DJ ÜBERBLICK am Mittag/Konjunktur, Zentralbanken, Politik
Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires
Nagel: EZB darf Zinserhöhungen auf keinen Fall zu früh beenden
Die Europäische Zentralbank (EZB) sollte sich nach Aussage von EZB-Ratsmitglied Joachim Nagel nicht durch eine Rezession von einer Straffung ihrer Geldpolitik abhalten lassen. Nagel sagte bei einer Konferenz in Frankfurt laut veröffentlichtem Redetext: "Das Eurosystem hat den Auftrag, Preisstabilität zu gewährleisten. Daher werde ich mich weiter dafür einsetzen, dass wir als EZB-Rat keinesfalls zu früh nachlassen, dass wir die geldpolitische Normalisierung weiter hartnäckig vorantreiben - auch wenn unsere Maßnahmen die Wirtschaftsentwicklung dämpfen." In einer Situation, in der die Geldpolitik hinter die Kurve gerate, würden die gesamtwirtschaftlichen Kosten deutlich höher sein.
De Guindos: EZB richtet Geldpolitik auch an aktueller Inflation aus
Die Europäische Zentralbank (EZB) richtet ihre geldpolitischen Entscheidungen nach Aussage von EZB-Vizepräsident Luis de Guindos auch an der kurzfristigen Inflationsentwicklung aus. De Guindos sagte in einem Interview mit Politico: "Bei unserer nächsten Sitzung werden wir unsere Entscheidung an den im Dezember anstehenden neuen Projektionen und - neben anderen Indikatoren - an der Eurostat-Schätzung für die Inflation im November ausrichten."
EZB/Enria: Zweitrundeneffekte höherer Zinsen besser prüfen
Die Banken des Euroraums sind sich nach Aussage von Andrea Enria, Chef der EZB-Bankenaufsicht, der wichtigsten Nebenwirkungen der aktuellen geldpolitischen Normalisierung durchaus bewusst. Wie Enria beim Bundesbank-Symposium "Bankenaufsicht im Dialog" in Frankfurt sagte, verfügt aber rund ein Drittel der aktuell von der Europäischen Zentralbank (EZB) überprüften Banken nicht über ordentlich definierte Mechanismen, um die Nebenwirkungen und strukturellen Veränderungen abzuschätzen, die mit dem aktuellen Zinsanstieg einhergehen.
Bundesbank/Wuermeling: Eigenkapitalzuschläge weiter angemessen
Die Anfang des Jahres verhängten höheren Eigenkapitalanforderungen an Banken in Deutschland sind aus Sicht von Bundesbank-Vorstandsmitglied Joachim Wuermeling so lange angemessen, wie es nicht zu einer Vernichtung von Eigenkapital und eine daraus resultierende Einschränkung der Fähigkeit zur Kreditvergabe kommt. "Diese Maßnahmen waren Anfang des Jahres angemessen und sind es aus meiner Sicht immer noch", sagte Wuermeling beim Bundesbank-Symposium "Bankenaufsicht im Dialog" in Frankfurt.
Habeck gegen Elmos-Verkauf wegen Gefahr für öffentliche Sicherheit - Kreise
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sieht chinesische Zukäufe im Bereich von Halbleiter- und Chip-Fertigung kritisch und hat daher nach Angaben des Ministeriums dem Bundeskabinett vorgeschlagen, die Übernahme der Chip-Produktion von Elmos Semiconductor an eine schwedische Tochter chinesischer Investoren zu untersagen. Aus Kreisen des Bundeswirtschaftsministeriums hieß es, dass solch ein Erwerb "eine Gefährdung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit" Deutschlands darstelle. Die Gespräche dazu würden innerhalb der Bundesregierung konstruktiv geführt.
Weil als Ministerpräsident in Niedersachsen wiedergewählt
Gut vier Wochen nach der Landtagswahl in Niedersachsen ist der SPD-Politiker Stephan Weil in seinem Amt als Ministerpräsident bestätigt worden. Im Landtag in Hannover erhielt der 63-Jährige in geheimer Wahl 82 von 145 abgegebenen Stimmen und damit auf Anhieb die erforderliche Mehrheit. Das war eine Stimme mehr, als die Koalitionsfraktionen von SPD und Grünen Abgeordnete haben.
Ifo: Realeinkommensverluste von rund 110 Mrd Euro wegen hoher Energiepreise
Die gestiegenen Gas- und Ölpreise werden der deutschen Volkswirtschaft zwischen 2021 und 2023 insgesamt wohl knapp 110 Milliarden Euro oder 3,0 Prozent der Wirtschaftsleistung eines Jahres kosten. Das ergaben Berechnungen des Münchner Ifo-Instituts. "Nur während der zweiten Ölpreiskrise in den Jahren von 1979 bis 1981 fiel er mit 4 Prozent der Wirtschaftsleistung noch höher aus", sagte Timo Wollmershäuser, Leiter der Ifo Konjunkturprognosen. "Der derzeitige Realeinkommensrückgang dürfte auch in den kommenden Jahren bestehen bleiben."
VDMA-Umfrage: In nächsten sechs Monaten keine Besserung in China in Sicht
Die strikten Covid-19-Massnahmen machen deutschen Maschinenbauern in China erheblich zu schaffen. Sie rechnen für die nächsten sechs Monate wegen der andauernden Zero-Covid Politik mit keiner Besserung für ihr Geschäft in China. Dies zeigen die Ergebnisse der Herbstumfrage des Branchenverbands VDMA unter den in China ansässigen 850 Mitgliedsunternehmen.
Elektro- und Digitalindustrie nach ersten drei Quartalen kräftig im Plus
Die Auftragseingänge in der deutschen Elektro- und Digitalindustrie sind im September 2022 mit einem Minus von 0,1 Prozent auf Vorjahresniveau geblieben, in den gesamten ersten drei Quartalen dieses Jahres gingen aber 11,7 Prozent mehr neue Bestellungen ein als im Vorjahr. Das teilte der ZVEI Verband der Elektro- und Digitalindustrie mit. "Die jüngste Seitwärtsbewegung dürfte dabei vor allem einem Basiseffekt geschuldet sein", sagte ZVEI-Chefvolkswirt Andreas Gontermann.
EuGH: Umweltverbände dürfen gegen Thermofenster klagen
Anerkannte Umweltvereinigungen dürfen gegen die Zulassung von Autos mit Thermofenster vor Gericht vorgehen. Die EU-Mitgliedsstaaten müssten ihnen die Möglichkeit geben, die Beachtung des europäischen Umweltrechts überprüfen zu lassen, entschied der Europäische Gerichtshof (EuGH) in Luxemburg. Es ging um eine Klage der Deutschen Umwelthilfe gegen die Bundesrepublik wegen eines Bescheids des Kraftfahrt-Bundesamtes in Flensburg. (Az. C-873/19)
Vertrauen in IT-Firmen mit Zentralen in Russland schwindet - Bitkom
Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat laut einer Umfrage des Digitalverbands Bitkom das Vertrauen in IT-Anbieter aus Russland fast vollständig zerstört. Aktuell sagen noch 3 Prozent der Internetnutzer, dass sie IT-Herstellern oder IT-Dienstleistern aus Russland vertrauen. Vor einem Jahr lag der Anteil noch bei 13 Prozent. Auch das Vertrauen in Unternehmen aus China hat sich mehr als halbiert, von 7 auf 3 Prozent. Das größte Vertrauen genießen Anbieter aus Deutschland (64 Prozent, 2021: 56 Prozent), gefolgt von den übrigen EU-Staaten (48 Prozent, 2021: 43 Prozent) und Großbritannien (42 Prozent, 2021: 35 Prozent).
Selenskyj nennt Bedingungen für Friedensgespräche
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat erklärt, er sei offen für Verhandlungen mit Russland, wenn diese sich auf die Wahrung der territorialen Integrität der Ukraine, die Entschädigung Kiews und die Verurteilung von Kriegsverbrechern konzentrieren würden. Im Vorfeld seiner Rede zum Weltklimagipfel in Ägypten sagte Selenskyj: "Jeder, der die Klimaagenda ernst nimmt, sollte auch die Notwendigkeit ernst nehmen, die russische Aggression sofort zu stoppen, unsere territoriale Integrität wiederherzustellen und Russland zu echten Friedensgesprächen zu zwingen." US-Regierungsbeamte haben erklärt, es sei Sache der Ukraine, die Bedingungen für eine akzeptable Lösung zu definieren.
Globaler Süden benötigt 2,4 Bio Dollar pro Jahr im Kampf gegen Klimakrise
Der globale Süden benötigt im Kampf gegen die Klimakrise einem Bericht zufolge bis 2030 jährlich 2,4 Billionen Dollar. Rund 1 Billion Dollar müsse von Industrieländern, ausländischen Investoren und multilateralen Entwicklungsbanken kommen, heißt es in einem Bericht im Auftrag Ägyptens und Großbritanniens, dem aktuellen und dem vorhergehenden Gastgeber der UN-Klimakonferenz.
Größter Schaden durch Rückzug USA, Chinas aus Pariser Abkommen-Studie
Ein einseitiger Rückzug der USA und Chinas aus dem Pariser Klimaabkommen könnte den größten Schaden anrichten. Das ergaben Berechnungen für 140 Länder durch Forscher des IfW Kiel und der Universität Bayreuth. Durch einen Austritt alleine der USA könnte sich die angestrebte Reduktion der globalen Emissionen um knapp ein Drittel verringern, so die Studie.
Kongresswahlen in den USA haben begonnen
In den USA haben die weltweit mit Spannung erwarteten Zwischenwahlen zum Kongress begonnen. An der US-Ostküste öffneten am frühen Dienstagmorgen (Ortszeit) die ersten Wahllokale. Den Demokraten von Präsident Joe Biden droht bei den als Midterms bekannten Halbzeitwahlen ein Verlust ihrer Mehrheit in beiden Kongresskammern. Umfragen zufolge dürften die oppositionellen Republikaner von Ex-Präsident Donald Trump die Kontrolle über das Repräsentantenhaus gewinnen. Sie haben auch gute Chancen auf eine Mehrheit im Senat.
+++ Konjunkturdaten +++
Eurozone/Einzelhandelsumsatz Sep +0,4% gg Vm, -0,6% gg Vj
Eurozone/Einzelhandelsumsatz Aug rev unverändert gg Vm, -1,4% gg Vj
DJG/DJN/AFP/apo
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November 08, 2022 07:30 ET (12:30 GMT)
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