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Die Vorzugsaktie der Wolfsburger steht nach einer Korrektur in den vergangenen Wochen unmittelbar vor einem technischen Verkaufssignal. Doch der Blick in den Chart zeigt: Dieses könnte sich als Fehlsignal entpuppen. Das bedeutet für Anlegerinnen und Anleger nicht nur Entwarnung, sondern auch eine antizyklische Einstiegschance!
Volkswagen: Erst Krisenfall, jetzt plötzlich wieder "in"
Hinter Volkswagen und seiner Aktie liegt eine in den vergangenen Monaten bemerkenswerte Wende. Galt das Unternehmen im Herbst nach täglich neuen Hiobsbotschaften noch als abgeschrieben, ist den Wolfsburgern ein Comeback gelungen.
Die Aktie konnte zwischenzeitlich fast 50 Prozent zulegen, während die Verkaufszahlen wieder anziehen. Und das ausgerechnet dort, wo der traditionsreiche Fahrzeughersteller lange geschwächelt hat: Bei E-Fahrzeugen. Dank neuer, gelungener Modelle wie dem ID.7 ist es Volkswagen sogar gelungen, bei den Zulassungszahlen am einstigen Branchenprimus Tesla vorbeizuziehen - zumindest auf dem deutschen Fahrzeugmarkt
Vorzugsaktie mit Verkaufssignalen - was tun?
Nichtsdestotrotz hat der zwischenzeitliche Höhenflug der Aktie ein Ende gefunden, in den vergangenen Wochen dominierten die Verluste. Seit dem Jahreswechsel steht daher nur noch ein mageres Plus von rund 4 Prozent zu Buche, während sich der deutsche Leitindex DAX im selben Zeitraum um mehr als 20 Prozent verteuert hat.
Angesichts dieser Underperformance steht die Volkswagen-Aktie daher jetzt sogar vor einem technischen Verkaufssignal. Doch das könnte sich als trügerisch und Bärenfalle erweisen. Aussichtsreicher als ein Verkauf könnte ein antizyklischer Einstieg sein.
"Buy on bad news" rettete die Aktie
Übergeordnet handeln die Vorzüge der Wolfsburger in einem Abwärtstrend, der im Frühjahr 2021 durch eine Top-Bildung im Bereich um 250,00 Euro eingeleitet wurde. Ein nachhaltiger Boden konnte bislang nicht gefunden werden. Im Herbst vergangenen Jahres fielen die Anteile daher mit 78,86 Euro auf ein Mehrjahrestief. Selbst auf dem Höhepunkt des Corona-Crashs hatte die Aktie nicht so tief notiert.
Das Verkaufssignal blieb jedoch folgenlos. Anlegerinnen und Anleger griffen trotz der täglichen Schreckensmeldungen zu und kauften die schlechten Nachrichten ("buy on bad news"), sodass eine Erholung eingeleitet werden konnte. Ein nachhaltiger Ausbruch über 110,00 Euro wollte jedoch nicht gelingen. Es kam zu einer Umkehrkerze und heftigen Abgaben auf dem Höhepunkt der von US-Präsident Donald Trump verursachten Zollpanik.
Korrektur sorgt für einige Verkaufssignale, ...
Zwar unterschritt die Aktie mit Ausnahme der Marke von 80,00 Euro zwar sämtliche mittelfristigen Unterstützungen, doch auch dieses Tief blieb zur Unterseite folgenlos: Volkswagen war sowohl im Relative-Stärke-Index (RSI) als auch im Trendstärkeindikator MACD überverkauft, sodass den Bären die Luft ausging und eine Gegenbewegung einsetzte.
Die steht nach einem weiteren Lower High aber zur Diskussion. Aktuell handelt die Aktie sowohl unterhalb der 50-Tage-Linie als auch dem Durchschnitt der vergangenen 50 Tage. Das bedeutet bereits ein Verkaufssignal. Ein weiteres droht in den kommenden Tagen, denn die 50-Tage-Linie könnte die 200-Tage-Linie von oben herkommend kreuzen. Diese Bewegung gilt als Todeskreuz und zieht häufig weitere Verluste nach sich.
... doch die könnten ein Trugschluss sein!
Doch es gibt einige Gründe davon auszugehen, dass sich dieses als Fehlsignal entpuppen könnte. Die technischen Indikatoren zeigen trotz des jüngsten Rücksetzers unverändert einen Aufwärtstrend und erhebliche Verbesserungen gegenüber den im vergangenen Jahr erzielten Tiefs.
Zwar ist der MACD unter die Nulllinie gefallen und zeigt damit einen kurzfristigen Abwärtstrend der Aktie an, doch der ebenfalls jüngst zurückgefallene RSI ist bereits dem Schwellenwert, der einen überverkauften Zustand der Aktie anzeigt, nahe. Viel Luft nach unten ist daher für den Moment nicht mehr.
Und genau das ist ein ermutigendes Signal, denn selbst wenn die Volkswagen-Aktie unter den nebengeordneten Support bei 92,50 Euro fallen sollte, steht im Bereich zwischen 88,00 und 90,00 Euro eine äußerst solide Unterstützungszone bereit. Spätestens hier sollt sich die gegenwärtig laufende Korrektur erschöpfen und mithilfe der verbesserten technischen Indikatoren eine weitere Wende zur Oberseite eingeleitet werden können.
Bewertung sichert nach unten ab - und bietet Luft nach oben!
Prozyklische Kaufsignale könnten hingegen schnell entstehen. Dafür sorgt die unmittelbare Nähe zu den gleitenden Durchschnitten. Für einen weiteren Anstiegs- und Ausbruchsversuch in Richtung Abwärtstrendoberkante muss jedoch der Bereich um 100,00 Euro nachhaltig überwunden werden. Nach ihrer Konsolidierung haben die technischen Indikatoren nun viel Platz, den hierfür nötigen Rückenwind zu liefern, ohne dass die Aktie droht, wie zuletzt im Bereich von 105,00 Euro überkauft zu sein.
Zusätzlich unterstützt werden höhere Kurse durch die günstige Bewertung der Aktie. Für 2025 ist Volkswagen derzeit mit dem 4,9-fachen der erwarteten Gewinne bewertet. Für 2026 wird sogar nur ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 3,8 fällig. Beide Werte liegen unter dem historischen Durchschnitt von 6,9. Zum Vergleich: Der ähnlich aufgestellte Massenhersteller Stellantis kommt für 2025 auf ein KGV von 6,0, und dass, obwohl die Aktie in den vergangenen 12 Monaten viel stärkere Verluste zu verzeichnen hatte.
Fazit: Jetzt zu verkaufen, ist genau die falsche Idee
Anlegerinnen und Anleger dürften daher gut beraten sein, den jüngsten Verkaufssignalen bei der Volkswagen-Aktie nicht zu viel Aufmerksamkeit zu schenken und an ihren Positionen festzuhalten. Während die Bewertung äußerst günstig ist und einen "natürlichen" Boden darstellt, liefert der Chart Hinweise für ein potenzielles Fehlsignal.
Wer noch nicht an Bord ist und etwas Risiko nicht abgeneigt ist, der kann auch auf den Call-Optionsschein MJ1CBF setzen. Dieser verfügt über einen Basispreis von 85,00 Euro und eine Laufzeit bis zum 19. Dezember 2025. Daraus ergibt sich ein effektiver Hebel (Omega) von 5,1. Daraus ergibt sich für MJ1CBF folgendes beispielhaftes Auszahlungsprofil:
Doch Vorsicht: Sollten die Volkswagen-Vorzüge zum Laufzeitende unter 85,00 Euro notieren, verfällt MJ1CBF wertlos. Es besteht also Totalverlustgefahr. Um diese zu minimieren, sollte die Position daher verkauft werden, wenn die Aktie nachhaltig (also mindestens auf Wochenschlusskursbasis) unter ihren Unterstützungsbereich zwischen 88,00 und 90,00 Euro gefallen sein sollte. In diesem Fall wäre eine weitere Bodenbildung und ein Einstieg mit einem niedrigeren Basispreis zu bevorzugen.
Gastautor: Max Gross
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