
Die Vectron Systems AG (DE000A0KEXC7) befindet sich in einer entscheidenden Umbruchphase. Nach der Übernahme durch den US-Zahlungsdienstleister Shift4 Payments im vergangenen Jahr stehen Minderheitsaktionäre vor einer wichtigen Entscheidung: Verkaufen oder halten?
Shift4 kontrolliert bereits 70 Prozent - ohne Squeeze-out-Pläne
In einem aktuellen Interview mit dem Analystenhaus GBC gab Vectron-CEO Thomas Stümmler interessante Einblicke in die Zukunft des Kassensystem-Spezialisten. Shift4 hält derzeit 70 Prozent der Anteile, eine Erhöhung der Beteiligung oder ein Squeeze-out sei jedoch nicht geplant. "Mit über 75 Prozent der Anteile und dem geplanten Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag ist Shift4 bereits in der Lage, die operativ wichtigen Themen umzusetzen", erläutert Stümmler. Für den Erwerb der verbleibenden Aktien müsste Shift4 einen "hohen zweistelligen Millionenbetrag" investieren - ohne zusätzlichen positiven Effekt auf das operative Geschäft.
Abfindung oder jährliche Ausgleichszahlung?
Auf der außerordentlichen Hauptversammlung am 25. April 2025 steht der Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag zwischen Vectron und Shift4 zur Abstimmung. Minderheitsaktionäre erhalten dabei eine zweite Chance, ihre Aktien zu verkaufen - zu einem Preis von 10,93 Euro. Alternativ können sie im Unternehmen bleiben und erhalten dann eine jährliche Ausgleichszahlung von 0,47 Euro brutto pro Aktie.
"Basierend auf dem aktuellen Abfindungspreis und dem derzeitigen Zinsumfeld ist das nicht schlecht", kommentiert Stümmler. Er macht jedoch auch deutlich, dass Anleger, die die jährliche Dividende wählen, in ein illiquides Asset investieren. "Je nach Anzahl der gehaltenen Aktien ist ein schneller Verkauf möglicherweise nicht möglich. Zudem müssen bei einem solchen Vermögenswert auch hohe Kursschwankungen einkalkuliert werden."
Monatliche Gebühren statt Einmalverkauf
Interessant ist auch ein Blick auf die Geschäftsentwicklung. Im Geschäftsjahr 2024 erzielte Vectron unter Berücksichtigung der 100-prozentigen Beteiligung an der acardo group AG einen Umsatz von 42 Millionen Euro bei einem operativen Ergebnis (EBITDA) von -0,7 Millionen Euro. Im Kerngeschäft von Vectron stieg der Anteil der wiederkehrenden Umsätze auf über 50 Prozent.
Für das laufende Geschäftsjahr rechnet das Unternehmen mit einem Umsatzrückgang und einem negativen EBITDA zwischen -2 und -1 Million Euro. Die Zusammenarbeit mit Shift4 führt zu einer Umstellung des Geschäftsmodells: weg von einmaligen Verkäufen hin zu monatlich wiederkehrenden Gebühren. "Dadurch wird der Umsatz eines Kunden nicht mehr sofort vollständig erfasst, sondern über einen langen Zeitraum verteilt", erklärt Stümmler. "Daher werden die Zahlen zunächst leiden, aber mittel- bis langfristig deutlich steigen."
Für Vectron-Aktionäre dürfte der Erfolg der Transformation entscheidend sein, ob sie die Abfindung annehmen oder auf langfristige Wertsteigerungen durch wiederkehrende Einnahmen setzen sollten.
Der Beitrag Vectron: Können Aktionäre von der Shift4-Übernahme profitieren? erschien zuerst auf Nebenwertewelt.