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Quantencomputer sind für viele ein Mysterium, doch D-Wave bringt sie bereits in die Fabrikhallen und dies mit mächtigem Rückenwind. Ein Joint Venture mit Ford Otosan hat die Produktionsplanung des Ford Transit in 300 Sekunden statt 30 Minuten erledigt. Parallel kommt CEO Alan Baratz von New York nach Boston, um Investoren und Analysten die Zukunftsträume der Quantenlogik schmackhaft zu machen. Große Konferenzen von Needham, J.P. Morgan und eine digitale Quantum-Tagung stehen an. Gelingt D-Wave der Sprung in die Industrie-Riege, so wie einst Nvidia bei der KI? Sind starke Partner wie Partec und Japan Tobacco nur der Anfang? Dieser Bericht erklärt, warum jetzt jeder Termin zählt und alles entscheiden kann.
Vom Forschungslabor in die Fabrikhalle
Im Frühjahr zeigte D-Wave erstmals, was Quantenrechner in der Praxis leisten können. Zusammen mit Ford Otosan testete man eine Hybridlösung, die die Planung von 1.500 Transit-Varianten auf unter fünf Minuten drückte - früher dauerte das eine halbe Stunde. Dieser Erfolg hat nicht nur Produktionschefs beeindruckt. Auch der Umsatz im ersten Quartal explodierte förmlich, was die Fantasie an den Märkten beflügelt. Während klassische Rechner weiterhin die fehleranfälligen Quantenprozesse stabilisieren, bleibt D-Wave dran, die Fehlerkorrektur Schritt für Schritt zu meistern. CEO Alan Baratz reist im Mai von der Needham-Konferenz in New York zur J.P. Morgan-Tagung in Boston und nimmt zudem an einer digitalen Quantum-Konferenz teil. In diesen Tagen entscheidet sich, ob D-Wave den Großkonzernen den echten Mehrwert liefert, den sie erwarten.
Rekordwachstum - Umsatz +500 Prozent
Die jüngsten Quartalszahlen lesen sich wie bei einem stark wachsenden Boom-Unternehmen. Im Vergleich zum Vorjahr kletterte der Umsatz um über 500 Prozent auf rund 15 Millionen US-Dollar. Der erste Verkauf eines Advantage-Systems setzte den Startschuss für eine neue Erlösquelle neben dem Cloud-Geschäft. Analysten von Benchmark und B. Riley haben bereits ihre Kursziele kräftig angehoben. Wichtig ist: D-Wave setzt auf ein weniger komplexes Quantenmodell. Dafür liefert es stabilere Ergebnisse, wie jetzt etwa Partec am Supercomputer in Jülich bestätigt. Und die Kundenliste wächst: Neben Ford Otosan stehen Namen wie Japan Tobacco auf der Referenzliste. Doch der wahre Gradmesser wird sein, ob D-Wave im zweiten Quartal sein neues Advantage 2-System mit über 4.400 Qubits breit verfügbar macht.
Charttechnik
An der Börse spiegelt sich die Begeisterung der Aktie im Chart wider. Seit dem Tief bei 0,40 US-Dollar im Frühjahr 2023 hat sich die Aktie mehr als nur verzwanzigfacht. Aktuell pendelt sie nahe wichtiger Widerstandsmarken um die 10,50 - 11,00 US-Dollar. Die gleitenden Durchschnitte der vergangenen 50 und 200 Tage zeigen weiterhin Kaufdruck, während der RSI mit einem Wert von 75 knapp oberhalb der überkauften Zone verharrt. Ein Ausbruch über den Höchstkurs vom 17.03.2025 bei 11,95 US-Dollar könnte neuen Schwung bringen, während ein Rückfall unter 10 US-Dollar weitere kurzfristige Gewinnmitnahmen auslösen würde. Ebenso bestünde die Gefahr im Chart, dass sich ein markantes Mehrfach-Top ausbildet. Die Charttechnik an sich ist also eher positiv, aber niemand kann einen weiteren Lauf oder Sprint erwarten, der ohne kurze Konsolidierungen auskommt.
Was tun?
D-Wave hat mit beeindruckenden Zahlen, zwar auf verhältnismäßig niedrigem Millionen-Niveau, und namhaften Partnern bewiesen, dass seine Quantenplattform mehr als ein Zukunftsversprechen ist. Die fundamentale Entwicklung von 500 Prozent Umsatzwachstum, erste Hardware-Verkäufe und eine Bruttomarge jenseits der 90 Prozent untermauern das Potenzial. Charttechnisch steht die Aktie vor einer Richtungsentscheidung: Ein nachhaltiger Sprung über die Widerstände könnte die nächste Rally auslösen, die in Richtung 13 US-Dollar führen sollte. Doch auch Risiken bleiben: die fehlende vollumfängliche Fehlerkorrektur, mögliche Verwässerungen durch Finanzierungsrunden und die Frage, ob Kunden langfristig voll umsteigen. Mutige Anleger könnten sich eine Teilposition ins Depot legen, um vom möglichen Quantenvorteil zu profitieren. Gleichzeitig ist es aber wichtig, vor dem Ausbruch klarer Signale eine zweite, dritte oder gar vierte kleinere Tranche nach unten hin zu erwägen. Wer auf die Zukunft des Quantencomputings setzt, findet in D-Wave einen spannenden Kandidaten, aber keineswegs ohne hohes Risiko.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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