DJ Wissing und Habeck fordern maßvolle KI-Regulierung in Europa
Von Andrea Thomas
BERLIN (Dow Jones)--Bundesdigitalminister Volker Wissing (FDP) und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) haben die Chancen der Künstlichen Intelligenz (KI) hervorgehoben und eine maßvolle Regulierung in Europa und Deutschland gefordert. Diese dürfe Innovationen nicht verhindern. Wissing sagte auf dem Digital-Gipfel der Bundesregierung in Jena, es müsse ein innovationsfeindlicher Regulierungswettbewerb verhindert werden. Habeck betonte ebenfalls in Jena, dass man Innovation erlauben, aber die Anwendung regulieren müsse.
"Europa darf nicht das Signal senden, dass wir der am schärfsten regulierte Markt werden wollen, denn dann würde die Technologie abwandern. Wir müssten sie aus anderen Ländern importieren", sagte Wissing in seiner Rede. "Wir brauchen Regeln, kluge, weitsichtige Regeln, aber die Regeln müssen Raum lassen für Innovationen."
Habeck verwies in seiner Rede auf zahlreiche Gebiete, wo der Einsatz von Künstlicher Intelligenz einen hohen Nutzen habe, etwa durch einen effektiveren Einsatz von Medikamenten oder das Erreichen einer verbesserten Energieeffizienz bei Gebäude. Aber es gebe auch Risiken, gerade beim Austarieren der Grenzen vom Einsatz Künstlicher Intelligenz im Bereich der Meinungsfreiheit.
"Trotzdem müssen wir sehen, wie wir die Chancen, die sich durch technische Entwicklung (ergeben), nicht vor lauter Angst ihres Missbrauchs aus den Augen lassen", sagte Habeck. Man müsse streng bei der Anwendungsregulierung sein. Er stellte sich hinter den Ansatz einer regulierten Selbstregulierung bei KI.
Habeck warnt vor Musk
In dem Zusammenhang warnte er auch davor, die Diskussion um KI bzw. Artificial Intelligence (AI) von Technologieunternehmer wie etwa Elon Musk bestimmen zu lassen. "Wenn Elon Musk, ausgerechnet Elon Musk davor warnt, dass AI gefährlich ist, dann höre ich die Nachtigall richtig trapsen. Das heißt, dass wir aufpassen müssen, dass wir nicht in Europa eine Regulierung schaffen, die dann unsere Möglichkeiten so beschränkt, dass am Ende nur noch Elon Musk übrig bleibt mit seinen AI-Anwendungen", sagte Habeck.
Es sei die aktuelle Realität, dass die großen Unternehmen mit ihren Techniken, mit ihren Algorithmen inzwischen mehr Daten, mehr Wissen, mehr Macht, mehr Kommunikationsmöglichkeiten und auch der Manipulation hätten als Staaten und gewählte demokratische Regierungen. "Deren Warnungen zu folgen, sollte einen zu mindestens missgläubig machen. Deshalb glaube ich, dass der europäische oder der Ansatz der Bundesregierung richtig ist zu sagen, schafft die Möglichkeiten, dass Neues entsteht, und seid streng bei der Anwendungsregulierung", sagte Habeck.
Der Wirtschaftsminister betonte zudem, dass aktuell der globale Wettbewerb sich um die Frage drehe, nicht ob, sondern wo sich zukünftige Wertschöpfungsmodelle wie im Bereich der Digitalisierung oder der Transformationstechniken hin zur Klimaneutralität etablieren werden. Deshalb müsse man sich in Deutschland "unterhaken", um von der Entwicklung zu profitieren.
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November 21, 2023 04:53 ET (09:53 GMT)
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