
Am Palmsonntag, 13. April, verübten islamistische Fulani-Milizen ein grausames Massaker in dem von Christen bewohnten Ort Zike im nigerianischen Bundesstaat Plateau. 56 Menschen wurden brutal getötet. Ein Team von Christian Solidarity International (CSI) befand sich zu diesem Zeitpunkt in der Region. CSI ruft die internationale Gemeinschaft eindringlich auf, dem schleichenden Völkermord in Zentralnigeria endlich entschlossen entgegenzutreten.
Einen Tag vor dem Angriff, am 12. April, traf ein CSI-Projektmanager in Jos, der Hauptstadt des Bundesstaats Plateau, ein. Am 14. April erreichte ihn die Nachricht vom Massaker in Zike - es war eine von mehreren Schreckensmeldungen über Angriffe auf christliche Dörfer innerhalb weniger Tage. Bei einem Besuch im Universitätsspital von Jos am 15. April erlebte der CSI-Mitarbeiter hautnah das Ausmass des Schreckens: Drei schwer verletzte Opfer aus Zike starben an diesem Tag. Viele Verwundete hatten gravierende Verletzungen aufgrund von Machetenhieben in den Nacken.
Eine (unvollständige) Übersicht der Fulani-Angriffe zwischen 27. März und 13. April 2025 verdeutlicht das Ausmass der Gewalt: 126 getötete Christen - Männer, Frauen und Kinder - sowie rund 7000 Vertriebene innerhalb von nur 20 Tagen (siehe Box).
Abgrundtiefe Brutalität
Die Täter gingen mit extremer Grausamkeit vor: In Ruwi töteten sie zwölf Menschen bei einer Beerdigung. Eine 19-jährige Frau wurde Opfer einer tagelangen Gruppenvergewaltigung. Das Palmsonntags-Massaker in Zike markiert den grausamen Höhepunkt dieser Gewaltwelle.
Untätige "Friedenstruppe"
Trotz der Präsenz einer angeblichen "Friedenstruppe" des nigerianischen Militärs im Bundesstaat Plateau blieb jede wirksame Reaktion aus. "Weder wurde das Massaker verhindert, noch kam es in Zike zu Festnahmen", erklärt John Eibner, internationaler Präsident von CSI. "Der gut ausgestattete nigerianische Sicherheitsapparat blieb untätig."
Ein siebenjähriger Überlebender
Im Spital von Jos traf der CSI-Mitarbeiter auf den siebenjährigen Nenche Steven. Die Fulani-Milizen hatten am 13. April seinen Vater erschossen, seiner Mutter die Arme abgehackt und seine beiden Geschwister getötet. Auch Nenche selbst wurde mit einer Machete in den Nacken geschlagen. Man hielt ihn für tot - doch er überlebte wie durch ein Wunder. Noch Tage später hallten seine Schmerzensschreie durch die Spitalgänge.
Ein unausgesprochener Dschihad
Seit 2018 greifen bewaffnete Fulani-Milizen systematisch christliche Dörfer im Middle Belt Nigerias an. Millionen wurden vertrieben, ihre Ländereien besetzt. Bereits 2020 veröffentlichte CSI eine Völkermordwarnung für Christen in Nigeria. Obwohl offiziell nicht von einem Dschihad die Rede ist, sprechen die Fakten eine klare Sprache.
"Diese Gewalt wird seit Jahren von der muslimisch geprägten, Fulani-dominierten Elite angetrieben, die die Kontrolle über die mehrheitlich christliche Middle-Belt-Region anstrebt", so CSI-Präsident Eibner. Die Fulani-Milizen seien ihr Instrument und von der gleichen Ideologie getrieben wie ihr geistiger und politischer Vorfahre Usman Dan Fodio, dem Begründer des Fulani-Kalifats in Nigeria im 19. Jahrhundert.
Schweigen des Westens
Eibner verurteilt das Wegschauen des Westens: "Für viele westliche Politiker scheinen schwarze, christliche Opfer - wie der siebenjährige Nenche - keine Rolle zu spielen. Sie haben offenbar keinen wirtschaftlichen oder politischen Wert."
Internationale Gemeinschaft muss handeln
Die aktuellen Übergriffe im Bundesstaat Plateau sind die tödlichsten seit Weihnachten 2023, als über 200 Christen ermordet wurden. CSI-Menschenrechtsspezialist Joel Veldkamp nennt die jüngsten Gräueltaten "eine weitere Episode in einem Völkermord in Zeitlupe". Er appelliert: "Die internationale Gemeinschaft - insbesondere die USA und andere westliche Verbündete des Fulani-dominierten Militärs - müssen Nigerias Regierung endlich zur Rechenschaft ziehen."
CSI leistet Hilfe
CSI ist seit 2013 in Nigeria aktiv und unterstützt Opfer islamistischer Gewalt. Angesichts der aktuellen Eskalation werden dringend Lebensmittel, medizinische Hilfe, Saatgut, Dünger und Baumaterialien benötigt - insbesondere vor dem Beginn der Regenzeit, um zerstörte Häuser wiederaufzubauen.
Box:
Angriffe auf Christen im nigerianischen Bundesstaat Plateau vom 24. März bis 13. April 2025
24. März 2025: Fulani-Milizien entführen die 19-jährige Sele Victor Derek und vergewaltigen sie vier Tage lang im Busch von Tahoss, Riyom Local Government Area (LGA).
27. März 2025: Mutmassliche Fulani-Milizen überfallen und töten 12 Trauernde während einer Beerdigung im Dorf Ruwi in Bokkos (LGA).
2. April 2025: 15 Dörfer in der Gemeinde Hurti, Bokkos LGA, werden von mutmasslichen Fulani-Milizen angegriffen. Dabei werden 56 Menschen getötet, 28 verletzt und über 5000 vertrieben.
6. April 2025: Emmanuel Daou aus Dabwam in Riyom LGA wird überfallen und von Fulani-Milizien verletzt. Am selben Tag wird Bitrus Gyang Mwanja aus der Gemeinde Fwil im Distrikt Vwang in Jos South LGA von Fulani-Milizen getötet.
10. April 2025: Gyang Danbwarang und Joshua Mwagwong aus Tanjol, Riyom LGA, werden bei einem Überfall von Fulani-Milizen verletzt.
12. April 2025: Daniel Mwanti aus der Gemeinde Wereng, Riyom LGA, wird von Fulani-Milizen erschossen. Die erntereifen Felder von Ishaya Danbwarang werden vernichtet.
13. April 2025: Militante Fulani zerstören die erntereifen Felder von Lliya Gyang aus Byei.
13. April 2025: Bewaffnete Fulani-Milizen dringen in das Dorf Zike in der Gemeinde Kimakpa im Bezirk Kwall (Region Bassa) ein und töten 56 Menschen, darunter 15 Kinder. 9 Menschen werden verletzt, über 2000 vertrieben, 103 Häuser werden vollständig zerstört.
Pressekontakt:
Joel Veldkamp, CSI-Menschenrechtsexperte, +41 44 982 33 10, joel.veldkamp@csi-int.org
Simon Brechbühl, Geschäftsführer CSI-Schweiz, +41 44 982 33 40, simon.brechbuehl@csi-schweiz.ch
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