DJ Ifo-Chef Fuest warnt vor zu starker Erhöhung der Lohnuntergrenze
FRANKFURT (Dow Jones)--Ifo-Chef Clemens Fuest hat vor einem zu starken Anstieg des Mindestlohns im kommenden Jahr gewarnt. "Grundsätzlich hat die Mindestlohnkommission den Auftrag, sich bei ihrer Empfehlung für die Erhöhung daran zu orientieren, wie die Tariflöhne insgesamt sich entwickeln", sagte Fuest der Düsseldorfer Rheinischen Post. "Diese Regel hat die Politik 2022 außer Kraft gesetzt und den Mindestlohn auf 12 Euro erhöht. 2022 ist der Mindestlohn damit um mehr als 22 Prozent gestiegen", sagte der Chef des Münchner Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung.
"Ich würde vorschlagen, ab 2023 zur ursprünglichen Regelung für die Fortschreibung zurückzukehren und die Erhöhung an der Steigerung des Tariflohnindex seit der letzten Mindestlohnerhöhung zu orientieren", sagte Fuest.
"Im ersten Quartal 2023 lagen die Tariflöhne knapp 3 Prozent höher als ein Jahr zuvor, bis Oktober könnte die Steigerung etwas höher liegen", sagte der Ökonom. "Sinn dieser Regel ist, dass die Mindestlöhne den allgemeinen Tariflöhnen folgen sollten, sie die Lohnentwicklung aber nicht bestimmen sollen. Das ist Aufgabe der Tarifparteien", sagte Fuest.
Am Montag verkündet die unabhängige Mindestlohn-Kommission die Festsetzung des Mindestlohns ab 1. Januar 2024. Sozialverbände fordern eine Erhöhung auf 14 Euro pro Stunde. Das würde einer Erhöhung um mehr als 16 Prozent entsprechen und damit weit über dem Anstieg der Tariflöhne liegen.
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June 25, 2023 09:47 ET (13:47 GMT)
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