
© Foto: Symbolbild
Die Deutz-Aktie hat Anleger in diesem Jahr auf eine wilde Fahrt mitgenommen. Über 85 Prozent Plus seit Januar lässt so manches Aktionärsherz höher schlagen. Doch nach dem spektakulären Anstieg mehren sich auch die Zweifel. Der Kölner Motorenhersteller surft auf der Rüstungswelle mit. Jetzt stehen aber wichtige Weichenstellungen an. Die Frage ist, wie lange die Party noch dauert. Experten warnen vor Gewinnmitnahmen, andere sehen noch enormes Potenzial. Was steckt wirklich hinter dem Hype um Deutz? Und unter welche Marke darf die Aktie nicht fallen?
Die Rüstungsrally treibt Deutz nach oben
Die Deutz-Aktie erlebt in den letzten Wochen ihre Sternstunden. Mit einem Plus von über 85 Prozent seit Jahresbeginn gehört sie zu den absoluten Gewinnern an der Börse. Der Grund ist schnell gefunden: Die Rüstungsbranche boomt wie lange nicht mehr. Die EU plant Investitionen von bis zu 1 Billion Euro in die Verteidigung bis 2030. Für Deutz als Ausrüster von Militärfahrzeugen eröffnen sich dadurch völlig neue Geschäftsmöglichkeiten. Das Unternehmen aus Köln hat sich geschickt positioniert. Während andere noch überlegen, wo sie ansetzen sollen, liefert Deutz bereits Motoren für Panzer und andere Militärfahrzeuge. Die Nachfrage steigt kontinuierlich. Polen investiert massiv in neue Rüstungsgüter, Deutschland rüstet auf, und auch andere EU-Länder ziehen nach. Die Zeiten magerer Verteidigungsbudgets scheinen endgültig vorbei zu sein. Analysten wie die von Hauck Aufhäuser sehen noch Luft nach oben. Ihr Kursziel von 10,30 Euro liegt über dem aktuellen Niveau von rund 7,15 Euro. Das entspricht einem Potenzial von über 40 Prozent. Andere Experten sind noch optimistischer und sprechen von möglichen 20 Euro bei einem charttechnischen Ausbruch. Solche Zahlen lassen Anlegerherzen höher schlagen, aber was ist wirklich dran an diesen Kurszielen?
Charttechnik zeigt kritische Phase
Doch ein Blick auf die Charts zeigt auch die Risiken auf. Die Deutz-Aktie bewegt sich derzeit knapp über einer wichtigen Chartmarke. Nach dem steilen Anstieg ist sie an der oberen Begrenzung eines langfristigen Dreiecks angekommen. Ein Ausbruch nach oben über 7,90 Euro würde tatsächlich neue Höchststände ermöglichen. Scheitert der Ausbruch jedoch, droht eine deutliche Korrektur. Die 50-Tage-Linie, die den mittelfristigen Trend vorgibt verläuft aktuell bei 6,98 Euro. Sie ist für Investoren wichtig und markant. Wird diese unterschritten, droht im Fall des Falles ein Test des längerfristigen Trendgebers, des 200er SMAs. Das "Problem" dabei ist nur, dass dieser nicht gerade in der Nähe verläuft, sondern recht weit unter dem aktuellen Kursniveau bei 5,23 Euro verläuft. Zusammenfassend: Unter 6,98 Euro könnte sich der Abwärtsdruck verstärken und die Aktie bis zur 200-Tage-Linie bei knapp 5,23 Euro drücken. Das wäre ein Rückschlag von über 25 Prozent vom aktuellen Niveau. Solche Bewegungen sind bei Rüstungsaktien allerdings nicht ungewöhnlich. Die Volatilität ist hoch, die Kursausschläge entsprechend heftig. Die jüngsten Gewinnmitnahmen waren ein erstes Warnsignal. Ob es dabei bleibt oder eine größere Korrektur folgt, wird sich in den kommenden Tagen und Wochen zeigen. Der RSI jedenfalls lässt mit einem Abtauchen unter die 70er Marke auf aktuell 60 Punkte ebenfalls nichts Gutes erahnen.
Was tun? Vorsicht!
Trotz aller Euphorie um die Rüstungskonjunktur sollten Anleger die Kirche im Dorf lassen. Die Deutz-Aktie hat in wenigen Monaten eine beeindruckende Rally hingelegt. Solche Bewegungen sind selten nachhaltig ohne Pausen. Die Bewertung ist mittlerweile auch nicht mehr so günstig. Ein KGV von 16 bis 17 ist zwar nicht übertrieben teuer, aber auch nicht mehr so günstig wie vor 6 Monaten. Zudem ist die Rüstungssparte bei Deutz noch ein Nischensegment. Wie schnell und in welchem Umfang das Unternehmen von den geplanten EU-Investitionen profitieren kann, bleibt abzuwarten. Charttechnisch steht die Aktie an einem Scheideweg. Ein Ausbruch nach oben über 7,90 Euro würde weitere Kurssteigerungen ermöglichen. Scheitert dieser jedoch, droht eine deutliche Korrektur bis auf 5,23 Euro. Das Chance-Risiko-Verhältnis hat sich merklich verschlechtert. Anleger, die bereits investiert sind, sollten definitiv überlegen, ihre Positionen eng abzusichern.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
Haftungsausschluss/Disclaimer
Die hier angebotenen Artikel dienen ausschließlich der Information und stellen keine Kauf- bzw. Verkaufsempfehlungen dar. Sie sind weder explizit noch implizit als Zusicherung einer bestimmten Kursentwicklung der genannten Finanzinstrumente oder als Handlungsaufforderung zu verstehen. Der Erwerb von Wertpapieren birgt Risiken, die zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals und - je nach Art des Investments - sogar zu darüber hinausgehenden Verpflichtungen, bspw. Nachschusspflichten, führen können. Die Informationen ersetzen keine auf die individuellen Bedürfnisse ausgerichtete fachkundige Anlageberatung. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit, Angemessenheit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen sowie für Vermögensschäden wird weder ausdrücklich noch stillschweigend übernommen. Finanznachrichten.de hat auf die veröffentlichten Inhalte keinerlei Einfluss. Finanznachrichten.de hat bis zur Veröffentlichung der Artikel keine Kenntnis über Inhalt und Gegenstand der Artikel. Die Veröffentlichungen erfolgen durch externe Autoren bzw. Datenlieferanten. Infolgedessen können die Inhalte der Artikel auch nicht von Anlageinteressen von Finanznachrichten.de und/oder seinen Mitarbeitern oder Organen bestimmt sein.