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Über Onlinebroker können Anleger Wertpapiere direkt handeln. Das geht meist deutlich schneller und günstiger als an klassischen Börsen. Dennoch ist Vorsicht geboten.
Als Privatanleger Wertpapiere ganz ohne offizielle Börse erwerben? Das geht. Möglich macht das unter anderem der OTC-Handel. OTC steht für "over-the-counter" und heißt übersetzt "über den Tresen". Der Name ist Programm. Denn anders als bei der klassischen Börse sind hier nicht drei Parteien, nämlich Verkäufer, Vermittler und Käufer, beteiligt. Stattdessen wird der Wertpapierhandel direkt zwischen Käufer und Verkäufer abgewickelt. Dadurch, dass eine Börse als Vermittlerin außen vor bleibt, fallen auch die Gebühren deutlich niedriger aus. Das dürfte vielen Anlegern ein Anreiz sein.
Wichtig dabei zu wissen: Durch den Wegfall einer vermittelnden Börse, die von der zuständigen Finanz- und Börsenaufsicht streng kontrolliert und reguliert wird, unterliegt der OTC-Handel somit keiner Aufsicht. Das wiederum wirkt sich auf die Transparenz des Marktes aus und erhöht die Risiken für Anleger.
Dennoch: Gewissen Spielregeln des Gesetzgebers kann sich auch der OTC-Handel nicht entziehen. So ist der außerbörsliche Direkthandel weiterhin vom Handel auf außerbörslichen Handelsplätzen, wie etwa Gettex, LS Exchange, Xetra oder Tradegate Exchange abzugrenzen. Bei den meisten dieser Handelsplätze handelt es sich tatsächlich um reguläre und somit regulierte Börsen, an die mehrere Emittenten angeschlossen sind. Aber der Reihe nach.
Wie funktioniert der OTC-Handel?
Wer außerbörslich Wertpapiere handeln will, braucht zunächst einen Zugang zum OTC-Handel. Den erhält er grundsätzlich über einen Online-Broker, der nicht nur Transaktionen an außerbörslichen Handelsplätzen ermöglicht, sondern eben auch den Direkthandel zwischen dem Käufer, Verkäufer oder Emittenten. Diesen Service bieten allerdings nur vereinzelte Broker an. Unter den Anbietern befinden sich unter anderem Flatex, Smartbroker oder ING Depot.
Ist ein Zugang zum Direkthandel vorhanden, kann der Käufer im ersten Schritt eine unverbindliche Kursanfrage stellen und, sofern er mit dem mitgeteilten Kurs einverstanden ist, im zweiten Schritt eine Order beim Online-Broker erstellen. Diese wird an den (Privat-)Verkäufer, Händler oder Emittenten weitergeleitet und, sofern wiederum dieser die Order akzeptiert, ausgeführt.
Was kompliziert klingt, geht tatsächlich schnell. Insgesamt dauert der Handel nur wenige Sekunden, längstens Minuten. Ein Vorteil: Anleger können so schnell und flexibel auf sinkende oder steigende Kurse reagieren. Wer dennoch auf Nummer sicher gehen will, hat auch im Direkthandel die Möglichkeit, Orderlimits setzen. Auf diese Weise lassen sich Käufe oder Verkäufe zu stark veränderten Kurspreisen vermeiden.
Was kann gehandelt werden?
Im OTC-Handel können sowohl börsennotierte sowie auch nichtbörsennotierte Wertpapiere, Finanzderivate, wie etwa Swaps, Forwards oder OTC-Optionen, und Zertifikate gehandelt werden. Insbesondere letztere werden bevorzugt direkt gehandelt.
Hintergrund: Das Zinsänderungsrisiko von Zertifikaten kann auf diese Weise deutlich einfacher abgesichert werden als an der regulären Börse. Und was spricht für den Kauf von börsennotierten Wertpapieren via OTC?
Im direkten Handel sind diese auch außerhalb der Handelszeiten von regulären Handelsplätzen verfügbar. Der Vorteil dabei: Anleger können sich so auch die Börsenspesen, die grundsätzlich bei Börsengeschäften anfallen und etwa ein Prozent des Kurswertes ausmachen, sparen.
Vorteile und Nachteile
Der OTC-Handel ist im Vergleich zum klassischen Wertpapierhandel deutlich günstiger, bedingt dadurch, dass Börsengebühren entfallen und die Transaktionskosten niedriger ausfallen. Die Höhe der Ordergebühren ist abhängig vom genutzten Broker. Wer weiter Kosten reduzieren will, kann die Konditionen der Konkurrenz vergleichen und bei Bedarf den Broker wechseln.
Doch aller Vorteile zum Trotz, gerade beim Direkthandel ist Vorsicht geboten: Dadurch, dass der OTC-Handel nicht an regulierten Börsen angeschlossen ist, ist er geprägt von Intransparenz. So fehlt es etwa an Kontrolle der Aktienkurse, die somit stark vom Kurs, der aktuell an der Börse erzielt werden kann, abweichen können.
Zudem sind die Wertpapiere im OTC-Handel weniger liquide als an den Börsen, was zu erhöhten Spreads zwischen Kauf- und Verkaufskurs führen kann. Ein weiterer Nachteil: Durch die fehlende Regulierung steigt auch die Gefahr, dass die zugesagte Leistung des Partners ganz oder teilweise ausfällt. Das kann im Zweifel teuer werden.
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(ner) für die wallstreet:online Zentralredaktion