DJ EZB/Nagel: Anhebung der Mindestreserve nicht ausgeschlossen
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--EZB-Ratsmitglied Joachim Nagel hat erneut eine Anhebung der Mindestreserve für Banken durch die Europäische Zentralbank (EZB) thematisiert. Beim 33. European Banking Congress in Frankfurt argumentierte Nagel laut veröffentlichtem Redetext, dass die hohen Einnahmen der Banken aus den verzinsten Überschussreserven deren Neigung zur Kreditvergabe stützt. "Banken mit hohen Überschussreserven profitierten in erheblichem Maße von der Erhöhung der Einlagenzinsen. Diese Institute verzeichneten einen weitaus stärkeren Anstieg ihrer Nettozinserträge - und letztlich ihres Reinvermögens - als ihre Konkurrenten mit geringen Reserven", sagte Nagel.
Das Kreditangebot dieser Banken hat Nagel zufolge weniger stark auf den jüngsten Zinserhöhungszyklus reagiert als das Kreditangebot von Banken mit geringen Reserven. "Mit anderen Worten: Die zunehmende Vergütung von Reserven kann die Transmission unter der Annahme ansonsten unveränderter Rahmenbedingungen behindern."
Die Mindestreservepflicht sei ein bewährtes geldpolitisches Instrument, das dazu beitragen könnte, diesem Effekt entgegenzuwirken. "Zum jetzigen Zeitpunkt sehe ich keinen Grund, eine moderate Erhöhung auszuschließen, um die Effizienz der Geldpolitik zu verbessern", sagte Nagel. In den ersten 13 Jahren des Euro habe der Mindestreservesatz bei 2 Prozent gelegen.
Gegenwärtig beträgt er 1 Prozent. Allerdings wurde die Mindestreserve früher verzinst, während der Zins heute bei 0 Prozent liegt. Einige Analysten und Bankenvertreter vermuten, dass es der Bundesbank eigentlich darum geht, ihre Zinsausgaben zu verringern.
Nagel räumte denn auch ein, dass die geldpolitische Transmission derzeit gut funktioniere und dass andererseits weder Kreditangebot noch Kreditnachfrage übermäßig beeinträchtigt seien. Ansonsten hielt er sich an den Wortlaut der jüngsten geldpolitischen Erklärung der EZB.
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November 17, 2023 08:00 ET (13:00 GMT)
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