
DJ ÜBERBLICK am Mittag/Konjunktur, Zentralbanken, Politik
Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires
Friedrich Merz fällt im ersten Wahlgang durch
Der CDU-Politiker Friedrich Merz hat bei der Wahl zum Bundeskanzler im ersten Durchgang nicht die erforderliche Mehrheit der Bundestagsabgeordneten erreicht. Er erhielt lediglich 310 Stimmen. Zur Wahl des Regierungschefs wäre die absolute Mehrheit von 316 Stimmen der 630 Bundestagsabgeordneten nötig gewesen. Die schwarz-rote Koalition verfügt mit 328 Sitzen im Bundestag über eine Mehrheit von zwölf Stimmen.
Merz' Scheitern dämpft Reformhoffnungen
Das vorläufige Scheitern von Friedrich Merz bei der Wahl zum Bundeskanzler ruft nach Aussage der Commerzbank-Volkswirte Bernd Weidensteiner und Ralph Solveen in Erinnerung, wie schmal die Mehrheit der neuen Koalition ist. "Auch wenn Friedrich Merz im zweiten Wahlgang zum Bundeskanzler gewählt würde, hätte er nur eine knappe Mehrheit im Bundestag. Dies vergrößert die Zweifel daran, dass die neue Regierung die durchgreifenden wirtschaftspolitischen Reformen in Angriff nehmen und auch durchsetzen wird, die die deutsche Wirtschaft dringend benötigt", schreiben sie in einem Kommentar.
Merz kann sich nicht voll auf Abgeordnete verlassen
Berenberg-Chefvolkswirt Holger Schmieding nimmt an, dass Friedrich Merz nach seinem Scheitern im ersten Wahlgang zu einem späteren Zeitpunkt zum Bundeskanzler gewählt werden wird. Trotzdem ist dieses Scheitern aus seiner Sicht ein schlechtes Zeichen für Merz: "Es zeigt, dass er sich nicht voll auf die beiden Koalitionsparteien verlassen kann. Und das wird Zweifel an seiner Fähigkeit sähen, seine Agenda zu verfolgen sowie sein Ansehen im In- und Ausland zumindest anfänglich beeinträchtigen", schreibt Schmieding in einem Kommentar.
S&P Global: Deutscher Servicesektor im April wieder im roten Bereich
Der deutsche Servicesektor ist im April wieder in die Kontraktionszone abgesackt. Der von S&P Global für den Sektor ermittelte Einkaufsmanagerindex (PMI) fiel auf 49,0 von 50,9 Punkten, wie aus den finalen Daten für den Monat hervorgeht. Volkswirte hatten einen Stand von 48,8 vorhergesagt. Vorläufig war für April ebenfalls ein Wert von 48,8 ermittelt worden. Die Branchenakteure äußerten sich besorgt über Zölle und die damit einhergehende Unsicherheit und zeigten sich daher deutlich weniger optimistisch als zuletzt.
S&P Global: Wirtschaft der Eurozone verliert im April an Dynamik
Die Wirtschaft der Eurozone hat sich im April abgeschwächt. Der Sammelindex für die Produktion der Privatwirtschaft der Eurozone, der Industrie und Dienstleistungen umfasst, fiel auf 50,4 Zähler von 50,9 im Vormonat, wie S&P Global bei einer zweiten Veröffentlichung berichtete. Beim ersten Ausweis war ein Rückgang auf 50,1 Punkte gemeldet worden. Volkswirte hatten eine Bestätigung dieses Werts erwartet.
Eurozone-Erzeugerpreise fallen im März stärker als erwartet
Die Erzeugerpreise der Industrie in der Eurozone haben sich im März schwächer entwickelt als erwartet. Die Preise auf der Erzeugerstufe fielen im Vergleich zum Vormonat um 1,6 Prozent, wie die Statistikbehörde Eurostat berichtete. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten einen Rückgang um nur 1,0 Prozent erwartet. Im Jahresvergleich lagen die Erzeugerpreise um 1,9 Prozent höher. Die Prognose von Volkswirten hatte auf ein Plus von 2,7 Prozent gelautet.
EU-Chefunterhändler: US-Zollsituation "nicht akzeptabel"
Der EU-Handelskommissar Maros Sefcovic hat die Perspektive zusätzlicher US-Importzölle auf neue Güterkategorien als "nicht akzeptabel" bezeichnet. "Die Prognose lautet, dass die USA bis zu 100 Milliarden Euro einnehmen könnten, wenn die laufenden Untersuchungen zu Zöllen führen", sagte Sefcovic in einer Debatte des EU-Parlaments in Straßburg und fügte hinzu: "Die Situation als solche ist nicht akzeptabel." Die EU habe deutlich gemacht, dass man bereit sei, zu diskutieren und für beide Seiten vorteilhafte Lösungen zu finden.
EU sollte auf Zölle nicht protektionistisch antworten
Die Europäische Union (EU) sollte eine Eskalation der Handelsbarrieren mit den USA nach Aussage des Präsidenten des Europäischen Rats vermeiden. "Wir sind sehr klar - wir dürfen auf Protektionismus nicht mit weiterem Protektionismus antworten", sagte Antonio Costa auf einer Wirtschaftskonferenz in Barcelona. Die EU setzte ihre Pläne aus, Zölle auf ausgewählte Warenimporte aus den USA zu erheben, nachdem Präsident Trump seinen ursprünglichen Zollsatz von 20 Prozent für 90 Tage auf 10 Prozent für EU-Importe gesenkt hatte. Die Trump-Regierung behält 25-prozentige Importzölle auf Stahl, Aluminium und Autos bei.
BoE-Zinsentscheid verspätet sich wegen VE-Tag um zwei Minuten
Die Bank of England (BoE) wird ihren Zinsentscheid am Donnerstag zwei Minuten später als üblich veröffentlichen. Das Protokoll des geldpolitischen Ausschusses der Zentralbank werde zusammen mit aktualisierten Wirtschaftsprognosen um 13.02 Uhr (MESZ) veröffentlicht, teilte die Notenbank mit. Die Verschiebung ist auf eine landesweit eingelegte Schweigeminute zum 80. Jahrestag des VE-Tages (Victory in Europe Day) zurückzuführen. Es wird allgemein erwartet, dass die BoE ihren Leitzins um 25 Basispunkte auf 4,25 Prozent senken wird.
USA und China erreichen wohl kein Handelsabkommen 2025
Die USA und China werden in diesem Jahr nach Einschätzung von Bo Zhuang, Makrostratege bei Loomis Sayles, wahrscheinlich keine Einigung im Handelsstreit erzielen. Die Wahrscheinlichkeit, dass die beiden Volkswirtschaften 2026 eine Einigung erzielen, liege bei 50 Prozent. Der Stratege verweist darauf, dass China öffentlich erklärt habe, nicht zu wissen, was US-Präsident Donald Trump wolle, und dass auch die USA nicht wüssten, wo sie in Bezug auf Verhandlungen anfangen sollten. China werde seine nicht-tarifären Vergeltungsmaßnahmen, wie die Einführung von Zöllen auf Seltene Erden, wahrscheinlich fortsetzen.
Trumps Zölle stellen globalen Handel auf den Kopf
Die Zölle von US-Präsident Trump haben nach Einschätzung von Ökonomen von HSBC Research den globalen Handel auf den Kopf gestellt. Die asiatischen Einkaufsmanagerdaten für Produktion und Beschäftigung hätten sich im April verlangsamt, was ein erstes Anzeichen für die Auswirkungen der Zölle auf die regionalen Volkswirtschaften sei, schreiben sie. Laut HSBC brachen die neuen Exportaufträge in Asien mit Ausnahme von Indien und Singapur ein. Aufträge, die vorgezogen wurden, um die 90-tägige Pause bei den gegenseitigen Zöllen zu nutzen, müssten aber bald erfüllt werden.
Fed muss Folgen der Zölle bewerten
Die jüngsten Äußerungen des Vorsitzenden der US-Notenbank, Jerome Powell, deuten darauf hin, dass die Fed vorerst abwartend bleiben wird, nach Einschätzung von Michael Krautzberger von Allianz Global Investors. Währenddessen würde die Fed die Auswirkungen der Zollanmeldungen auf die Wirtschaftstätigkeit bewerten, obwohl US-Präsident Donald Trump versucht habe, die Fed zu einer sofortigen Senkung der Zinssätze zu drängen, erklärt der Global Fixed Income CIO.
+++ Konjunkturdaten +++
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May 06, 2025 07:30 ET (11:30 GMT)
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