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BYD heute mit einem Minus von knapp 66 Prozent? Crash in der Aktie? Nein, die Aktie hat nur einen Split im Verhältnis 3:1 vollzogen und das Minus ist nur optisch. Kein Grund zur Sorge. Für jede Aktie im Depot bekommen Aktionäre 2 neue eingebucht.
Aber während europäische Autofahrer noch zweifeln, beweist ein Taxifahrer, dass BYDs Elektroautos weit mehr aushalten, als erwartet. In nur zwei Jahren spulte sein Dolphin über 220.000 Kilometer ab und läuft immer noch wie am ersten Tag. Gleichzeitig kämpft der chinesische Konzern an der Börse mit Kursverlusten von 20 Milliarden US-Dollar. Doch neue Rekorde beim Export und aggressive Expansionspläne zeigen, dass BYD längst nicht am Ende ist, sondern erst noch weiter expandiert und gute News raushaut. Die Megawatt-Ladetechnologie könnte sogar alles verändern. Was steckt wirklich hinter dem E-Auto-Champion aus Fernost?
Praxistest bestanden: 220.000 Kilometer ohne Probleme
Ein kleines YouTube-Video aus Brasilien sorgt gerade im Internet für Aufsehen in der Elektroauto-Welt. Ein lokaler Fahrdienst-Unternehmer zeigt seinen BYD Dolphin nach 220.000 gefahrenen Kilometern. Das Erstaunliche ist, dass das Auto praktisch noch wie neu ist und auch funktioniert. Sogar die originalen Bremsbeläge und Bremsscheiben haben die intensive Nutzung überstanden. "Ich habe nichts zu beanstanden", erklärt der Fahrer, der das Fahrzeug täglich für seinen Fahrdienst nutzt. Noch beeindruckender ist, dass die Batterie weiterhin die volle Reichweite von 405 Kilometern anzeigt. In zwei Jahren intensiver Nutzung gab es praktisch keine nennenswerten Reparaturen. Der 95-PS-Elektromotor mit 45-kWh-Batterie erwies sich als überraschend robust. Lediglich routinemäßige Wartungsarbeiten wie der Wechsel von Kühlmittel und Bremsflüssigkeit standen an. Selbst der Innenraum zeigt trotz unzähliger Fahrgäste nur normale Gebrauchsspuren. Der Fahrer traut dem Dolphin sogar über 300.000 Kilometer zu. Ein beachtlicher Vertrauensbeweis für chinesische Elektroauto-Technologie, die lange als unzuverlässig galt. Fake? Natürlich ist das möglich dass so ein Video auch gefälscht ist, aber es wirkt erstaunlich echt und realistisch.
BYD-Kurs zuletzt rückläufig
An der Börse sieht die Welt für BYD derzeit weniger rosig aus. Aggressive Rabattaktionen von bis zu 34 Prozent haben Anleger verschreckt. Binnen weniger Wochen verlor der Konzern über 20 Milliarden US-Dollar an Börsenwert. Die Sorge ist dabei klar. Kann BYD ohne oder auch gerade mit Preisdumping noch profitabel wachsen? Die Mai-Zahlen verstärkten diese Bedenken. Mit 382.476 ausgelieferten Fahrzeugen stagnierte der Absatz praktisch gegenüber April. Das Jahreswachstum von 15 Prozent liegt deutlich unter früheren Raten. Hochgerechnet würde BYD 2025 nur 4,2 Millionen Fahrzeuge verkaufen. Das ist weit unter dem anvisierten Ziel von 5,5 Millionen. Doch ein Lichtblick gibt es, denn der Export boomt gewaltig. Im Mai lieferte BYD 89.047 Fahrzeuge ins Ausland. Das ist bereits der sechste Monatsrekord in Folge. Fast ein Viertel aller Verkäufe geht mittlerweile in den Export. In den ersten fünf Monaten verdoppelte sich der Auslandsabsatz sogar. Der BYD-Chef Wang Chuanfu sieht hier die Zukunft: Neue Werke in Ungarn, der Türkei und Brasilien sollen die Expansion vorantreiben.
Charttechnik
(Bitte beachten Sie, dass im Chartbild noch die alten Kurse vor dem Aktiensplit zu sehen sind. Wir haben aber die rechnerisch splitbereinigten Kurse für Sie zur besseren Orientierung ergänzt.)
Trotz der jüngsten Verluste präsentiert sich die BYD-Aktie charttechnisch noch überraschend stabil, wenn auch zuletzt ein wenig angeschlagen, denn einer der beiden wichtigen SMAs, der 50er (splitbereinigt 15,01 Euro), wurde knapp unterschritten. Nach dem heutigen Split liegt der Kurs aber mittlerweile wieder etwas darüber. Der Kurs bewegt sich aber weiterhin in einem klaren langfristigen Aufwärtstrend, denn der 200er SMA notiert deutlich unterhalb des aktuellen Kurses vor Split bei 37,47 Euro (12,49 Euro splitbereinigt). Diese Unterstützung hält bereits seit Monaten und wurde letztmalig im August 2024 getestet. Damals lag der 200er SMA noch etwas oberhalb von 25 Euro (8,33 Euro splitbereinigt). Seitdem geht es stetig bergauf. Gleichzeitig bildet die Aktie, auch noch zuletzt, stetig höhere Tiefpunkte, was als ein klassisches Zeichen für einen intakten Aufwärtstrend angenommen wird. Die aktuellen splitbereinigten Kurse um 15,00 - 15,20 Euro bieten durchaus Einstiegschancen für mutige Anleger. Allerdings bleibt das Umfeld herausfordernd, denn der chinesische Heimatmarkt wird immer umkämpfter. Newcomer wie Xiaomi mischen den Markt auf. Expansion weltweit könnte aber die Probleme für BYD lösen und der Aktie neuen Schwung verleihen. Der RSI jedenfalls liegt bei behäbigen 49 Punkten und damit lässt er sowohl nach unten, als aber auch nach oben Bewegungen zu.
Chancen überwiegen leicht, trotz Risiken
Die Langzeittests aus Brasilien, sofern sie echt sind, dass die Qualität chinesischer Elektroautos besser als ihr Ruf ist. Das schafft Vertrauen für die internationale Expansion. Der Export sollte zum wichtigsten Wachstumstreiber werden. Hier kann BYD höhere Preise durchsetzen und die Margen stabilisieren. Die geplanten Megawatt-Ladestationen in Europa könnten zusätzlich für Aufbruchstimmung sorgen. Mit nur fünf Minuten Ladezeit für 400 Kilometer Reichweite wäre das ein echter Gamechanger. Charttechnisch bleibt der langfristige Aufwärtstrend intakt. Die fundamentalen Probleme im Heimatmarkt sind bekannt und größtenteils eingepreist. Für risikobereite Anleger bietet die aktuelle Schwäche durchaus Einstiegschancen. Kaufen um 15,00 Euro mit Stopp-Loss bei 13,50 Euro und Kursziel 18,50 Euro (Kurse alle splitbereinigt) wäre eine Trademöglichkeit wert.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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