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Donald Trump will die US-Wirtschaft mit neuen Strafzöllen schützen. Doch was bedeutet das konkret - für den Handel, die Finanzmärkte, den Goldpreis? Finanzanalyst Dimitri Speck analysiert...
Der Goldpreis stieg binnen Minuten auf über 3.200 Dollar, als Donald Trump seine Pläne verkündete: neue, breite Zölle auf Importe aus China, der EU und anderen Ländern. Das Ziel: die amerikanische Industrie schützen. Doch was kurzfristig wie eine entschlossene Maßnahme aussieht, wirft langfristig grundlegende Fragen auf - über Handel, Währungen und wirtschaftliche Verantwortung.
Finanzexperte Dimitri Speck beschäftigt sich seit Jahren mit den Zusammenhängen zwischen Währungspolitik, internationalen Ungleichgewichten und dem Goldmarkt. Seine Einschätzung zur aktuellen Lage ist klar: Die USA haben das Problem, das sie jetzt mit Zöllen bekämpfen wollen, über Jahrzehnte selbst geschaffen.
Die eigentliche Ursache: das Dollar-System
Die USA importieren seit Jahrzehnten mehr, als sie exportieren. Das ist kein Versehen, sondern Teil ihrer Rolle als Emittent der Weltleitwährung. Der sogenannte Dollarstandard erlaubt es den Vereinigten Staaten, Waren mit ihrer eigenen Währung zu bezahlen - und damit dauerhaft ein Handelsdefizit zu betreiben. Das war politisch gewollt, um den Dollar global zu verankern.
"Die USA wollten nachweislich seit über 50 Jahren ein laufendes Defizit fahren", erklärt Speck. Möglich wurde das durch ein System, das auf Vertrauen in die US-Währung basiert - und durch die Bereitschaft anderer Länder, US-Schulden zu halten. Doch jetzt, wo die Folgen dieses Systems sichtbar werden, versucht die US-Politik, die Verantwortung nach außen zu verlagern.
Zölle: Wirkung nach innen, nicht außen
Trump präsentiert seine Zölle als Antwort auf angeblich unfaire Handelspraktiken anderer Länder. Doch laut Speck ist das ökonomisch nicht stichhaltig. Zölle sind keine Strafe für andere - sondern ein Aufschlag, den Importeure und Verbraucher im Inland zahlen. "Zölle sind Steuern - und zwar Steuern, die die Inländer betreffen", sagt Speck. Das bedeutet: US-Bürger und Unternehmen müssen künftig für viele Produkte mehr bezahlen. Besonders betroffen sind Branchen, die global arbeitsteilig produzieren - etwa die Elektronik-, Auto- oder Maschinenbauindustrie.
Unsichere Zahlen, zweifelhafte Begründungen
Ein weiterer Kritikpunkt: Die Berechnungen, mit denen die neuen Zölle begründet werden. Laut US-Schatzamt betragen die Handelshemmnisse der EU gegenüber den USA rund 39?%. Speck hat sich die Methodik angesehen - und große Zweifel. Die Zahl ergibt sich offenbar nicht aus echten Zöllen oder konkreten Handelsbarrieren, sondern aus einem indirekten Verhältnis zwischen Handelsbilanz und Importvolumen. "Das ist hanebüchener Unfug", meint Speck. Die Zahlen seien konstruiert und würden realen wirtschaftlichen Verhältnissen nicht gerecht. Trotzdem dienen sie als Argument für Maßnahmen mit globaler Tragweite.
Rückgang der Industrie - eine Folge falscher Anreize
Trumps Hauptargument ist der Schutz der heimischen Produktion. Die USA hätten sich zu stark deindustrialisiert. Auch das stimmt - nur liegt die Ursache laut Speck nicht bei anderen Ländern, sondern in den eigenen Entscheidungen. Wer dauerhaft mehr importiert als produziert, verlagert zwangsläufig Arbeitsplätze ins Ausland. "Wenn ich mehr importiere als exportiere, habe ich weniger Produktion - das ist banal", sagt Speck. Das Problem sei real, aber die Lösung falsch angesetzt.
Parallelen zu Deutschland
Interessant ist Specks Vergleich mit Deutschland: Auch hier sei ein Rückgang der Industrie zu beobachten - allerdings verursacht durch politische Rahmenbedingungen. Energiepreise, Bürokratie, Klimavorgaben: All das belaste die industrielle Basis. Und wie in den USA steige auch hier das Risiko, dass Wohlstand langfristig verloren geht. "Die Industrie ist die Basis des Wohlstandes", betont Speck. Wenn sie geschwächt wird, gerät das gesamte wirtschaftliche Fundament ins Wanken.
Auswirkungen auf die Finanzmärkte - und auf Gold
Die Reaktion an den Märkten war unmittelbar: Gold stieg, Aktien fielen. Für Speck ist das nachvollziehbar. Handelskonflikte bedeuten Unsicherheit, und Gold gilt als stabiler Wert in instabilen Zeiten.
"Die positiven Gründe für Gold bleiben - und die Unsicherheit hat zugenommen", sagt er. Gleichzeitig könnte ein langfristiger Handelskrieg auch deflationäre Effekte haben, die kurzfristig Druck auf den Goldpreis ausüben. Die mittel- und langfristige Perspektive bleibt aus seiner Sicht aber intakt - gerade wegen der strukturellen Probleme in den USA und weltweit.
Die größere Frage: Wie lange hält das System noch?
Was hinter all dem steht, ist mehr als ein Handelskonflikt. Es ist die Frage, wie lange das auf dem Dollar basierende Finanzsystem noch funktioniert. Immer mehr Länder versuchen, Abhängigkeiten zu reduzieren. Neue Allianzen, Rohstoffabkommen außerhalb des Dollarraums und Zentralbankkäufe von Gold zeigen: Die Welt sortiert sich neu.
Speck sieht darin eine Entwicklung, die sich schon länger abzeichnet - und die nun Fahrt aufnimmt. "Wir sehen hier die Auflösung einer Situation, wie sie nach dem Zweiten Weltkrieg sukzessive entstanden ist." Das alte Gleichgewicht gerät ins Wanken - ökonomisch wie geopolitisch.
Was Trump als Schutzmaßnahme verkauft, könnte der Startpunkt einer weitreichenden Neuordnung sein. Dimitri Speck sieht darin weniger eine kurzfristige Marktreaktion - sondern ein Zeichen dafür, dass ein System an seine Grenzen stößt. Die entscheidenden Fragen betreffen nicht Zölle oder Handelsbilanzen - sondern die Struktur, auf der die globale Wirtschaft seit Jahrzehnten basiert. Ob daraus Reformen entstehen oder neue Konflikte, ist offen. Klar ist: Die Weltwirtschaft steht vor einer Phase wachsender Unsicherheit. Und genau deshalb lohnt es sich, die Mechanismen hinter den aktuellen Entscheidungen genau zu verstehen.
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