AHMEDABAD (dpa-AFX) - Nach dem Flugzeugabsturz in Indien mit mehr als 240 Toten läuft die Suche nach der Unglücksursache. Premierminister Narendra Modi besuchte den Absturzort im Nordwesten des Landes und traf indischen Medienberichten zufolge im Krankenhaus einen Mann, der als einziger Überlebender aus dem Flugzeug gilt.
Die Maschine der Gesellschaft Air India war am Donnerstag kurz nach dem Start in ein Wohngebiet nahe dem Flughafen der Großstadt Ahmedabad gestürzt. Die Boeing 787-8 war auf dem Weg nach London.
Nach Angaben der Airline kamen 241 von 242 Menschen an Bord ums Leben. Wie viele Menschen in dem Wohngebiet getötet wurden, ist noch unklar. "Der Ort der Zerstörung stimmt traurig", teilte Regierungschef Modi auf der Plattform X mit. Er sprach von einer "unvorstellbaren Tragödie".
Was führte zum Absturz?
Warum die Maschine mit der Flugnummer AI171 abstürzte, ist bisher nicht klar. Bergungsteams suchten unter anderem nach weiteren Wrackteilen, die eventuell Aufschluss liefern können. Unbestätigten Berichten zufolge soll es einen "Mayday"-Ruf aus dem Cockpit gegeben haben.
Berichte der Zeitung "Hindustan Times", wonach einer der beiden Flugschreiber gefunden worden sein soll, wurden bisher nicht offiziell bestätigt. Die britische Flugunfallbehörde AAIB kündigte an, ein Team nach Indien zu schicken. Auch der Flugzeughersteller Boeing erklärte sich bereit, die Ermittlungen zu unterstützen.
Airline: Nur ein Passagier überlebt
Die Fluggesellschaft Air India hatte am Donnerstagabend mitgeteilt, ein Passagier habe das Unglück überlebt und werde in einem Krankenhaus behandelt. Der Mann soll Medienberichten zufolge auf dem Platz 11A in der Nähe eines Notausgangs gesessen haben.
Unter den Passagieren befanden sich nach Angaben von Air India 169 indische Staatsangehörige, 53 Briten, sieben portugiesische Staatsbürger und ein Kanadier. Bei dem Überlebenden handelt es sich demnach um einen britischen Staatsangehörigen indischer Herkunft.
"Überall waren Leichen und Wrackteile"
Bei dem Absturz traf das Flugzeug ein Wohnheim für Mediziner. Auf Videos war zu sehen, dass Teile des Flugzeugs das Gebäude durchbrachen. Der indische Sender NDTV berichtete, mindestens fünf Medizinstudenten seien ums Leben gekommen, als ein Teil der Unglücksmaschine auf ihre Unterkunft gefallen sei.
Die genaue Zahl der Todesopfer ist noch unklar. Insgesamt seien mindestens 265 Menschen getötet worden, berichtete die indische Nachrichtenagentur PTI unter Berufung auf die stellvertretende Polizeichefin von Ahmedabad, Kanan Desai. Die Polizei sprach von Dutzenden Verletzten.
Am Ort des Unglücks bot sich ein Bild der Zerstörung. "Ich war zu Hause, als ich massiven Lärm höre. Als ich rausging, um nachzusehen, was passiert war, lag dichter Rauch in der Luft. Überall waren Leichen und Wrackteile des Flugzeugs", sagte ein Augenzeuge in einem Video der Nachrichtenagentur PTI. Rettungskräfte transportierten zahlreiche mit Tüchern bedeckte Leichen ab.
Der Flug AI171, eine Boeing des Modells 787 Dreamliner, sollte von Ahmedabad im indischen Bundesstaat Gujarat nach London-Gatwick fliegen. Nur Sekunden nach dem Start stürzte die Maschine ab.
Was ein Experte zum Unglück sagt
Für die Aufklärung des Unglücks ist dem Luftfahrtexperten Heinrich Großbongardt zufolge die Auswertung der Daten der Blackbox entscheidend. Derzeit sei es für eine Einschätzung noch zu früh. "Eine Erklärung könnte zum Beispiel sein, dass die Startklappen nicht richtig gefahren sind", sagte Großbongardt in der ARD-"Tagesschau". Aber man könne im Augenblick wirklich nur spekulieren.
Der Fluglinie bescheinigte er eine zuletzt zunehmend bessere Qualität. "Air India hatte lange Zeit einen sehr schlechten Ruf, solange sie im Staatsbesitz war." Der neue Eigentümer, die Tata Group, habe aber viel investiert und den Qualitätsstandard so weit hochgefahren, "dass die Air India Mitglied der Star Alliance sein konnte zusammen mit Lufthansa, United und anderen wirklich sehr renommierten Airlines".
Dass ein Mann den Absturz überlebt hat, kann der Experte nicht erklären. "Der Überlebende hat unfassbares Glück gehabt", sagte Großbongardt der Deutschen Presse-Agentur. Trotz des Unglücks hält er das Flugzeug für das sicherste Verkehrsmittel. "Fliegen war sicher und wird immer sicherer", sagte Großbongardt, der Unternehmen der Branche berät. Hersteller investierten fortlaufend in die Sicherheit neuer Modelle./mj/DP/jha