DJ Deutsche Post hält sich zu Mehrkosten für Tarifeinigung bedeckt
Von Ulrike Dauer
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Deutsche Post hält sich einem Unternehmenssprecher zufolge bedeckt über die Mehrkosten, die dem Konzern durch den neuen Tarifvertrag mit der Gewerkschaft Verdi für die Division Post & Paket Deutschland entstehen. Beide Parteien hatten am Samstag gesagt, die Post sei Verdis Forderungen entgegengekommen. Darüber hinaus wolle sich der Konzern nicht äußern, bekräftigte der Unternehmenssprecher am Sonntag. Die ursprüngliche Verdi-Forderung - 15 Prozent mehr Lohn für die 160.000 Tarifbeschäftigten im deutschen Brief- und Paketgeschäft bei einer Laufzeit von 12 Monaten - hätte die Post 1 Milliarde Euro mehr gekostet - pro Jahr -, hatte CFO Melanie Kreis am Donnerstag auf der Jahrespressekonferenz des Konzerns beziffert. Die Kosten für den letzten Streik 2015 schätzt das Unternehmen auf 100 Millionen Euro.
Post & Paket Deutschland hat 2022 einen operativen Gewinn (EBIT) von 1,27 Milliarden Euro erwirtschaftet (2021: 1,7 Milliarde Euro), für das laufende Jahr sieht die Konzernprognose für das Segment ein EBIT von 1 Milliarde Euro vor - also genau in Höhe der bezifferten Mehrkosten der ursprünglichen Verdi-Forderung. Konzernchef Frank Appel hatte am Donnerstag zu den Forderungen der Gewerkschaft angemerkt, dass die Dividende des Konzerns "komplett aus dem internationalen Geschäft finanziert wird, nicht aus dem Deutschland-Geschäft".
Mit dem Tarifabschluss sei der Konzern über seine "finanzielle Schmerzgrenze hinaus gegangen", sagte Thomas Ogilvie, Personalvorstand Deutsche Post, der die Verhandlungen auf Seiten des Konzerns führte. Die Deutsche Post und die Gewerkschaft Verdi hatten sich am Samstag in der vierten Runde der Tarifverhandlungen auf einen neuen Tarifvertrag bei Post & Paket Deutschland geeinigt. Damit sind die von Verdi angedrohten bundesweiten, unbefristeten Streiks voraussichtlich vom Tisch.
Der neue Tarifvertrag, der eine Laufzeit von 24 Monaten bis Ende 2024 hat, sieht für die Beschäftigten eine steuerfreie Sonderzahlung zum Inflationsausgleich von 3.000 Euro zwischen April 2023 und März 2024 vor sowie eine Erhöhung der monatlichen Grundentgelte der Tarifbeschäftigten um 340 Euro ab 1. April 2024. Laut Post bedeutet dies über alle Einkommensgruppen hinweg eine durchschnittliche Tariferhöhung von 11,5 Prozent, mit Steigerungen der monatlichen Einstiegsgehälter in den unteren Einkommensgruppen von in der Spitze mehr als 20 Prozent bei Paketsortierern und 18 Prozent bei Zustellern. Laut Verdi entspricht das in den unteren drei Entgeltgruppen einer Erhöhung von 16,1 bis 11 Prozent.
Zu den Kosten, die ein Streik aktuell kosten würde, konnte die Chefin von Post & Paket Deutschland, Nikola Hagleitner, am Donnerstag noch keine Angaben machen. Sie sagte, die mittel- und langfristigen Folgen seien schwer abzuschätzen, da zunächst (nicht bestreikte) Wettbewerber profitieren würden.
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March 12, 2023 07:13 ET (11:13 GMT)
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