DJ Bafin: Kurse reagieren nicht systematisch auf Pre-Close-Calls
Von Hans Bentzien
DOW JONES--Pre-Close-Calls von Unternehmen und Kursreaktionen ihrer Aktien hängen nach Aussage der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) nicht systematisch miteinander zusammen. 2023 hatte die Bafin nach eigener Aussage zahlreiche Eingaben erhalten, in denen auf auffällige Kurs- und Umsatzverläufe an den Tagen solcher Gespräche hingewiesen wurde. Die Bafin hat diese Vorgänge 2024 untersucht und urteilt jetzt: Es habe zwar vereinzelt stark überdurchschnittliche Kursausschläge an Tagen mit Pre-Close Calls gegeben. Hinweise darauf, dass diese Ausschläge durch die unberechtigte Weitergabe von Insider-Informationen ausgelöst wurden, gebe es jedoch keine.
"Bei rund 70 Prozent der untersuchten Pre-Close Calls war die Kursreaktion unterdurchschnittlich. Es waren keine erhöhten Kurs- und Umsatzschwankungen feststellbar, die mit diesen Pre-Close Calls hätten zusammenhängen können", teilte die Bafin mit. In einzelnen Fällen sei es nach Pre-Close-Calls zu erhöhten Kursreaktionen gekommen. Es gebe aber keine Anhaltspunkte dafür, dass erhöhte Kursreaktionen erfolgten, weil verbotenerweise Insider-Informationen offengelegt worden seien.
Pre-Close-Calls sind Gespräche zwischen Emittenten und Analysten, die für ihre Kundinnen und Kunden Analysen, Prognosen und Empfehlungen zu Finanzinstrumenten des Emittenten erstellen. Sie finden unmittelbar vor Beginn der Quiet Period statt. Das ist der Zeitraum vor der Veröffentlichung von Unternehmensergebnissen wie Jahres- oder Quartalsberichten, in denen der Emittent die Kapitalmarktkommunikation freiwillig aussetzt oder stark einschränkt.
Die Bafin hatte 2024 die 90 DAX- und MDAX-Unternehmen gefragt, wie sie mit Pre-Close-Calls umgehen. 60 davon, also 66,7 Prozent, gaben eine Rückmeldung. Die niedrige Rücklaufquote lasse nur bedingt Rückschlüsse auf die Marktpraxis insgesamt zu, räumt die Bafin ein. Parallel sprach die Bafin mit Analysten und Verbandsvertretern.
Die Umfrage der Bafin ergab, dass 63,3 Prozent der 60 teilnehmenden Unternehmen Pre-Close-Calls durchführen. "Besonders bei größeren Emittenten spielen diese Gespräche eine wichtige Rolle", berichtet sie. 71,9 Prozent der teilnehmenden DAX-Unternehmen gaben demnach an, dass Pre-Close-Calls fester Bestandteil ihrer Kapitalmarktkommunikation seien. Unternehmen im MDAX nutzen das Instrument demnach weniger (53,6 Prozent).
Die Bafin ermutigt Emittenten, bei Pre-Close-Calls so transparent wie möglich vorzugehen. "Ziel muss es sein, bereits dem bloßen Anschein einer unrechtmäßigen Offenlegung von Insiderinformationen bestmöglich entgegenzutreten", schreibt sie. Hierzu könnten die Durchführung des Pre-Close-Calls als Gruppen-Call mit möglichst offenem Teilnehmendenkreis und die Ankündigung dieser Termine auf der Website des Emittenten beitragen.
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June 03, 2025 09:19 ET (13:19 GMT)
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