
DJ MARKT-AUSBLICK/DAX weiter in Bilderbuch-Hausse
Von Herbert Rude
DOW JONES--Für alle technisch orientierten Marktteilnehmer ist die vergangene Woche wie aus dem Lehrbuch verlaufen. Der DAX bestätigte am Montag den Chartausbruch über das März-Hoch mit einem neuen Rekordstand. Danach konsolidierte er und fiel am Donnerstagvormittag mit einem so genannten Pullback knapp unter die Ausbruchslinie zurück, nur um im Anschluss schon wieder das neue Allzeithoch anzulaufen. "Damit bleibt der Aufwärtsimpuls noch intakt", heißt es bei der Helaba.
Und auch die fundamentalen Zutaten stimmen. "Die Unternehmenschefs werden zwar nicht müde, auf Wachstumsrisiken hinzuweisen, präsentieren ihren Anlegern aber zeitgleich starke Bilanzen", so Jochen Stanzl, Marktanalyst von CMC Markets. Er betont zudem die Annäherung im Handelsstreit zwischen China und den USA sowie das Zollabkommen der US-Regierung mit Großbritannien. Zur Überraschung der Marktteilnehmer haben die Zölle bisher auch nicht zu deutlich steigenden Verbraucher- oder Erzeugerpreisen in den USA geführt. Damit erwies sich ein Ausflug der Renditen auf der Oberseite erst einmal als kurzlebig. Und die fallenden Ölpreise federn die Auswirkungen der Zölle auf die Inflation ebenfalls ab.
Das I-Tüpfelchen für die Märkte wäre nun noch ein Ende des Ukraine-Kriegs. Das ist allerdings trotz der Gespräche in der Türkei wohl noch nicht in Sicht. Mit seinen neoimperialistischen Vorstellungen sieht Wladimir Putin offensichtlich immer noch mehr Vorteile in einer Fortsetzung des Kriegs als in einem Ende.
Für eine anhaltende Stärke des DAX sprechen wie an dieser Stelle bereits dargelegt zwei Gründe: Da ist zum einen das zweiteilige Billionenpaket zur Finanzierung nicht nur der Rüstung, sondern auch der Infrastruktur. Die Aufträge daraus sollten zum einen eine Vielzahl deutscher Unternehmen direkt stützen und zum anderen die Grundlagen für langfristiges Wirtschaftswachstum verbessern. Auch wenn die jüngst bereits guten Daten zur Auftragslage und zur Produktion an Sondereffekten liegen könnten, der Anstieg der Stimmungsindikatoren deutet darauf hin, dass die Wirtschaftsleistung ihre Talsohle gerade durchschreitet oder bereits durchschritten hat.
Aufschlüsse dazu wird in der kommenden Woche der Ifo-Geschäftsklima-Index geben. Die Commerzbank erwartet einen weiteren Anstieg auf 87,5 von 86,9 im April. Auch der kombinierte deutsche Einkaufsmanager-Index soll sich weiter stabilisiert haben und auf 50,5 nach 50,1 gestiegen sein. Sowohl der Ifo als auch die PMI werden am Donnerstag veröffentlicht.
Die Commerzbank rechnet lediglich mit einer "blutleeren" Erholung im Euroraum. Auch für den DAX ist das Haus nun eher skeptisch: "Während der Sommermonate sind zwischenzeitliche Rücksetzer wahrscheinlich", so die Analysten. Die Gewinne könnten am Ende stagnieren, während der Markt noch mit 4 Prozent Plus rechne. Der DAX sei bereits eher hoch bewertet. Das aktuelle KGV gibt die Commerzbank mit 15,8 an.
Andererseits notieren Aktien nur selten an ihrer fairen Bewertung. Sie bewegen sich in Trends, und diese übertreiben häufig, nach unten, aber eben auch nach oben. Und das KGV im S&P-500 liegt schon wieder bei knapp 23.
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May 16, 2025 05:08 ET (09:08 GMT)
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