WASHINGTON (dpa-AFX) - Der Preisauftrieb in den USA hat sich zu Jahresbeginn nur moderat abgeschwächt und der Hoffnung auf sinkende Leitzinsen einen herben Dämpfer versetzt. Die Verbraucherpreise stiegen im Januar zum Vorjahresmonat um 3,1 Prozent, wie das US-Arbeitsministerium am Dienstag in Washington mitteilte. Analysten hatten im Schnitt eine Abschwächung des Vormonatswerts von 3,4 Prozent auf 2,9 Prozent erwartet.
Der Dollar legte nach Bekanntwerden der Daten kräftig zu, der Euro geriet im Gegenzug unter Druck. Die Renditen an den Anleihemärkten stiegen an - ein Hinweis darauf, dass die hohen Zinssenkungserwartungen an die US-Zentralbank Fed durch die Daten gedämpft wurden. Der Goldpreis gab in Reaktion auf den steigenden Dollar nach.
Im Monatsvergleich stiegen die Verbraucherpreise zum Jahresstart um 0,3 Prozent. Analysten hatten einen schwächeren Zuwachs von 0,2 Prozent erwartet. In diesem Ausmaß waren die Preise im Dezember gestiegen. Die Kerninflationsrate betrug im Januar im Jahresvergleich 3,9 Prozent und im Monatsvergleich 0,4 Prozent. Das lag jeweils über den Markterwartungen.
Die Kernrate wird von der US-Notenbank besonders beachtet. Sie gibt den allgemeinen Preistrend nach Meinung von Fachleuten besser wieder als die Gesamtrate, da schwankungsanfällige Komponenten wie Energie und Lebensmittel herausgerechnet werden.
Die Zahlen sind von hoher Bedeutung für die Geldpolitik der Federal Reserve, die ihre Leitzinsen in den vergangenen Monaten auf hohem Niveau stabil gehalten hat. An den Finanzmärkten werden für dieses Jahr deutliche Zinssenkungen erwartet. Notenbanker aus der Fed haben solche Erwartungen mit Verweis auf die ungewisse Inflationsentwicklung zuletzt gedämpft.
Bankanalysten fanden deutliche Worte: Die Preisentwicklung stütze die Erzählung, wonach die letzte Meile der Inflationsbekämpfung stets die schwerste sei, hieß es vom Analysehaus Capital Economics. Seit dem Inflationshöhepunkt im Jahr 2022 bei gut neun Prozent ist die Teuerung zwar spürbar gefallen. Die Erreichung des Fed-Inflationsziels von zwei Prozent gilt jedoch nicht als Selbstverständlichkeit.
Der Trend zur Entspannung der Inflation sei fast zum Erliegen gekommen, kommentierte die Landesbank Baden-Württemberg. Zwar bewege sich die Kerninflation abzüglich der hohen Wohnkosten mit 2,2 Prozent nahe am Stabilitätsziel der Fed. "Die heute veröffentlichten Daten sind gleichwohl ein weiterer herber Dämpfer für jegliche Hoffnungen, dass die US-Notenbank schnell ihre Zinsen senken wird. Wir erwarten die geldpolitische Kehrwende derzeit nicht vor Juni."/bgf/jsl/he