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Das kam wahrlich überraschend, denn Deutschlands größter Wohnimmobilienkonzern Vonovia sorgt mit der Nachricht, dass es zwei Tranchen von Wandelanleihen im Volumen von 1,3?Milliarden Euro begeben möchte, für Schlagzeilen. Anleger überlegen und rätseln, ob das neue Geld reicht, um langfristig den Erfolg zu sichern. In diesem Bericht beleuchten wir für Sie die Hintergründe dieser neuen (Re-)Finanzierungsrunde. Wir ordnen die Entwicklung im Immobilienmarkt für Sie ein und werfen einen Blick auf die Charttechnik der Aktie. Lohnt sich jetzt der Einstieg in die Vonovia-Aktie? Hier finden Sie die Antworten.
Wandelanleihen statt Kredit - warum Vonovia diesen Weg wählte
Vonovia hat am 13.?Mai zwei unbesicherte Wandelanleihen zu je 650?Millionen Euro aufgelegt. Serie?A läuft bis Mai?2030, Serie?B bis Mai?2032. Beide Papiere verzinsen sich mit 1,25?bzw. 1,75?Prozent und können zu Kursen von knapp 40?Euro in Aktien getauscht werden. Das Angebot richtete sich allein an institutionelle Investoren außerhalb der USA. Die traditionellen Bezugsrechte der Aktionäre entfielen. Dem Unternehmen geht es darum, bestehende Schulden schlank zu refinanzieren und gleichzeitig Spielraum für operative Vorhaben zu gewinnen. Gerade im aktuellen Marktumfeld mit hohen Zinsen und knapper Liquidität erscheint diese Finanzierungsform vergleichsweise günstig. Doch Wandelanleihen bergen einen Haken, denn fliegt der Aktienkurs über den Wandlungspreis, entsteht für Anleger eine attraktive Chance, gleichzeitig droht für die bisherigen Aktionäre eine Verwässerung. Vonovia setzt auf ein ausgewogenes Szenario. Einerseits sichert man sich Kapital zu fixen Konditionen, andererseits bleibt unterhalb der Wandlungspreise der jetzige Ist-Status erhalten. Der Vorstand unterstrich, dass die Mittel vor allem für allgemeine Unternehmenszwecke und die Rückführung teurer Refinanzierungen genutzt werden.
Wohnungsmarkt gewinnt an Fahrt
Der deutsche Wohnimmobilienmarkt gewinnt langsam wieder an Fahrt. Jüngste Daten des Verbands deutscher Pfandbriefbanken zeigen im ersten Quartal 2025 durchschnittliche Preisanstiege von etwa 3,6?Prozent, in Top-Städten sogar über 5 Prozent. Steigende Mieten sind ein weiterer Treiber. Vonovia, das in Metropolen wie Berlin, Hamburg und München stark vertreten ist, profitiert direkt von dieser Erholung. Gleichzeitig drücken hohe Zinskosten auf die Stimmung. Viele Anleger fürchten, dass Straffungen in der Geldpolitik in Europa den Finanzierungsbedarf für die stark verschuldeten Wohnungsunternehmen verteuern. In den letzten Tagen rutschte die Vonovia-Aktie erneut unter die wichtige 200-Tage-Linie. Dennoch sehen Analysten nach wie vor positive Signale. Berenberg etwa hob die Einschätzung an, weil sich laut S&P die Verschuldung im ersten Quartal leicht entspannt habe. Goldman Sachs attestiert dem Vorstand eine verbesserte operative Performance. Marketing- und Instandhaltungskosten werden derzeit ebenso optimiert.
Charttechnik
Charttechnisch steht Vonovia derzeit an oder vor einer wichtigen Entscheidungsfindung. Nach dem Ausbruch nach unten verharrt der Kurs knapp 1 Euro unter dem 200er SMA, der bei aktuell 29,48 verläuft. Immerhin liegt die Aktie noch über dem 50er SMA, der bei 27,05 Euro verläuft. Einige Fehlausbrüche in den vergangenen Monaten zeigen allerdings, dass sowohl Käufer, aber auch Verkäufer sich hartnäckig verhalten. Der Relative-Stärke-Index (RSI) ist durch den jüngsten Kursrutsch auf ein Level bei 39,94 zurückgegangen und deutet damit eher eine neutrale Ausrichtung an. Auch der MACD hat sich jüngst stabilisiert, liegt aber eher neutral. Solange der Kurs die Zone um 30?Euro nicht nachhaltig überschreitet, bleiben kurzfristige Rücksetzer bis hin zu 27 Euro möglich. Gelingt allerdings der Sprung über die 30?Euro, könnte sich nicht nur ein Boden etablieren, sondern es würde sich ein neuer mittel- und langfristiger Aufwärtstrend andeuten.
Was tun?
Vonovia punktet mit solider und starker Marktposition, steigenden Immobilienpreisen und einem attraktiven Finanzierungsmix über die neuen Wandelanleihen. Die letzen Quartalszahlen bestärken das Vertrauen, denn das Unternehmen meldete im ersten Quartal eine etwas verbesserte Verschuldung. Charttechnisch offenbart der Titel erste Erholungsansätze, wenngleich die 200-Tage-Linie jetzt wieder als Hürde wirkt. Gelingt eer Sprung über die 30 Euro - und so weit ist der Kurs ja wirklich nicht mehr davon entfernt - dann dürfte die Aktie in Richtung 35 oder gar noch höher tendieren. Einige Analysten sehen die Aktie aufgrund des höheren NAVs sowieso als derzeit unterbewertet an, obwohl ja immer ein Abschlag auf den NAV gerechtfertigt ist.
Wer auf eine Fortsetzung der Erholung im Wohnungsmarkt setzt und bereit ist, kurzfristige Schwankungen in Kauf zu nehmen, könnte über 30 Euro sich in den möglichen Trend einstoppen.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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