
© Foto: Symbolbild von Fernando Arcos auf Pexels
Palantir hat seit seiner US-Börsennotierung zunächst nur am Anfang "Bodenkontakt" gehabt, danach kam der Abflug - und was für einer. Künstliche Intelligenz trifft hier auf unbändige Nachfrage aus Militär und Geheimdiensten, während nun auch das Gesundheitswesen sein Digital-Möglichkeiten entdeckt. Mit Schlagzeilen von "Golden Dome" bis SAP-Kooperation feiern Investoren eine Erfolgsstory, die sich in Kursen von über 100 US-Dollar niederschlägt. Doch so schnell wie die Aktie stieg, könnte sie auch wieder fallen. Werfen wir einen Blick auf die jüngsten Partnerschaften, die Geschäftszahlen und die technischen Signale und überlegen, ob jetzt nicht der richtige Moment zum Kasse machen ist.
Big Data im Gesundheitssektor und der Verteidigung
Palantir ist längst nicht mehr nur das geheime Werkzeug für CIA und Pentagon. Die Zusammenarbeit mit der Joint Commission in den USA unterstreicht das neue Kapitel "Healthcare". Daten aus Hunderten Krankenhäusern fließen nun in Palantirs Plattform, um Engpässe zu erkennen, Wartezeiten zu verkürzen und die Patientensicherheit zu erhöhen. Ein weiterer Coup gelang mit SAP. Gemeinsam wollen beide Konzerne große Industriekunden auf ihren Cloud-Migrationen begleiten. Daneben rückt das "Golden Dome"-Raketenschutzprogramm in Washington in den Fokus, wo Palantir im Rennen um Milliarden-Aufträge ist. Diese Mischung aus Verteidigung und Wirtschafts-IT beflügelt die Fantasie an den Märkten. Doch echte Umsätze aus diesen Projekten werden meist erst mit Verzögerung gebucht.
Umsatzsprung im ersten Quartal
Im ersten Quartal 2025 überraschte Palantir mit einem Umsatzsprung um fast 40 Prozent auf 884 Millionen US-Dollar. Trotz dieser Dynamik bleibt die Profitabilität unter starkem Druck, und das KGV für 2025 liegt jenseits der 100er-Marke. Das Unternehmen investiert intensiv in Forschung und in Feldern wie autonome Fahrzeuge und Finanzanalysen. Doch jeder Dollar, der in neue Entwicklungen fließt, fehlt beim Cashflow. Die hohen Bewertungserwartungen bauen auf Projektionen, die sich erst in Jahren bewahrheiten könnten. Anleger sollten sich fragen, wie viel Risiko sie tragen wollen, wenn Wachstumserwartungen nicht erfüllt werden.
Charttechnik: Vorsicht vor der Überhitzung und Doppeltop
Der Blick auf den Kurschart zeigt einen steilen Anstieg seit Herbst 2024 was in dem Allzeithoch bei 120,38 Euro mündete. Die Aktie verlor dann bis auf ein Tief (Trumpsche Zoll-Verunsicherung) bei 58,21 Euro. Daraufhin kletterte die Aktie in den vergangenen Wochen wieder in die Nähe des Allzeithochs, knapp unter 120 Euro. Die 50-Tage-Linie liegt mittlerweile ein gutes Stück unter dem aktuellen Kurs bei 90,51 Euro. Noch größer ist der Abstand zur 200-Tage-Linie, die bei 65,48 Euro verläuft. Solche Ausdehnungen sind oft Vorboten einer Atempause, bzw. eines bevorstehenden Rückschlags oder gar Crashs. Eine Rückkehr unter die Schwelle von rund 100 Euro würde den Trend in Gefahr bringen und das Gebilde eines Doppeltops bestätigen. Ohne einen Pullback droht eine plötzliches abrutschen in Richtung 80 Euro, wenn der Markt kurzzeitig in Gefahr gerät oder enttäuschende Nachrichten kommen. Auch der RSI bildet negative Divergenzen aus und liegt derzeit bei 61. Das heißt er bestätigt den Hochlauf nicht mehr mit höheren Punkten auch im RSI. Gefährlich!
Jetzt Gewinne sichern
Palantir bleibt ein faszinierendes Unternehmen mit großen Plänen und starken politischen Verbindungen. Die jüngsten Partnerschaften belegen die Strategie, in neue Sektoren vorzudringen. Doch die Bewertung ist extrem hoch, und die Profitabilität kommt kaum nach und rechtfertigt dies. Technisch ist die Aktie bereits deutlich überkauft. Gefahr eines Doppeltops ist all gegenwärtig und würde ein Kursziel bei 60 Euro indizieren. Wer in den letzten Monaten kräftig Gewinne angehäuft hat, sollte daher ernsthaft darüber nachdenken, einen Teil der Gewinne zu realisieren. Ein Teilausstieg oder wenigstens ein striktes Stop-Loss auf den Rückfall markante Linien kann helfen, die Gewinne zu schützen. Für risikofreudige Anleger bieten sich eventuell bei Rücksetzern in den kommenden Wochen nochmal deutlich unter 100 Euro vielleicht wieder günstige Einstiege. Bis dahin spricht vieles für ein vorsichtiges Abwarten.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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