kommunen milliardenschwere Unterstützung bei der Versorgung von Flüchtlingen zugesagt. Wie Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) nach Beratungen mit den Ministerpräsidentinnen und -präsidenten der Länder mitteilte, wird der Bund in diesem und im nächsten Jahr jeweils 1,5 Milliarden Euro zusätzlich zur Verfügung stellen. Zudem wird die Bundesregierung bei Kosten für Flüchtlinge, die nicht aus der Ukraine kommen, ab 2023 dann 1,25 Milliarden Euro pro Jahr bereitstellen.
Polens erster Atomreaktor soll rund 20 Milliarden Euro kosten
Das erste Atomkraftwerk Polens soll nach Angaben der polnischen Regierung rund 20 Milliarden Euro kosten. Das Kabinett in Warschau sprach sich formell für das US-Unternehmen Westinghouse als Bauherrn aus. Nach den Wünschen der polnischen Regierung soll der Atomreaktor im Jahr 2033 in der nördlichen Ortschaft Lubiatowo-Kopalino an der Ostsee ans Netz gehen. Insgesamt will Polen drei Standorte mit jeweils drei Reaktoren einrichten. Damit sollen 30 Prozent des Strombedarfs gedeckt werden.
Biden warnt US-Bürger vor Kongresswahlen vor Gefahr für die Demokratie
Kurz vor den Kongresswahlen in den USA hat Präsident Joe Biden die Wähler davor gewarnt, dass die Demokratie im Land auf dem Spiel stehe. Es träten "auf jeder Regierungsebene in den USA" Menschen an, die "sich nicht dazu verpflichten, die Ergebnisse der Wahlen anzuerkennen, für die sie kandidieren", sagte Biden in einer Fernsehansprache. Dies sei "der Weg zum Chaos in den USA", es sei "noch nie dagewesen", "unrechtmäßig" und "unamerikanisch".
USA fordern nach nordkoreanischen Raketenstarts Einhaltung von Sanktionen
Nach drei weiteren von Südkorea gemeldeten nordkoreanischen Raketenstarts am Donnerstag haben die USA die Weltgemeinschaft zur Durchsetzung von Sanktionen gegen die Regierung in Pjöngjang aufgefordert. Es sei wichtig, dass "alle Staaten die auf Nordkorea bezogenen Sanktionen des UN-Sicherheitsrats umsetzen", die derartige "destabilisierenden Raketentests" unterbinden sollten, sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, Ned Price. China und Russland hatten zuletzt im Mai weitergehende Sanktionen gegen Nordkorea im Sicherheitsrat verhindert.
USA und Südkorea wollen gemeinsame Militärübungen verlängern
Südkorea hat als Reaktion auf den jüngsten Raketentest Nordkoreas angekündigt, die gemeinsamen Militärmanöver mit den USA zu verlängern. Die Luftstreitkräfte beider Länder hätten sich darauf geeinigt, die Ende Oktober begonnenen Übungen unter dem Namen "Vigilant Storm" hinsichtlich "der jüngsten Provokationen des Nordens" zu verlängern, erklärte die südkoreanische Luftwaffe. An dem Manöver sind hunderte Kampfflugzeuge beider Länder beteiligt.
Bolsonaro fordert Anhänger zur Aufhebung von Straßenblockaden auf
Der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro hat seine Anhänger aufgefordert, aus Protest gegen seine Niederlage bei der Präsidentschaftswahl errichtete Straßenblockaden aufzulösen. "Ich appelliere an euch: Gebt die Straßen frei", sagte der rechtsextreme Bolsonaro in einem im Online-Netzwerk Twitter verbreiteten Video. Andere Proteste "an anderen Orten" seien hingegen "willkommen", da sie "Teil des demokratischen Spiels" seien, ergänzte er.
+++ Konjunkturdaten +++
Schweiz Okt Verbraucherpreise +0,1% gg Vormonat
Schweiz Okt Verbraucherpreise +3,0% (PROGNOSE: +3,2%) gg Vorjahr
DJG/DJN/AFP/apo
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November 03, 2022 04:00 ET (08:00 GMT)
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