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Umsatz und Gewinn pro Aktie über den Erwartungen: Auf den ersten Blick konnten sich die Zahlen von Zoom in der vergangenen Woche sehen lassen. Manche Beobachter sind aber alles andere als begeistert. Unser Netzfundstück.
Auch wenn die Boomphase aus der Corona-Zeit lange vorbei ist, konnte man bei Zoom zuletzt den Eindruck gewinnen, dass sich das Geschäft stabilisiert. Das Unternehmen hat seine Prognosen für das laufende Geschäftsjahr hochgeschraubt.
Man erwartet nun einen Gesamterlös von 4,465 bis 4,485 Milliarden US-Dollar für den Zeitraum bis Ende Januar 2024. Zuvor hatte das Management unter Gründer und CEO Eric Yuan mit etwas geringeren Einnahmen gerechnet.
Auch die Anzahl der Unternehmenskunden konnten gesteigert werden, was zu einem Umsatzwachstum von drei Prozent führte. Der bereinigte Gewinn, der unter anderem die Kosten für Aktienvergütungsprogramme berücksichtigt, stieg ebenfalls. Als Reaktion auf die positiven Aussichten stieg der Aktienkurs von Zoom nachbörslich um 1,9 Prozent.
So weit so gut. Oder doch nicht? Das Netzfundstück der Woche zeigt, dass sich nicht alle Anleger von der positiven Lesart der neuesten Zahlen beeindrucken lassen. Für Aufsehen sorgen vor allem die massiv hohen Ausgaben für den Bereich "Sales und Marketing". Stolze 38 Prozent des Umsatzes investiert Zoom in die Gewinnung neuer Kundschaft.
Gemeinsam mit den gestiegenen Kosten für Forschung und Entwicklung stiegen die operativen Kosten um 33 Prozent im Vergleich zu 2022. Der Aufwand scheint sich bislang jedoch kaum auszuzahlen. Der Umsatz legte im gleichen Zeitraum gerade einmal um magere drei Prozent zu.
Der Blick auf das Nettoergebnis passt ebenfalls nicht so richtig zur Rebound-Story von Zoom. Im Zwölf-Monats-Vergleich ist das Ergebnis von 113 Millionen US-Dollar auf 15 Millionen US-Dollar geschrumpft.
In den sozialen Medien wird das Zahlenwerk dafür genüsslich zerissen. Ein Nutzer nennt es ein "Kein-Wachstum-kein Gewinn-Desaster".
Spektakulärer Kursverfall
Vom einstiegen Börsenstar der Pandemiezeit, als sich Anleger auf Lieferdienste, E-Commerce und Work-From-Home-Aktien stürzten, ist heute nicht mehr viel übrig geblieben. Mit 65 US-Dollar notiert die Aktie am Mittwoch sogar niedriger als im Dezember 2019, kurz vor Ausbruch der Corona-Pandemie, als die meisten Anleger vermutlich noch nie von der Videokonferenz-Software gehört hatten.
Autor: Julian Schick, wallstreetONLINE-Zentralredaktion