DJ IMK-Studie: Erfolgreiche Stabilisierungspolitik in Corona- und Inflationskrise
BERLIN (Dow Jones)--Die Corona- und die Ukraine-Krise haben einer Untersuchung zufolge in Deutschland auf dem Arbeitsmarkt und bei den Einkommen der Bevölkerung geringere Schäden angerichtet als angesichts der starken wirtschaftlichen Schocks zu erwarten gewesen wäre. Das hat ein Test im Auftrag des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung ergeben. Abstriche gebe es allerdings bei der Nachhaltigkeit.
"Die große Koalition und die 'Ampel' haben in den vergangenen Krisenjahren mit hohem Aufwand, darunter weit verbreitete Kurzarbeit, Unterstützungszahlungen und Energiepreisbremsen, Schlimmeres abgewendet", so das Fazit der Studie, die die Professoren Fabian Lindner und Anita Tiefensee für das IMK erstellt haben.
Allerdings hätte dieser Stabilisierungserfolg der Wirtschaftspolitik nicht verhindern können, dass Deutschland zwischen 2020 und 2022 bei zentralen Kenngrößen wirtschaftlicher, staatlicher, sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit relativ schwach abschneide. Mit Blick auf die Nachhaltigkeit der Staatstätigkeit und der Staatsfinanzen hätten die dafür nötigen hohen Ausgaben sogar zu einer Verschlechterung gegenüber den Jahren davor geführt, so die Untersuchung.
Alles in allem ergebe sich "ein durchwachsenes Bild zur Entwicklung der Nachhaltigkeit in Deutschland", so Lindner und Tiefensee. "Die Politik hat insgesamt gut auf die Krisen reagiert. Sie hat Einkommen gestützt, was dazu geführt hat, dass sowohl der wirtschaftliche Wohlstand als auch die soziale Nachhaltigkeit nicht noch stärker gesunken sind als es in der Krise ohnehin der Fall war. Die Vernachlässigung einer strengen Einhaltung der Nachhaltigkeit der Staatstätigkeit war dafür der Preis."
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October 25, 2023 04:46 ET (08:46 GMT)
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