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HAMBURG (dpa-AFX) - Sie sollen tonnenweise silberhaltiges Material gestohlen und dem Hamburger Kupferproduzenten Aurubis damit einen Millionenschaden zugefügt haben. Jetzt werden sich die mutmaßlichen Täter vor Gericht verantworten müssen. Der Vorwurf in der Anklage der Hamburger Staatsanwaltschaft gegen fünf Beschuldigte lautet schwerer Bandendiebstahl oder gewerbsmäßige Bandenhehlerei, wie die Behörde am Donnerstag mitteilte. Ein weiterer Mann muss sich wegen Beihilfe zum schweren Bandendiebstahl verantworten.
Die Hauptverhandlung vor dem Landgericht Hamburg soll laut Staatsanwaltschaft bereits am 12. Dezember beginnen. Der Fall steht mutmaßlich in keinem Zusammenhang mit den Ende August bekannt gewordenen Betrügereien, die Aurubis einen Schaden in dreistelliger Millionenhöhe eingehandelt haben.
Beute im Wert von elf Millionen Euro
Laut Anklage sollen die Beschuldigten etwa fünf Tonnen edelmetallhaltige Zwischen- und Nebenprodukte im Gesamtwert von rund elf Millionen Euro vom Firmengelände im Stadtteil Veddel entwendet sowie an bislang unbekannte Abnehmer weiterverkauft haben. Den Firmennamen nannte die Anklagebehörde zwar nicht. Ein Sprecher des Unternehmens bestätigte aber auf dpa-Anfrage, dass es um Diebstähle bei seinem Unternehmen gehe.
Entwendet wurden laut Anklage sogenannte Rohsilberfegsel. "Rohsilberrückstände entstehen im Zuge von Metallrecycling- und Aufbereitungsprozessen", heißt es in der Mitteilung. "Zumindest ein Teil der Beute soll zur Analyse und weiteren Verwendung auch an metallverarbeitende Betriebe in der Türkei versandt worden sein. Zur internen Kommunikation benutzten die Beschuldigten im Alter zwischen 33 und 50 Jahren Kryptohandys."
Durchsuchungen in fünf Bundesländern
Bekannt wurde dieser Fall Mitte Juni. Damals ließ die Staatsanwaltschaft mehr als 30 Objekte in fünf Bundesländern durchsuchen. Dabei waren sechs Männer verhaftet worden. Die Ermittlungen richteten sich gegen zwölf identifizierte und weitere noch nicht bekannte Verdächtige. Damals war von Beschuldigten im Alter zwischen 28 und 60 Jahren sowie weiteren, noch unbekannten Mittätern die Rede. "Staatsanwaltschaft und Polizei Hamburg ermitteln gegen einzelne aktive und ehemalige Mitarbeiter der Aurubis beziehungsweise Mitarbeiter von Fremdfirmen, die auf dem Werksgelände der Aurubis tätig sind oder waren", hieß es seinerzeit bei Aurubis.
Die Beamten beschlagnahmten im Juni neben Unterlagen und Speichermedien zehn Fahrzeuge, 20 hochwertige Uhren, über 200 000 Euro Bargeld, mehrere scharfe Schusswaffen und Munition sowie Teile des Diebesgutes. Die Staatsanwaltschaft erwirkte Arrestbeschlüsse im Gesamtwert von über 20 Millionen Euro. Ein Arrestbeschluss ist eine richterlich genehmigte Sicherstellung von Sachwerten. An den Ermittlungen waren das Fachkommissariat zur deliktsübergreifenden Bekämpfung der organisierten Kriminalität im Landeskriminalamt Hamburg beteiligt.
Noch höherer Schaden in anderem Fall
Einen deutlich höheren Schaden noch haben Betrügereien in einem Ende August bekanntgewordenen Fall bei Aurubis verursacht. Dieser Fall ist aber nicht Gegenstand der jetzt ergangenen Anklage. Aufgefallen war der Betrug bei regelmäßigen Überprüfungen des Metallbestands. Es gab erhebliche Abweichungen vom Soll-Bestand sowie Abweichungen bei Sonderproben bestimmter Recycling-Lieferungen.
Aurubis vermutet, dass es bei Proben von Recycling-Schrott zu Manipulationen gekommen ist, so dass der Wert von Lieferungen auf Basis der Proben zu hoch angesetzt wurde. Das Unternehmen geht nach früheren Angaben seines Chefs Roland Harings "mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit" von einer Mittäterschaft von Aurubis-Beschäftigten aus.
Eine außerordentliche Inventur ergab, dass der Fehlbestand an Edelmetallen das operative Ergebnis vor Steuern des Geschäftsjahres 2022/23 um 185 Millionen Euro negativ beeinflusse, wie Aurubis Mitte September mitteilte. Wegen der Folgen musste Aurubis unlängst die für den 6. Dezember geplante Vorlage der Geschäftszahlen für 2022/23 (Ende September) um zwei Wochen verschieben./kf/DP/ngu