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Die Welt der Technologie ist voll von Visionären, die unsere Zukunft verändern wollen - D-Wave Quantum gehört zweifellos seit einigen Monaten fest dazu. Mit der Quanten-"Annealing"-Technologie war das Unternehmen einst der große Pionier am Markt. Doch nach einem atemberaubenden Börsenaufstieg sieht sich D-Wave auch teilweise auch mit massiver Kritik und rechtlichen Risiken konfrontiert. Ist das noch eine bahnbrechende Erfolgsgeschichte und gibt der Aktie nochmals 100 Prozent Potenzial oder droht die harte Landung? In diesem Bericht schauen wir hinter die Schlagzeilen, analysieren die aktuelle Lage und geben eine ehrliche Einschätzung zur weiteren Entwicklung der Aktie. Lohnt sich jetzt der Einstieg?
Die Faszination D-Wave Quantum
D-Wave Quantum ist nicht irgendein Tech-Unternehmen. Die Kanadier zählen zu den Pionieren im Bereich Quantencomputing.. Statt sich wie viele Konkurrenten auf die Gate-basierten Systeme zu konzentrieren, setzt D-Wave auf Quanten-Annealing. Diese Methode eignet sich besonders für Optimierungsprobleme wie etwa in Logistik, Finanzen oder der Materialforschung. Die Technologie ist nicht nur faszinierend, sie ist auch marktreif. Im ersten Quartal 2025 verkaufte D-Wave sein "Advantage"-System an das Forschungszentrum Jülich. Gleichzeitig wurde die neue Generation "Advantage2" vorgestellt und soll sogar die oft zitierte Quantenüberlegenheit erreicht haben. Mehr als 40 Länder haben Zugriff auf die D-Wave-Cloud. Dies erhöht die kommerzielle Reichweite deutlich. Das Unternehmen hat gegenüber dem Vorjahr seinen Umsatz um 509 Prozent auf 15 Millionen US-Dollar gesteigert. Klingt nach noch nicht allzuviel, aber dennoch ist dies schon ein beachtliches Wachstum. Der Nettoverlust verringerte sich auf 5,4 Millionen US-Dollar. Innerhalb weniger Wochen stieg der Aktienkurs deutlich.
Kritik und Klagen
Doch Euphorie an der Börse ist oft ein flüchtiger Gast. Ende Mai traf ein kritischer Bericht von Kerrisdale Capital wie ein Donnerschlag: Die Analysten zweifeln an der wirtschaftlichen Tragfähigkeit von D-Waves Technologie. Ihrer Meinung nach sei Quanten-Annealing eine Sackgasse, weit entfernt von der Flexibilität anderer Quantenlösungen. Diese Einschätzung löste Verunsicherung aus. Die Aktie verlor daraufhin. Hinzu kommen juristische Probleme: Gleich mehrere US-Kanzleien, darunter Schall Law und Portnoy, prüfen mögliche Verstöße gegen das Wertpapierrecht. Als Auslöser werden die jüngsten Aussagen von Kerrisdale genannt. Die Unsicherheit wächst somit weiter. Dem noch nicht genug. Auch Insider scheinen das Vertrauen zu verlieren. Hochrangige Manager, darunter der CFO und zwei Direktoren - verkauften zusammen über 800.000 Aktien. Sowas sorgt natürlich nicht gerade für Beruhigung.
Charttechnik:
Blickt man auf den Chart, zeigt sich dass die Aktie bei 17,50 Euro auf einen massiven Widerstand läuft. Dieser konnte auch nach mehrmaligem Anlauf nicht nachhaltig überwunden werden. Dennoch ist noch deutlich das Aufwärtsmomentum spürbar. Die Aktie notiert in einem ungebrochenen mittel- und langfristigen Aufwärtstrend, denn beide wichtigen SMAs, sowohl der 50er, als auch der 200er liegen deutlich unter dem aktuellen Kursniveau bei um die 15 Euro. Genauer gesagt liegt der 50er bei 8,61 und der 200er bei 4,65 Euro. Dies sind grob 200 Prozent Aufschlag zu dem aktuellen Kurs beim langlaufenden gleitenden Durchschnitt! Auch der RSI ist trendbestätigend mit einem längerfristigen Wert bei knapp 75. Technisch gesehen, könnte sich ein neues Konsolidierungsdreieck ausbilden mit Potenzial nach oben, falls die nächste Widerstandszone bei etwa 17,50 - 17,80 Euro überwunden wird. Gelingt das nicht, droht ein Rücksetzer in Richtung 12,50 Euro. Die Volatilität bleibt hoch. Ausgehend von dem aktuellen Niveau, bzw. bei einem Rücksetzer auf 12,50 Euro, wäre aufgrund der Charttechnik durchaus ein Potenzial in Richtung 25 - 30 Euro erkennbar. Also noch einmal eine Verdopplungschance. ABER: Ein Investment in D-Wave ist nichts für schwache Nerven und hochrisikobehaftet. Langfristig möglicherweise vielversprechend, kurzfristig riskant. Nur für hoch spekulative Depots geeignet und mit engem Risikomanagement.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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