
DJ IMK: Lieferengpässe kosteten Industrie bis Mitte 2022 knapp 64 Mrd Euro
BERLIN (Dow Jones)--Lieferengpässe haben der deutschen Industrie von Anfang 2021 bis Mitte 2022 rund 64 Milliarden Euro an Wertschöpfung gekostet. Aufgrund der abgebrochenen Lieferketten hätten Güter in diesem Wert nicht hergestellt werden können, heißt es in einer Untersuchung des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung. Nahezu die Hälfte dieses Verlustes fiel demnach bei der Automobilindustrie an. Die Untersuchung mache deutlich, dass mehr Resilienz bei Lieferketten nötig sei, so das Institut.
In der Automobilindustrie fiel die Wertschöpfung in Deutschland wegen des Mangels an Vorprodukten um knapp 31 Milliarden Euro geringer aus, obwohl zahlreiche Bestellungen vorlagen. Dennoch hätten insbesondere Autokonzerne trotz der Engpässe hohe Gewinne gemacht, weil sie sich auf die Produktion teurerer Fahrzeuge mit höherer Gewinnmarge konzentrierten und höhere Preise durchsetzen konnten, so das IMK.
Insgesamt hätte das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) Ende 2021 nach IMK-Berechnungen um 1,2 Prozent und Mitte 2022 um 1,5 Prozent höher gelegen, wenn sämtliche Neuaufträge, die die Industrie in Deutschland ab Jahresbeginn 2021 erhalten hat, hätten abgearbeitet werden können. Die wirtschaftliche Erholung nach dem Ende der Corona-Restriktionen sei somit weitaus schwächer ausgefallen, als es ohne Lieferengpässe möglich gewesen wäre.
"Diese Zahlen untermauern den Bedarf, der Resilienz der Lieferketten künftig zulasten der Kosteneffizienz ein höheres Gewicht beizumessen", schreiben die IMK Forscher Thomas Theobald und Peter Hohlfeld.
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November 28, 2022 04:32 ET (09:32 GMT)
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