
© Foto: Symbolbild von Markus Distelrath auf Pixabay
Eine Geschichte wie ein Hollywood-Drehbuch. Von der Staatsrettung zur Börsenrakete. Siemens Energy hat eine beeindruckende Wende vollzogen. Die Aktie kletterte seit ihrem Tiefpunkt um deutlich über 1.000 Prozent. Jetzt möchte der Konzern seine Staatsgarantien vorzeitig ablösen und kann endlich wieder Dividenden zahlen. Doch Experten mahnen wieder, bzw. immer noch zur Vorsicht, denn die spanische Windkraft-Tochter Gamesa verbrennt weiterhin Milliarden. Während das Netzgeschäft floriert, droht die Problemsparte den ganzen Erfolg zu überschatten. CEO Christian Bruch warnt selbst vor zu viel Euphorie. Der Aktienkurs spiegele die Zukunftserwartungen wider, nicht die aktuelle Performance. Aber so ist das ja an der Börse. War die Aktie damals zu tief und ist sie jetzt zu hoch?
Die spektakuläre Wende des Krisenkonzerns
Was für eine Wendung. Noch vor nicht einmal zwei Jahren stand Siemens Energy kurz vor dem Abgrund. Die Aktie dümpelte im November 2023 im Tief bei 6,43 Euro vor sich hin, der Konzern brauchte Staatsgarantien über elf Milliarden Euro, um zu überleben. Heute handelt das Papier bei über 86,70 Euro. Ein Anstieg von mehr als 1.000 Prozent. Damit schlägt Siemens Energy selbst die Highflyer aus dem Tech-Bereich. Die Zahlen sprechen eine recht deutliche Sprache. Die Umsätze steigen, die Gewinne wachsen, das Auftragsbuch quillt über. Für das laufende Geschäftsjahr peilt der Konzern einen Nettogewinn von bis zu einer Milliarde Euro an. Kein Wunder, dass die Analysten ihre Kursziele permanent nach oben schrauben. Die Deutsche Bank sieht die Aktie sogar bei 95 Euro, noch mal knapp zehn Prozent über dem aktuellen Niveau. Vergangene Woche kam dann die Nachricht, auf die viele gewartet hatten. Siemens Energy möchte seine Staatsgarantien vorzeitig ablösen. An deren Stelle tritt eine neue Kreditlinie über neun Milliarden Euro, bereitgestellt von 23 internationalen Banken mit einer Laufzeit bis 2030. Das Beste daran ist, dass der Konzern dann endlich wieder Dividenden ausschütten und Boni zahlen darf/kann. Die jährlichen 100 Millionen Euro Gebühren an den Staat entfallen ebenfalls.
Das Gamesa-Desaster überschattet den Erfolg
Doch bei aller Euphorie bleibt ein dunkler Schatten. Die spanische Windkraft-Tochter Gamesa macht dem Konzern weiterhin schwer zu schaffen. Allein in den ersten sechs Monaten des laufenden Geschäftsjahrs verbuchte die Sparte Verluste von 623 Millionen Euro. Für das Gesamtjahr rechnet CEO Christian Bruch sogar mit einem Minus von 1,3 Milliarden Euro. Die Dimension des Problems wird erst richtig deutlich, wenn man die Gesamtbilanz betrachtet. Von 2020 bis heute hat Gamesa sage und schreibe acht Milliarden Euro vernichtet. Während Siemens Energy mit Windkraftanlagen auf See ordentlich verdient, verbrennt die Landsparte weiterhin Geld ohne Ende. Neue Aufträge für Landprojekte nimmt Gamesa derzeit gar nicht mehr an. Erst 2028 soll das Windgeschäft wenigstens eine bescheidene Marge von 3 bis 5 Prozent erreichen. Zum Vergleich: Die anderen Sparten kommen auf stolze 11 bis 15 Prozent. Hier liegt das eigentliche Potenzial verborgen. Würde Siemens Energy das Gamesa-Problem endlich lösen, könnte die Aktie "richtig" durchstarten.
Charttechnik
Aus charttechnischer Sicht präsentiert sich Siemens Energy glänzend. Nach dem spektakulären Anstieg von unter sieben Euro auf zeitweise über 89 Euro zeigt die Aktie normale Konsolidierungstendenzen. Das Allzeit-Hoch liegt bei 89,68 Euro, aktuell notiert das Papier ein paar Prozent darunter. Die Unterstützungszone um 83,50 - 85 Euro hatte sich zuletzt als tragfähig erwiesen. Solange diese Marke hält, bleibt wohl der starke Momentum-Trend intakt, zumal der 50er SMA bei 70,97 und der 200er SMA bei 52,05 Euro notieren. Kurzfristige Rücksetzer bis in den Bereich von 80 Euro wären aber dennoch technisch völlig normal und könnten sogar gesunde Einstiegsgelegenheiten bieten. Die beiden oben genannten gleitenden Durchschnitte unterstützen weiterhin die positive Grundtendenz. Erst ein nachhaltiger Bruch unter 70 Euro würde das bullische Szenario in Frage stellen. Bis dahin bleibt die Aufwärtsdynamik grundsätzlich erhalten.
Momentum-Trend "reiten"
Die operative Erholung ist beeindruckend, die Marktposition im boomenden Energiesektor stark. Besonders das Netzgeschäft und die Kooperation mit Eaton für modulare Kraftwerkslösungen versprechen weiteres Wachstum. Die vorzeitige Ablösung der Staatsgarantien unterstreicht die finanzielle Stabilisierung. Doch Vorsicht ist immer noch bei Gamesa geboten. CEO Bruch selbst warnt vor überzogenen Erwartungen. Die Bewertung hat bereits viel von der künftigen Entwicklung vorweggenommen. Dennoch könnten Investoren auf einen Kursrückschlag warten und nur eine kleine Position aufbauen. Solange der Momentum-Trend noch so intakt ist, kann man ihn durchaus reiten, aber nur mit geeignetem Stopkurs.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
Haftungsausschluss/Disclaimer
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