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Metaplanet hat in den vergangenen Tagen Schlagzeilen gemacht. Ein kleines japanisches Unternehmen, das früher Hotels betrieb, schaufelt jetzt Milliarden in Bitcoin. Die Aktie brach aus ihrem Dornröschenschlaf und schoss in wenigen Tagen um Hunderte Prozent nach oben. Shortseller gerieten in Panik, Kurse explodierten. Erinnerungen an GameStop und Memetitel wurden wach. Doch wie viel Substanz steckt hinter dem Anstieg? Lohnt sich ein Einstieg oder ist die Party schon vorbei? Wir haben die Fakten zusammengetragen, um Licht in das ganze nebulöse Dunkel zu bringen.
Von Red Planet zum Bitcoin-Jäger
Bis vor kurzem operierte Metaplanet unter dem Namen Red Planet Japan als Hotelbetreiber. Die Pandemie räumte die Hotellobbys leer. Statt sich in Versorgungsgeschäften zu verzetteln, beschloss die Führung einen radikalen Kurswechsel. Fortan kaufte sie Bitcoin - und zwar in großem Stil. Allein am vergangenen Montag landeten 1.004 neue Coins im Tresor. Aktuell hält Metaplanet knapp 7.800 BTC, zusammen rund 800 Millionen US-Dollar wert - täglich natürlich schwankend. Doch das erklärt nur einen Teil des wilden Kursanstiegs. Weil die Aktie unzählige Leerverkäufe anzog, wurde sie zum Ziel eines Shortsqueezes: Wer auf fallende Kurse gesetzt hatte, musste Aktien zurückkaufen und trieb den Preis weiter in die Höhe.
Risiken zwischen Euphorie und Luftblasen
Bitcoin selbst legte gerade neue Allzeithochs hin. Doch Metaplanets Bewertung schoss deutlich darüber hinaus. An der NASDAQ notierte die Aktie teilweise mit dreistelligen Kursgewinnen, an der Tokyoter Börse ging es binnen fünf Tagen um fast 100 Prozent nach oben. Dann kam die Wende. Im OTC-Markt rauschte der Kurs um mehr als 50 Prozent nach unten. Solche Volatilität ist kein Zeichen für einen stabilen Aufwärtstrend, sondern eher für eine Zocker-Aktie. Erinnerungen werden an GamsStop wach. Das Geschäftsmodell basiert auf Bitcoin-Spekulation und nicht auf wachsenden Umsätzen oder Gewinnen aus dem operativen Geschäft. Anleger sollten fragen: Wie lange hält dieser Taumel an, wenn die Krypto-Party mal Pause macht?
Charttechnik
Der Blick auf den Chart zeigt einen steilen Aufstieg seit Anfang Mai. Im Tief lag die Aktie im März noch bei 1,51 US-Dollar in einer lethargischen Seitwärtsphase. Doch das Blatt hat sich seitdem gewendet. Es folgte ein Steiler Anstieg bis auf ein Hoch bei 16 US-Dollar. Danach aber folgte ein scharfer Knick nach unten bis auf 7,50 US-Dollar. Die Handelsvolumina erreichten Rekordwerte. Der Kurs notiert aktuell um die 9,00 US-Dollar und damit immer noch unter der psychologischen Unterstützung bei 10 US-Dollar. Ein klassisches Signal für einen vorübergehenden Trendbruch. Nur wenn die Aktie tatsächlich nachhaltig über der Marke von 12,50 US-Dollar bleiben könnte, kann sich ein stabiler Boden bilden. Andernfalls drohen weitere Rücksetzer. Diese sind auch durch die aberwitzige Bewertung gerechtfertigt. Aktuell stehen laut MetaPlanets eigner Mitteilung 593 Millionen Aktien aus. Wenn man alle möglichen Aktien voll verwässert annimmt, gibt es sogar 749 Millionen Aktien. Bei einem aktuellen Kurs von knapp 9 ergibt sich je nachdem welche Aktienzahl man heranzieht eine Marktkapitalisierung von ca. 5 bis 7 Mrd. US-Dollar. Aktuell hat das Unternehmen 7.800 Bitcoins im Bestand, die einen Wert bei einem angeommenen Kurs von 110.000 US-Dollar je BTC haben, in Höhe von ca. 860 Millionen US-Dollar. Die Bewertung ist also damit deutlich überteuert, wenn man nur den reinen Wert der Bitcoins annimmt.
Was wir derzeit denken
Metaplanet ist zurzeit ein hochriskantes Spekulationsobjekt. Die Bitcoin-Bestände wirken wie ein Magnet für Trader, nicht aber wie ein Fundament für langfristiges Wachstum. Die jüngste Kursrally beruhte auf Short Squeezes und Euphorie, die Wendung folgte blitzschnell und kann auch noch weiter gehen. Charttechnisch steht der Titel an einem Scheideweg: Ohne nachhaltige Stabilisierung drohen weitere Verluste. Kommt es aber nochmals zu einem Short Squeeze kann es auch nochmal gen Norden gehen. Fundamental fehlen belastbare Erträge jenseits der Krypto-Bilanz. Wer bereits Gewinne realisiert hat, sollte abwägen, ob er sein Risiko senken will. Für risikoscheue Anleger gibt es attraktivere Aktien mit klareren Geschäftsmodellen. Nur wer extreme Schwankungen aushält und auf jede Nachricht sofort reagieren kann, könnte hier noch eine Chance sehen. Eine neutrale bis stark pessimistische Haltung scheint derzeit angebracht: Kurzfristige Spekulation möglich, langfristiges Investment eher nicht.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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