DJ Fachkräftelücke in MINT-Berufen liegt bei 326.100
BERLIN (Dow Jones)--Die Fachkräftelücke in den MINT-Berufen bleibt trotz Ukraine-Krieg und der damit verbundenen konjunkturellen Abkühlung auf hohem Niveau. Im Oktober blieben laut einer Studie 326.100 Stellen in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik unbesetzt. Damit erreichte die Fachkräftelücke einen der höchsten Werte für den Monat Oktober, so das Ergebnis der Studie "MINT-Herbstreport" des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW). Engpässe sind demnach in den IT-Berufen und Berufen der Energie- und Elektrotechnik zuletzt stark gestiegen. Im Baubereich nahm die Zahl der unbesetzten Stellen wieder leicht ab.
"Unternehmen erwarten steigende Bedarfe an MINT-Kräften, um die Herausforderungen von Klimaschutz, Digitalisierung und demografischem Wandel zu meistern. Dazu erhöhen der Ukraine-Krieg und steigende Energiepreise den Druck, Geschäftsmodelle anzupassen", sagte IW-Experte Axel Plünnecke. "Eine stärkere Innovationstätigkeit ist der zentrale Hebel, um die Herausforderungen zu meistern."
Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall betonte, die Sicherung des MINT-Nachwuchses sei für die Metall- und Elektroindustrie von zentraler Bedeutung, da 60 Prozent der Beschäftigten in diesem Bereich arbeiten. "Große Sorgen macht uns, dass die Anzahl der Studienanfänger:innen in den MINT-Fächern in den letzten fünf Jahren um rund 13 Prozent gesunken sind und auch viele Lehrstellen in MINT-Berufen nicht besetzt werden können", sagte Indra Hadeler vom BDA.
BDA fordert vereinfachte Fachkräfteeinwanderung
Christina Ramb, Mitglied der Hauptgeschäftsführung der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), betonte, es sei erfreulich, dass der Anteil der Frauen in MINT-Berufen in den letzten Jahren leicht gestiegen sei. Aber ohne weitere Zuwanderung reiche das heimische Potential an MINT-Arbeitskräften nicht aus.
"Ohne Erfolge bei der Zuwanderung in den letzten Jahren würden weitere rund 340.000 MINT-Fachkräfte fehlen. Wir brauchen in Deutschland vereinfachte Regelungen sowie eine Entbürokratisierung bei der Zuwanderung, um weitere Potenziale zu heben", so Ramb.
Edith Wolf und Ekkehard Winter vom Nationalen MINT Forum zeigten sich wegen sinkender Kompetenzen von Schülern in den MINT-Fächern alarmiert. Sie warnten, dass die Chancenungleichheit bereits in der frühen Phase vieler Bildungsbiografien so massiv zunehme, dass für eine große Zahl von Kindern und Jugendlichen ein Weiterlernen kaum noch möglich ist.
"Durch gezielte Aufholprogramme und hochwertige MINT-Bildung im schulischen Ganztag müssen Bildungs- und damit Teilhabechancen verbessert werde ", sagten Wolf und Winter in einer gemeinsamen Stellungnahme.
Die Studie des IW entsteht im Auftrag des Nationalen MINT Forums, deren Mitglieder die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, Arbeitgeberverband Gesamtmetall und dem Verein MINT Zukunft sind.
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November 23, 2022 06:09 ET (11:09 GMT)
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