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Im Zuge des aufgeflammten Nahost-Konflikts sind die Ölpreise deutlich geklettert. Der Anstieg könnte sich weiter verschärfen. Steigt die Inflation wieder?
Der Ölpreis ist um mehr als fünf Prozent gestiegen, und die Anleger suchen Sicherheit in Gold, Anleihen und dem US-Dollar, nachdem der Überraschungsangriff der Hamas auf Israel die Furcht vor einem größeren Konflikt ausgelöst hat. Im Fokus der großen Ölhändler ist dabei vor allem, wie sich der Konflikt auf die Ölproduktion und den Transport im Nahen Osten auswirkt.
Die geopolitische Ungewissheit ließ den US-Dollar gegenüber dem Euro und dem Pfund steigen, während der Yen - ebenfalls als sicherer Hafen beliebt - zulegte. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate kletterte über 87 US-Dollar pro Barrel, während das europäische Brent-Öl die Marke von 89 US-Dollar erreichte, da sich die Händler auf eine mögliche Eskalation einstellten, die einen Angebotsschock auslösen könnte. Die USA erklärten, sie würden Kriegsschiffe entsenden, und das Wall Street Journal berichtete, dass iranische Sicherheitsbeamte an der Planung des Angriffs beteiligt waren.
"Wie Saudi-Arabien, der Iran und die USA in diese Angelegenheit hineingezogen werden, wird entscheidend sein. Geopolitische Risiken verweilen in der Regel nicht lange an den Märkten, aber es gibt viele Auswirkungen zweiter Ordnung, die sich in den kommenden Wochen, Monaten und Jahren aus den Entwicklungen dieses Wochenendes ergeben könnten", erklärt Jim Reid, Analyst der Deutschen Bank, am Montag.
Die jüngsten Ereignisse stellen zwar keine unmittelbare Bedrohung für die Ölströme dar, aber die Händler befürchten, dass es zu einem Stellvertreterkrieg kommen könnte. Der Iran ist sowohl ein wichtiger Ölproduzent als auch ein Unterstützer der Hamas. Jegliche Vergeltungsmaßnahmen gegen Teheran könnten die Durchfahrt von Schiffen durch die Straße von Hormuz gefährden, eine enorm wichtige Handelsstraße, mit deren Schließung der Iran bereits gedroht hat.
Weder Israel noch Palästina selbst sind große Erdölproduzenten, von zentraler Bedeutung sind deswegen die Reaktionen Saudi-Arabiens und des Irans - beide Mitglieder der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC). "Wenn [die angebliche iranische Beteiligung] eine Reaktion der USA hervorruft, könnten die Ölpreise weiter nach oben schnellen", erläutern die Analysten der Saxo Bank in einer Research Note.
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Saudi-Arabien hat bereits zuvor signalisiert, dass es bereit wäre, die Ölproduktion im Zuge der Verhandlungen über eine mögliche saudische Anerkennung Israels im Gegenzug für US-Waffenverkäufe und Sicherheitsgarantien zu erhöhen, so das Wall Street Journal.
Steigende Ölpreise könnten den bereits hohen weltweiten Inflationsdruck noch verstärken, da die Anleger immer noch über die Chancen einer weiteren Zinserhöhung durch die US-Notenbank in diesem Jahr diskutieren.
"Jede Ausweitung dieser Maßnahmen auf die ölproduzierenden Länder, allen voran Saudi-Arabien, könnte den Rohölpreis verteuern, was sich negativ auf die Inflation im Westen auswirken und längerfristig höhere Zinsen bedeuten würde", so Guillermo Santos, Leiter der Strategieabteilung der spanischen Privatbank iCapital.
Autoren: Ingo Kolf für wallstreetONLINE Zentralredaktion
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