BERLIN (dpa-AFX) - Bundeswehrverbands-Chef André Wüstner rät der schwarz-roten Koalition, schon jetzt die Weichen für eine mögliche Wiedereinführung der Wehrpflicht zu stellen. Um die erhöhten Nato-Ziele zu erreichen, müsse der freiwillige Dienst zudem attraktiver werden, sagte Wüstner im Deutschlandfunk.
Der Verbandsvorsitzende meldete Zweifel an, dass es nur auf der Grundlage von Freiwilligkeit gelingen werde, bis zu 60.000 zusätzliche Männer und Frauen für die aktive Truppe zu gewinnen. Er könne fast prognostizieren, dass man in der Mitte der Legislaturperiode prüfen und gegebenenfalls umschalten müsse auf eine Art Wehrpflicht.
"Beim Militär gilt der Grundsatz: Wer am besten plant, kann am freiesten entscheiden. Jetzt muss man das schon ausplanen, vorbereiten", sagte Wüstner. Angesichts der Bedrohungslage sei Tempo nötig, um von 181.000 aktiven Soldaten auf eine Zahl von 260.000 zu kommen.
Koalition will zunächst auf Freiwilligkeit setzen
Das aktuelle Ziel für die Truppe liegt bei 203.000 aktiven Soldaten, wurde aber bereits nicht erreicht. Verteidigungsminister Boris Pistorius hatte zuletzt mehrfach deutlich gemacht, dass die von Union und SPD im Koalitionsvertrag vereinbarte Freiwilligkeit eines Wehrdienstes nur gilt, wenn der Bedarf auf diesem Weg gedeckt werden kann.
Der Bundeswehrverband ist die Interessenvertretung von Soldaten und Zivilbeschäftigten und hat etwa 200.000 Mitglieder. Am Donnerstag hatten die Nato-Verteidigungsminister in Brüssel angesichts der Bedrohung durch Russland das größte Aufrüstungsprogramm seit den Zeiten des Kalten Krieges beschlossen./cn/DP/stw