DJ IMK: Rezessionswahrscheinlichkeit bleibt in Deutschland weiterhin hoch
BERLIN (Dow Jones)--Die Wahrscheinlichkeit, dass die deutsche Wirtschaft in den kommenden drei Monaten eine Rezession durchläuft, bleibt trotz eines geringfügigen Rückgangs weiterhin hoch. Der Konjunkturindikator des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung zeigt für den Zeitraum Oktober bis Ende Dezember eine Rezessionswahrscheinlichkeit von 73 Prozent an. Anfang September betrug sie für die folgenden drei Monate 74 Prozent. Der nach dem Ampelsystem arbeitende Indikator zeigt wie in den Vormonaten "rot", was eine akute Rezessionsgefahr markiert. Damit deutet sich für die deutsche Wirtschaft ein schwaches Schlussquartal an.
"Die deutsche Wirtschaft schafft es weiterhin nicht, sich freizuschwimmen. Teure Energie, die schwache Weltkonjunktur und die hohen Zinsen sind die wichtigsten Bremsfaktoren", sagte IMK-Konjunkturexperte Peter Hohlfeld. "Das Verharren der Rezessionswahrscheinlichkeit auf hohem Niveau deutet darauf hin, dass die Wirtschaftsleistung im vierten Quartal allenfalls geringfügig zunimmt."
Der marginale Rückgang der Rezessionswahrscheinlichkeit führte das IMK darauf zurück, dass zuletzt die Auftragseingänge aus dem In- und dem Ausland deutlich angestiegen sind. Besonders ausgeprägt sei der Zuwachs bei den Vorleistungs- und Konsumgütern gewesen.
Allerdings hätten negative Impulse von den Finanzmärkten verhindert, dass sich dieser positive Trend nennenswert auf die Indikator-Prognose auswirken konnte. Das Institut verwies auf die Aktienkurse, gemessen am CDAX, die in den vergangenen Wochen um knapp 4 Prozent nachgegeben haben. Außerdem erschwerten die Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank die Finanzierungsbedingungen für Unternehmen. Der Finanzmarktstressindex, den das IMK über einen breiten Kranz von Finanzindikatoren berechnet, legte spürbar zu.
Auch die erneute Eintrübung der Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat laut IMK einen stärkeren Rückgang der Rezessionswahrscheinlichkeit verhindert. "Mögliche Auswirkungen des Nahostkriegs auf die wirtschaftliche Entwicklung sind dabei in den Daten noch nicht abgebildet, weil diese vor dem terroristischen Angriff auf Israel erhoben wurden", erklärte das Institut.
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October 18, 2023 02:41 ET (06:41 GMT)
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