DJ EZB: Banken straffen Kreditstandards im 3Q - Nachfrage sehr schwach
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Banken des Euroraums haben ihre Kreditstandards im dritten Quartal 2023 nach Angaben der Europäischen Zentralbank (EZB) etwas deutlicher als erwartet gestrafft, woran die höheren EZB-Zinsen, der Abbau der EZB-Bilanz und die Risikowahrnehmung der Banken maßgeblichen Anteil hatten. Zugleich nahm die Nachfrage nach Krediten weitaus deutlicher als erwartet ab. Die Ergebnisse des Quartalsberichts zur Kreditvergabe deuten darauf hin, dass die EZB-Geldpolitik kraftvoll übertragen wird.
Nach Angaben der EZB überstieg der Prozentsatz der Banken mit strengeren Unternehmenskreditstandards den Prozentsatz von Instituten mit lockereren Standards um 12 Punkte. Die Banken selbst hatten einen "Straffungssaldo" von 10 erwartet. Für das vierte Quartal wird eine weitere Straffung (7) prognostiziert.
Kreditstandards umfassen unter anderem Zinsen, Anforderungen an Sicherheiten, Kreditlaufzeiten und Tilgungsraten. Sie sind bankinterne Richtlinien dafür, welche Art von Krediten eine Bank wünschenswert findet, welche sektorspezifischen und geografischen Prioritäten zu beachten sind, welche Sicherheiten als akzeptabel gelten und welche Voraussetzungen (Bilanzsituation, Einkommenslage, Alter oder Beschäftigungsstatus) ein Kreditnehmer erfüllen muss.
"Die Verringerung des Bestands an geldpolitischen Assets der EZB trägt zu einer Verschlechterung der Finanzierungs- und Liquiditätsbedingungen der Banken ... bei, was zu einer weiteren Verschärfung des Drucks auf das Kreditangebot führt", heißt es in dem Bericht. Die Banken gaben an, dass sich das Auslaufen der Langfristtender (TLTRO3) in den vergangenen sechs Monaten negativ auf ihre Liquiditäts- und Finanzierungsbedingungen ausgewirkt habe, was zu einer leichten Verschärfung der Konditionen führte und die Kreditvolumina senkte. Diese Entwicklung dürfte sich in den kommenden sechs Monaten noch verstärken.
Die Banken des Euroraums meldeten ferner, dass sich die Leitzinsanhebungen der EZB in den vergangenen sechs Monaten deutlich positiv auf ihre Nettozinsmargen ausgewirkt hätten, auch wenn diese positive Wirkung in den kommenden sechs Monaten allmählich nachlassen dürfte.
Die Risikowahrnehmung der Banken wirkte sich weiterhin am stärksten straffend aus, während die geringere Risikotoleranz der Banken ebenfalls dazu beitrug. Die Finanzierungskosten und die Bilanzsituation der Banken trugen ebenfalls zur Verschärfung bei, wenn auch in geringerem Maße, wobei die geringere Liquiditätsposition der Banken der wichtigste Faktor war.
Die Nachfrage nach Unternehmenskrediten nahm im dritten Quartal viel stärker als erwartet ab (minus 36). Für die nächsten Monate sei mit einem weiteren, aber weniger deutlichen Nachfragerückgang zu rechnen.
Bei den Standards für Hauskaufkredite ergab sich ein Straffungssaldo von 11. Erwartet worden waren unveränderte Standards. Für das vierte Quartal werden erneut nahezu unveränderte Standards prognostiziert (minus 1). Die Standards bei Konsumentenkrediten waren ebenfalls stark (16) - erwartet worden war ein Saldo von 2. Für das vierte Quartal werden erneut strengere Standards erwartet (12).
Die Nachfrage nach Hauskauf- und Konsumentenkrediten nahm im dritten Quartal deutlich ab - um 12 beziehungswiese 45 Punkte.
Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com
DJG/hab/kla
(END) Dow Jones Newswires
October 24, 2023 04:00 ET (08:00 GMT)
Copyright (c) 2023 Dow Jones & Company, Inc.