DJ Ost-Ausschuss: Osthandel spürt konjunkturellen Gegenwind
Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)--Der deutsche Osthandel hat sich in den ersten drei Quartalen 2023 nach Angaben des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft negativ entwickelt. "Auch der deutsche Osthandel bekommt den globalen konjunkturellen Gegenwind zu spüren", sagte die Verbandsvorsitzende Cathrina Claas-Mühlhäuser. In den neun Monaten Januar bis September 2023 sank der nominale Warenaustausch mit den 29 Ost-Ausschuss-Ländern im Vergleich zu den ersten drei Quartalen des Vorjahres nach ihren Angaben um 5,4 Prozent. Im September lag das Handelsvolumen mit den 29 Ländern Mittel- und Osteuropas sowie Zentralasiens demnach sogar um 10 Prozent unter dem Niveau des Vorjahresmonats.
Der Osthandel habe aber noch deutlich besser abgeschnitten als der deutsche Außenhandel insgesamt mit einem Minus von 14,4 Prozent. Der wertmäßige Rückgang sei zum Teil auf deutlich gesunkene Export- und insbesondere Importpreise zurückzuführen. Vor allem der Handel mit den Schwergewichten Polen, Tschechien und Ungarn habe sich zuletzt spürbar abgeschwächt. Hier mache sich die konjunkturelle Abkühlung in diesen Ländern und in Deutschland selbst bemerkbar. Positiv hätten sich im Jahresverlauf die Exporte nach Südosteuropa, Zentralasien und in den Südkaukasus entwickelt, wo die Konjunktur robuster sei. Im September seien aber auch hier "Bremsspuren" deutlicher geworden.
Der anhaltende Krieg Russlands gegen die Ukraine verändert laut den Angaben die Struktur des deutschen Außenhandels mit der Region. Russland verliere weiter an Boden, während andere Märkte aufholten. Im September sei der deutsche Warenaustausch mit der Ukraine mit 840 Millionen Euro erstmals größer gewesen als mit Russland mit 810 Millionen Euro. "Das Gebot der Stunde ist es, außenwirtschaftliche Hürden konsequent abzubauen und keine neuen zu errichten. Dazu gehört auch die Durchlässigkeit der Grenzen für den Warenverkehr", sagte Claas-Mühlhäuser. Mit großer Sorge sehe man daher die langen Wartezeiten für Lkw an der polnisch-ukrainischen Grenze.
Hierzulande sei vor dem Hintergrund der Sanktionen eine Aufstockung des Personals beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle und beim Zoll dringend erforderlich. "Der Bearbeitungsstau bremst sonst den gesamten deutschen Außenhandel", warnte die Vorsitzende des Ost-Ausschusses. Zur Außenwirtschaftsförderung gehöre mittel- und langfristig vor allem der Ausbau des europäischen Binnenmarktes, der für die deutsche Wirtschaft eminent wichtig sei. Die Empfehlungen zu den Fortschrittsberichten zur Ukraine, Moldau, Georgien und den Ländern des westlichen Balkans sind ein wichtiges Bekenntnis der EU-Kommission zur Erweiterung der EU.
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November 09, 2023 05:43 ET (10:43 GMT)
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