DJ BDEW und BDI mit zehn Forderungen für zukunftsfähigen Standort
Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)--Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) und der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) fordern in einem 10-Punkte-Papier, die Weichen für einen klimaneutralen und wettbewerbsfähigen Industriestandort zu stellen. Sie verlangten, die Infrastruktur auszubauen, Energiekosten zu senken und die Versorgung zu sichern. Ein widerstandsfähiger und zukunftsfähiger Wirtschaftsstandort brauche eine sichere und international wettbewerbsfähige Energieversorgung. Gleichzeitig erfordere der Umbau der Energiesysteme viele industriell gefertigte Komponenten wie Windräder und Photovoltaik-Anlagen. Im Zuge der Transformation zur Klimaneutralität gelte es daher, industrielle Wertschöpfungsketten zu erhalten und krisensicherer zu machen.
Deshalb haben die beiden Verbände nach eigenen Angaben im Rahmen eines Industriedialogs gemeinsam mit Unternehmen unter anderem aus den Bereichen Energie-, Chemie- und Stahlindustrie ein Papier mit den zehn wichtigsten energiepolitischen Leitplanken für die erforderliche Transformation Richtung Klimaneutralität erarbeitet. Dazu gehöre ein Fokus auf den Aus- und Umbau der Netze. Hier gelte es, Hemmnisse auf nationaler und europäischer Ebene abzubauen und einen förderlichen gesetzlichen und regulatorischen Rahmen sicherzustellen. Wichtig sei auch, das Thema Kosten in den Blick zu nehmen: Angesichts der sehr hohen Energiepreise in Deutschland sollten die staatlich induzierten Strompreisbestandteile auf das notwendige Minimum reduziert werden.
In diesem Zusammenhang sei auch der Erhalt der einheitlichen Strompreiszone ein wichtiger Baustein, um stabile und planbare Strompreise in ganz Deutschland zu sichern. Darüber hinaus seien gezielte staatliche Fördermaßnahmen zum Ausgleich struktureller Wettbewerbsnachteile dringend erforderlich. Der Ausstieg aus Kohlekraft und Kernenergie könnte Anfang der 2030er Jahre zu einer Lücke bei der gesicherten Leistung im Stromsektor führen. Um dies zu vermeiden, bedarf es nach Überzeugung der beiden Verbände einer kurzfristig umsetzbaren, kohärenten Kraftwerksstrategie sowie mittel- und langfristig eines Kapazitätsmechanismus.
"Erneuerbarer Strom und klimaneutrale Gase sind die zentralen Energieträger einer zukünftig klimaneutralen Wirtschaft", sagte die Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung, Kerstin Andreae. Ziel müsse es sein, dauerhaft und zu wettbewerbsfähigen Preisen grünen Strom und Wasserstoff bereitstellen zu können. "Dafür braucht es deutlich mehr Tempo beim Ausbau der erneuerbaren Energien und der Netze, eine Kraftwerksstrategie, die die Weichen für eine verlässliche Versorgung stellt, und ein klares Verständnis der Politik für die Sensibilität bei Energiepreisen."
Damit die Transformation zu einem klimaneutralen Industrieland gelinge, müssten Wertschöpfungsketten erhalten und vor dem Hintergrund wachsender wirtschaftlicher und politischer Instabilität wieder international wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen hergestellt werden, verlangte der stellvertretende BDI-Hauptgeschäftsführer Holger Lösch. "Angesichts der im historischen und internationalen Vergleich sehr hohen Energiekosten braucht es gezielte staatliche Unterstützungsleistungen für besonders betroffene Unternehmen und breite Entlastungen durch eine Reduktion der staatlich induzierten Strompreisbestandteile", sagte er.
Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com
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