
© Foto: Finanznachrichten
Der norwegische Wasserstoff-Pionier Nel ASA steckt tief in der Krise. Was einst als vielversprechende Zukunftstechnologie gefeiert wurde, entpuppt sich heute als Investoren-Alptraum. Die Aktie ist binnen weniger Tage um fast 10 Prozent eingebrochen und hat die psychologisch wichtige Marke von 0,20 Euro nach unten durchbrochen. Bei einem aktuellen Kurs von nur noch 0,1906 Euro fragt sich manch ein Anleger, ob dies der Boden ist oder geht es noch weiter bergab? Die jüngsten Entwicklungen sprechen eine, für Investierte unerfreuliche, aber eher deutliche Sprache. Großaufträge werden storniert, die Umsatzprognosen sind erschreckend niedrig und neue Impulse bleiben aus. Samsung als neuer Partner sollte Hoffnung bringen, doch bisher ist davon wenig zu spüren. Der Wasserstoff-Sektor kämpft mit grundsätzlichen Problemen, und Nel ASA steht exemplarisch für diese Herausforderungen.
Die Geschäftszahlen offenbaren das ganze Ausmaß der Misere
Die Unternehmenszahlen von Nel ASA lesen sich wie ein wahrer Horrorfilm. Im ersten Quartal 2025 brach der Umsatz um dramatische 60 Prozent auf nur noch 155,34 Millionen Norwegische Kronen ein. Gleichzeitig weitete sich der Verlust pro Aktie von -0,01 Norwegische Kronen auf -0,10 Norwegische Kronen aus. Diese Zahlen sind mehr als nur enttäuschend. Für das Gesamtjahr 2025 rechnen Marktexperten mit einem mageren Umsatz von lediglich 70 Millionen Euro. Das ist viel zu wenig, um die roten Zahlen zu vermeiden. Die prognostizierten Verluste von 36 Millionen Euro sprechen eine klare Sprache. Nel ASA kämpft nicht nur mit schwachen Verkaufszahlen, sondern auch mit einer dramatisch schlechten Auftragslage. Der letzte Tiefschlag kam von Statkraft. Der norwegische Energiekonzern stornierte einen Millionenauftrag über einen 40-Megawatt-Elektrolyseur. Ursprünglich sollte dieser Deal den Auftragsbestand um 120 Millionen Norwegische Kronen aufstocken. Statkrafts Begründung dafür ist ernüchternd, denn sie führen aus, dass unter den aktuellen Marktbedingungen ein wirtschaftlich tragfähiges Geschäftsmodell für grünen Wasserstoff fehle. Diese Absage ist zur Zeit symptomatisch für die gesamte Branche. Ein kleiner Lichtblick kam zwar aus den USA. Ein amerikanischer Stahlkonzern bestellte zwei Elektrolyseure im Wert von 7 Millionen Dollar. Doch dieser Einzelauftrag kann das Gesamtbild nicht komplett aufhellen.
Charttechnik signalisiert weiteren Abwärtsdruck
Aus charttechnischer Sicht sieht es für Nel ASA aktuell düster aus. Die Aktie befindet sich in einem lang- und mittelfristigen Abwärtstrend und kämpft bislang vergeblich gegen fallende Kurse an. Besonders kritisch ist der jüngste Durchbruch unter die 0,20-Euro-Marke zu werten. Diese psychologisch wichtige Schwelle konnte zuletzt nicht mehr verteidigt werden. Die charttechnischen Indikatoren wie z B. der RSI oder auch die beiden SMAs (50er und 200er) sprechen eine eindeutige Sprache. Alle stehen auf Verkauf. Das gestiegene Handelsvolumen bei gleichzeitig fallenden Kursen verstärkt die negativen Signale zusätzlich. Das Allzeittief bei 0,17 Euro rückt immer näher. Sollte diese Marke fallen, könnten weitere Verkaufswellen in Richtung 0,10 - 0,12 Euro folgen. Ein kurzes Zwischenhoch Mitte März, als der Kurs über 0,30 Euro stieg, erwies sich als Strohfeuer. Dieses Niveau scheint aktuell in weiter Ferne zu liegen. Die technischen Analysten sehen derzeit keine Anzeichen für eine nachhaltige Trendwende.
Was tun? Finger weg von Nel ASA?
Basierend auf der aktuellen Datenlage ist von einem Investment in Nel ASA eher Abstand zu nehmen. Es gibt wahrlich risikoärmere und aussichtsreichere Werte. Die Kombination aus katastrophalen Geschäftszahlen, negativer Charttechnik und schwachen Branchenaussichten spricht eine nahezu klare Sprache. Die fundamentalen Probleme sind tiefgreifend. Nel ASA kämpft nicht nur mit eigenen operativen Schwierigkeiten, sondern auch mit strukturellen Problemen der gesamten Wasserstoff-Industrie. Auch die charttechnische Verfassung ist alarmierend. Der anhaltende Abwärtstrend zeigt keine Anzeichen einer Stabilisierung. Weitere Kursverluste sind daher recht wahrscheinlich, es sei denn es kommt doch anders, indem sich ein Übernehmer bereit erklärt die Aktie mit Aufschlag zu übernehmen. Aber warum sollte das jemand zum aktuellen Zeitpunkt tun?
Erst bei Kursen über 0,25 kehren die Lebensgeister in die Aktie zurück. Das ist aber aktuell noch weit entfernt.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
Haftungsausschluss/Disclaimer
Die hier angebotenen Artikel dienen ausschließlich der Information und stellen keine Kauf- bzw. Verkaufsempfehlungen dar. Sie sind weder explizit noch implizit als Zusicherung einer bestimmten Kursentwicklung der genannten Finanzinstrumente oder als Handlungsaufforderung zu verstehen. Der Erwerb von Wertpapieren birgt Risiken, die zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals und - je nach Art des Investments - sogar zu darüber hinausgehenden Verpflichtungen, bspw. Nachschusspflichten, führen können. Die Informationen ersetzen keine auf die individuellen Bedürfnisse ausgerichtete fachkundige Anlageberatung. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit, Angemessenheit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen sowie für Vermögensschäden wird weder ausdrücklich noch stillschweigend übernommen. Finanznachrichten.de hat auf die veröffentlichten Inhalte keinerlei Einfluss. Finanznachrichten.de hat bis zur Veröffentlichung der Artikel keine Kenntnis über Inhalt und Gegenstand der Artikel. Die Veröffentlichungen erfolgen durch externe Autoren bzw. Datenlieferanten. Infolgedessen können die Inhalte der Artikel auch nicht von Anlageinteressen von Finanznachrichten.de und/oder seinen Mitarbeitern oder Organen bestimmt sein.