Vom Schokoladenkoffer bis zum Schlafanzug: Einige Unternehmen bieten Dividenden in Form von Produkten, Rabatten oder exklusiven Dienstleistungen. Doch wie lohnend sind diese für passive Investoren?
Weihnachten steht vor der Tür und diesen schönen Anlass wollte ich dazu nutzen, ein etwas außergewöhnliches Thema im Rahmen des Dividenden-Radars genauer unter die Lupe zu nehmen: Unternehmen, die Sachdividenden an ihre Aktionäre ausgeben.
Nachdem wir uns in der vergangenen Woche mit der seit mehr als 150 Jahren bestehenden Svenska Handelsbanken beschäftigt haben, die aktuell mit einer Rendite von 12,5 Prozent glänzt, wird dieser Artikel etwas breiter aufgestellt sein und mehrere Unternehmen kurz vorstellen.
Sachdividenden sind ein unterschätzter, aber faszinierender Aspekt des Aktienmarktes. Während die meisten Anleger auf klassische Gelddividenden setzen, wie wir sie sonst im Rahmen des Radars durchleuchtet haben, bieten einige Unternehmen greifbare Alternativen in Form von Produkten, Rabatten oder exklusiven Dienstleistungen.
Doch wie lohnend sind diese für passive Investoren? Und welche Voraussetzungen müssen erfüllt werden, um diese Sachwerte zu erhalten? Ein detaillierter Blick auf die bekanntesten Anbieter zeigt, dass Sachdividenden sowohl charmante Anreize als auch clevere Marketinginstrumente sein können.
Was sind Sachdividenden, und warum sind sie interessant?
Eine Sachdividende ist im Wesentlichen ein Bonus, den ein Unternehmen seinen Aktionären zusätzlich zur regulären Ausschüttung gewährt. Bei einigen Unternehmen stellen sie aber auch die einzige Belohnung für die Anteilseigner dar.
Während Bardividenden aus dem Unternehmensgewinn oder Cashflow finanziert werden und oft zu einem Kursabschlag führen, sind Sachdividenden meist unabhängig vom Aktienkurs und rein freiwillig. Sie reichen von physischen Produkten wie Schokolade oder Kleidung bis hin zu exklusiven Dienstleistungen wie Mietwagenrabatten oder Eintrittsgutscheinen.
Der Reiz liegt auf der Hand: Ein Schlafanzug oder ein Schokoladenkoffer macht eine Aktie greifbarer und verleiht ihr eine emotionale Komponente. Diese Bindung kann besonders für neue Anleger attraktiv sein, die durch die Sachdividende ein "Stück vom Unternehmen" physisch spüren möchten. Historisch sind Sachdividenden übrigens keine neue Erfindung: Bereits im 17. Jahrhundert schüttete die Niederländische Ostindien-Kompanie Gewürze wie Zimt oder Pfeffer an ihre Aktionäre aus.
Die Top-Anbieter von Sachdividenden
1. Lindt & Sprüngli: Der legendäre Schokoladenkoffer
Lindt & Sprüngli bietet eine der bekanntesten und prestigeträchtigsten Sachdividenden weltweit: den 4-kg-Schokoladenkoffer. Jedes Jahr können Aktionäre des Schweizer Unternehmens eine Auswahl an exklusiven Pralinen und Schokoladen genießen, die auch unter Sammlern begehrt ist. Der Wert des Koffers liegt bei rund 300 Euro, während der Sammlerwert sogar in den vierstelligen Bereich reichen kann.
Doch die Teilnahme an diesem süßen Vergnügen hat ihren Preis: Eine Namensaktie von Lindt & Sprüngli kostet derzeit über 100.000 Schweizer Franken, was die Aktie zu einer der teuersten der Welt macht. Zusätzlich müssen Aktionäre ins Schweizer Aktienregister eingetragen sein, was mit Gebühren verbunden ist. Der Schokoladenkoffer kann entweder auf der Hauptversammlung abgeholt oder an eine Schweizer Adresse geliefert werden - ein Nachteil für deutsche Anleger ohne Kontakte in die Schweiz.
Die Sachdividende wird zusätzlich zur Gelddividende von aktuell 1.400 Franken je Namensaktie ausgegeben. Bei den Partizipationsscheinen des Chocolatiers, die etwa ein Zehntel der Namensaktien kosten, werden entsprechend 140 Franken ausgeschüttet. Die Geld-Dividendenrendite von Lindt beträgt 1,4 Prozent.
2. Sixt: Rabatte für Vielfahrer
Der deutsche Autovermieter Sixt bietet keine physischen Produkte, sondern attraktive Rabatte für seine Aktionäre. Bereits der Besitz einer einzigen Aktie (aktuell 69,70 Euro) genügt, um den sogenannten "Aktionärstarif" zu aktivieren, der Nachlässe von bis zu 20 Prozent auf Mietwagenbuchungen gewährt.
Um den Rabatt zu erhalten, müssen Aktionäre eine Sixt-Card beantragen und ihren Aktienbesitz per E-Mail an den Kundensupport nachweisen. Der Rabatt lohnt sich besonders für Vielfahrer, die regelmäßig Mietwagen nutzen. Sixt zeigt damit, wie Sachdividenden gezielt zur Bindung einer spezifischen Zielgruppe eingesetzt werden können - in diesem Fall reisefreudige Anleger.
Sixt kann daneben auch mit einer nicht zu verachtenden Dividendenrendite von aktuell 5,6 Prozent glänzen. Für das Geschäftsjahr 2023 hat der Autovermieter Mitte Juni 3,90 Euro je Stammaktie und 3,92 Euro je Vorzugsaktie ausgeschüttet. Die Ausschüttung könnte laut FactSet im nächsten Jahr allerdings auf 3,32 Euro je Stammaktie reduziert werden. Gemessen am aktuellen Kurs wäre das immer noch eine Rendite von 4,76 Prozent.
3. Carnival Cruise Lines: Bordguthaben für Kreuzfahrten
Carnival, der größte Anbieter von Kreuzfahrtreisen, verwöhnt seine Aktionäre mit einem Bordguthaben, das je nach Reisedauer bis zu 200 Euro pro Reise betragen kann. Dieses Guthaben kann für Ausflüge, Speisen oder Wellness-Angebote an Bord genutzt werden.
Die Voraussetzungen sind moderat: Anleger benötigen mindestens 100 Aktien, die derzeit 2543 US-Dollar kosten (2404 Euro) kosten. Das Guthaben kann mehrmals im Jahr genutzt werden, wenn mehrere Kreuzfahrten gebucht werden. Für regelmäßige Reisende kann diese Sachdividende die Urlaubskosten durchaus senken.
Die Muttergesellschaft von Aida und Costa hat von 2003 bis 2020 auch Gelddividenden ausgeschüttet, seit mittlerweile vier Jahren gibt es diese aber nicht mehr. Ob sie jemals wieder aufgenommen werden, steht in den Sternen.
4. LVMH: Exklusiver Shareholder Club
Der französische Luxuskonzern LVMH (Louis Vuitton Moët Hennessy) bietet seinen Aktionären Zugang zu einem exklusiven Shareholder Club. Mitglieder können vergünstigte Produkte kaufen, an Führungen durch Champagnerkeller teilnehmen und VIP-Pässe für Veranstaltungen wie die Louis-Vuitton-Stiftung in Paris erhalten.
Eine einzige Aktie, die aktuell an der Pariser Börse 592,50 Euro kostet, genügt für die Mitgliedschaft. Die Registrierung erfolgt über die Website von LVMH, wo auch ein Nachweis über den Aktienbesitz hochgeladen werden muss. Für Liebhaber von Luxusgütern bietet der Club eine einzigartige Möglichkeit, die Welt von LVMH hautnah zu erleben.
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Der Luxuskonzern hat für das Geschäftsjahr 2023 insgesamt 13 Euro an Gelddividenden ausgeschüttet. Beim gegenwärtigen Kurs entspricht das einer Dividendenrendite von 2,19 Prozent.
5. Calida: Jährlich ein neuer Schlafanzug
Calida, der bekannte Schweizer Hersteller hochwertiger Unterwäsche und Nachtwäsche, ist für seine charmante Sachdividende bekannt: Aktionäre erhalten jedes Jahr einen Pyjama ihrer Wahl. Der Wert des Schlafanzugs liegt bei etwa 80 Euro, und der Versand ist auch nach Deutschland kostenlos.
Um die Sachdividende zu erhalten, müssen Anleger mindestens 20 Calida-Aktien besitzen, was derzeit 492 Franken (rund 527 Euro) entspricht. Zusätzlich ist auch hier eine Eintragung ins Schweizer Aktienregister notwendig. Einmal eingetragen, erhalten Aktionäre jedes Jahr eine Einladung zur Hauptversammlung und können über einen Online-Link ihren Pyjama bestellen. Die Sachdividendenrendite ist mit über 15 Prozent beeindruckend - vorausgesetzt, man trägt tatsächlich Schlafanzüge.
Calida schüttet zusätzlich 0,60 Franken je Aktie als Gelddividende aus. Das entspricht einer Geld-Dividendenrendite von 2,44 Prozent.
6. Bergbahnen Engelberg-Titlis: Gratis Bergfahrten
Die Bergbahnen Engelberg-Titlis in der Schweiz bieten ihren Aktionären kostenlose oder stark vergünstigte Tickets für ihre Anlagen. Je nach Anzahl der Aktien, die ein Anleger hält, variiert der Umfang der Vergünstigungen. Bereits mit 10 Aktien (etwa 407 Euro) erhält man Gutscheine für verbilligte Tageskarten.
Die Eintragung ins Schweizer Aktienregister ist auch hier erforderlich. Für Outdoor-Fans, die regelmäßig in der Region Engelberg unterwegs sind, kann sich dieses Angebot lohnen - sowohl finanziell als auch in Form unvergesslicher Naturerlebnisse.
Der Bergbahn-Anbieter hat seit dem Jahr 2020 keine Gelddividende mehr ausgeschüttet. Hier stellt die Sachdividende also die einzige Belohnung für die Aktionäre dar.
Sachdividenden: Lohnend oder nur nette Dreingabe?
Sachdividenden sind zweifellos ein interessanter Anreiz, der das Investieren in bestimmte Unternehmen emotional bereichern kann. Doch sie sollten niemals der Hauptgrund für eine Investition sein. Wichtiger sind die fundamentalen Kennzahlen eines Unternehmens, wie Umsatz, Gewinnwachstum und finanzielle Stabilität. Ein süßer Schokoladenkoffer oder ein neuer Pyjama sind keine Entschädigung für fallende Aktienkurse.
Zudem sind Sachdividenden oft mit zusätzlichen Kosten verbunden, etwa für die Eintragung ins Aktienregister oder die Teilnahme an Hauptversammlungen. Anleger sollten genau prüfen, ob der Nutzen die Aufwände rechtfertigt.
Fazit: Ein Bonus für langfristige Investoren
Für passive Investoren, die auf nachhaltige Einkommensquellen setzen, sind Sachdividenden ein netter Bonus, der das Portfolio etwas auflockern kann. Sie sind besonders attraktiv, wenn man ohnehin Interesse an den angebotenen Produkten oder Dienstleistungen hat. Ob Schokolade, Schlafanzüge oder Rabatte - Sachdividenden machen den Besitz einer Aktie greifbarer und verleihen ihr eine persönliche Note. Doch wie bei jeder Investition gilt: Qualität des Unternehmens und langfristige Perspektive bleiben entscheidend. Sachdividenden können diese Basis ergänzen, aber nicht ersetzen.
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Die optimale Dividendenstrategie
Eine optimale langfristige Dividendenstrategie hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter dem individuellen Risikoprofil, den Anlagezielen und der finanziellen Situation. Hier sind jedoch einige allgemeine Prinzipien, die empfohlen werden können:
Diversifikation: Investieren Sie in eine breite Palette von Unternehmen und Sektoren, um das Risiko zu streuen. Diversifikation kann helfen, das Portfoliorisiko zu mindern, da nicht alle Sektoren gleichzeitig von Marktschwankungen betroffen sind.
Qualitätsaktien wählen: Achten Sie auf Unternehmen mit einer starken Bilanz, stabilen Cashflows und einer Geschichte von zuverlässigen und wachsenden Ausschüttungen. Solche Unternehmen sind oft besser positioniert, um auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten Dividenden zu zahlen.
Reinvestition von Dividenden: Das Reinvestieren von Dividenden kann das Wachstum des Portfolios beschleunigen. Durch den Zinseszinseffekt können reinvestierte Dividenden über die Zeit einen signifikanten Beitrag zum Gesamtertrag des Portfolios leisten.
Langfristige Perspektive: Dividendenstrategien sind oft langfristig ausgerichtet. Marktschwankungen sollten daher nicht zu überstürzten Entscheidungen führen. Geduld und Beständigkeit sind Schlüssel zum Erfolg.
Steuereffizienz berücksichtigen: Die steuerliche Behandlung von Dividenden kann je nach Land und individueller Situation variieren. Es ist wichtig, Steuereffekte in die Strategie einzubeziehen.
Überwachung und Anpassung des Portfolios: Portfolios sollten regelmäßig überprüft und bei Bedarf angepasst werden, um sicherzustellen, dass es weiterhin den eigenen Anlagezielen entspricht und gut diversifiziert bleibt.
Bewertung: Achten Sie auf die Bewertung der Aktien. Hohe Dividendenrenditen sind nicht immer ein gutes Zeichen; sie können auch ein Hinweis auf Probleme im Unternehmen sein.
Verwendung von Dividendenfonds, -ETFs: Für Anleger, die nicht direkt einzelne Aktien auswählen möchten, können Dividendenfonds eine praktikable Alternative sein, da sie eine gute Möglichkeit zur Diversifikation bieten.
Fazit:
Dividendeninvestitionen können eine großartige Möglichkeit sein, ein passives Einkommen aufzubauen. Indem Sie sich auf Unternehmen mit stabiler Dividendenhistorie konzentrieren, können Sie Ihr Portfolio schrittweise ausbauen. Dabei ist natürlich immer zu beachten, dass Investitionen in Dividendenaktien - wie alle Investitionen - mit Risiken verbunden sind.
Weitere interessante Dividenden-Aktien befinden sich übrigens auch in der Dividenden-Watchlist unseres Börsenexperten Markus Weingran, dessen Börsenlounge sich täglich mit aktuellen Marktentwicklungen, Investitionstipps und Finanzthemen befasst.
Autor: Ingo Kolf, wallstreetONLINE Redaktion
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Enthaltene Werte: PA1436583006,FR0000121014,DE0007231326,DE0007231334,CH0010570767,CH0010570759,CH0126639464,SE0007100599,CH0527044959