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Die Lufthansa wagt sich aus der Deckung und kauft in Italien zu. Der Plan könnte tatsächlich aufgehen, meint Börsen-Experte Markus Weingran. Er sieht derzeit gute Einstiegschancen, doch Anleger sollten Geduld mitbringen.
325 Millionen Euro zahlt die Lufthansa für einen 41-prozentigen Anteil an der italienischen Staatsairline ITA Airways, die 71 Maschinen im Einsatz hat. In zwei Jahren dann hat der Konzern die Option auf ein weiteres 49-Prozent-Paket. Zehn Prozent der Anteile sollen in den Händen des italienischen Staates bleiben. "Auf diesen Markt schielt die Lufthansa schon seit sehr langer Zeit, fand bislang aber keine passende Gelegenheit", analysiert wallstreetONLINE-Marktexperte Markus Weingran.
Der Flugverkehr normalisiert sich nach den schwierigen Corona-Jahren wieder. Im ersten Quartal wurden an den deutschen Flughäfen knapp 34,95 Millionen Passagiere gezählt. Das war ein Plus von beinahe 60 Prozent im Vergleich zum Omikron-geprägten Vorjahreszeitraum 2022, wie der Flughafenverband ADV meldet. Um wieder die Niveaus von 2019 zu erreichen, fehlen aber immer noch 31,2 Prozent.
Fliegt ITA zurück in die schwarzen Zahlen?
Genau in dieser schwierigen Corona-Phase ist die italienische ITA im Jahr 2021 aus der Staatsairline Alitalia hervorgegangen. Für Lufthansa-Chef Carsten Spohr ist der Staatskonzern eine Art Start-Up, dass nun unter dem Dach der Lufthansa weiter wachsen soll. Bislang fliegt die ITA noch in den roten Zahlen.
Doch das soll sich nach Plänen der Lufthansa und dem italienischen Finanzministerium bald ändern. Die Synergien des Lufthansa-Konzerns, bessere Planung und ein gemeinsamer Einkauf sollen die Airline wieder auf Kurs bringen. Mit schnellen Einsparmöglichkeiten im Konzernverbund durch gemeinsamen Einkauf und bessere Planung soll sie schon 2025 operativ Gewinne einfliegen. 2027 soll der Umsatz auf 4,1 Milliarden Euro klettern.
Jetzt "einen Fuß in die Tür" bei der Lufthansa-Aktie?
Börsen-Experte Weingran, der täglich um 14:00 in der Börsenlounge bei YouTube auf Sendung geht, hält die Kranich-Aktie derzeit für günstig bewertet. "Mit einem geschätzten KGV von rund elf für das laufende Jahr und rund acht für das kommende Jahr ist die Aktie nicht zu teuer bewertet. Zudem könnte die Lufthansa-Aktie auch wieder in den DAX aufgenommen werden. Daher würde ich unter zehn Euro bei der Lufthansa immer einen Fuß in die Tür stellen. Je näher die Neun-Euro-Marke kommt, desto weiter würde ich eintreten."
Dennoch sei die Aktie nicht für die schnelle Rendite. Weingran rät dazu, der Aktie etwas mehr Zeit zu geben. "Bei der Lufthansa ist auch Geduld gefragt. Wer jetzt bei der Aktie einsteigt, der muss dem Papier zwei Jahre Zeit geben, um sich im Depot zu entwickeln. Wer das macht, der dürfte sich am Ende über den Einstieg freuen."
Das sagen Bank-Analysten zur Lufthansa-Aktie
DZ Bank-Analyst Dirk Schlamp sieht durch den ITA-Deal eine Stärkung der Präsenz in Südeuropa. "Durch den Einstieg ergeben sich Chancen durch den Ausbau von Rom Fiumicino zum neuen südlichen Drehkreuz sowie die Stärkung des Premium-Punkt-zu-Punkt-Verkehrs am Flughafen Linate innerhalb des bestehenden Lufthansa-Netzwerks", schreibt Schlamp, der den Fair Value der Aktie bei 14 Euro sieht, happige 50 Prozent über dem aktuellen Niveau.
Autor: Julian Schick, wallstreetONLINE-Zentralredaktion