(Neu: Äußerungen von Fed-Chef Powell)
WASHINGTON (dpa-AFX) - Die US-Notenbank Federal Reserve greift im Kampf gegen die Inflation zu einer weiteren Zinserhöhung. Sie hob den Leitzins am Mittwoch um weitere 0,25 Prozentpunkte an. Damit liegt er nun in der Spanne von 5,25 bis 5,5 Prozent. Es ist der höchste Stand seit 22 Jahren.
Die elfte Erhöhung binnen 16 Monaten war allgemein erwartet worden. Die spannende Frage ist nun, wie es weitergeht. Im Juni hatte die Fed nach zehn Anhebungen in Folge eine Pause eingelegt. Damals signalisierte sie noch mindestens zwei weitere Zinserhöhungen in diesem Jahr. Doch seitdem wurde eine weiterer Rückgang der Inflation bekannt.
Notenbank-Chef Jerome Powell hielt die Tür für weitere Zinserhöhungen offen. So verwies er in einer Pressekonferenz nach der Entscheidung darauf, dass die Teuerung weiterhin über der Fed-Zielmarke von zwei Prozent bleibe. Und die Notenbank sei entschlossen, sie auf dieses Niveau zu bringen. Man habe keine Entscheidungen über künftige Zinsschritte getroffen - aber werde eine weitere Straffung der Geldpolitik bei Bedarf in Erwägung ziehen.
Zugleich verwies er darauf, dass bis zur nächsten Zinsentscheidung noch neue Daten zur wirtschaftlichen Entwicklung kommen werden. Ausgehend davon könne die Fed entscheiden, die Zinsen weiter zu erhöhen oder sie auf dem aktuellen Niveau zu belassen. Bisher sei es gelungen, die Inflation zu bremsen, ohne dem Arbeitsmarkt zu schaden.
Die Inflation im Zaum zu halten, ist die klassische Aufgabe der Notenbanken. Steigen die Zinsen, müssen Privatleute und Wirtschaft mehr für Kredite ausgeben - oder leihen sich weniger Geld. Das Wachstum nimmt ab, Unternehmen können höhere Preise nicht unbegrenzt weitergeben - und idealerweise sinkt die Inflationsrate. Gleichzeitig besteht aber die Gefahr, die Wirtschaft abzuwürgen. Die richtige Balance zu finden, ist die große Herausforderung für Zentralbanker.
Die Fed hatte im Kampf gegen den hohen Anstieg der Verbraucherpreise den Leitzins seit März 2022 stetig angehoben, zum Teil in Schritten von 0,75 Prozentpunkten. Der Zyklus gilt als eine der schnellsten und schärfsten Straffungsperioden in der Geschichte der Fed. Die rasante Inflation war unter anderem vom Anstieg der Energiepreise nach dem russischen Angriff auf die Ukraine ausgelöst worden.
Die Juni-Daten zeigten, dass sich die hohe Inflation in den USA erneut und spürbar abgeschwächt hat. Die Verbraucherpreise stiegen im Vergleich zum Vorjahresmonat um 3,0 Prozent. Das war der niedrigste Wert seit etwas mehr als zwei Jahren - doch die Zielmarke der Fed liegt bei zwei Prozent. Im Vormonat hatte die Rate noch 4,0 Prozent betragen. Die Kerninflation, bei der schwankungsanfällige Energie- und Lebensmittelpreise ausgeklammert werden, fiel im Juni von 5,3 auf 4,8 Prozent./so/DP/bgf