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D-Wave Quantum sorgt mit spektakulären Kurssprüngen für Furore an der Börse. Innerhalb von wenigen Monaten explodierte die Aktie um über 1.000 Prozent. Doch hinter der Euphorie verbergen sich gegensätzliche Diskussionen über die Zukunft des Quantencomputings. Während Analysten ihre Kursziele kräftig nach oben schrauben und Nvidia-Chef Jensen Huang von einem baldigen Durchbruch spricht, bleiben Experten gespalten über die eingesetzte Technologie. Die extremen Bewertungen werfen Fragen auf, ob das wirklich der Beginn einer neuen Ära ist oder nur eine weitere Spekulationsblase, die bald platzt? Ein genauer Blick die Fakten und Marktchancen zeigt, warum diese Aktie polarisiert wie kaum eine andere.
Beeindruckende Zahlen mit einem Haken
D-Wave hat im ersten Quartal 2025 bemerkenswerte Fortschritte gemacht. Der Umsatz schnellte um sagenhafte 510 Prozent auf 15 Millionen US-Dollar nach oben. Dabei dominierte ein einzelner Geschäftsabschluss. Der Verkauf des neuen Advantage2-Quantencomputers an das Jülich Supercomputer Center für 12,6 Millionen US-Dollar. Diese Hardware-Transaktion macht stolze 84 Prozent des gesamten Quartalsumsatzes aus. Die Verluste pro Aktie reduzierten sich deutlich von minus 0,11 auf minus 0,02 US-Dollar. Das zeigt, dass das Unternehmen seine Kostenstruktur besser im Griff hat. Allerdings gibt es auch einen Haken. Der Auftragseingang brach um 64 Prozent ein. Das wirft Fragen über die Nachhaltigkeit des Wachstums auf. Das Geschäftsmodell entwickelt sich weg von reinen Cloud-Services hin zu lukrativeren Hardware-Verkäufen. Diese bringen höhere Margen, machen das Unternehmen aber abhängiger von großen Einzeldeals. Für das zweite Quartal werden die Zahlen am 7. August erwartet.
D-Wave setzt auf Quantum Annealing
D-Wave verfolgt einen anderen Weg als die Konkurrenz. Statt auf die weit verbreiteten Gate-Model-Systeme setzt das kanadische Unternehmen auf Quantum Annealing. Diese spezielle Architektur ist in Fachkreisen heftig umstritten. Während D-Wave von eindeutigen Quantenvorteilen spricht, zweifeln Kritiker an der praktischen Überlegenheit. Der neue Advantage2-Computer soll komplexe Optimierungsprobleme lösen, die klassische Rechner überfordern. Besonders in der Materialforschung und Wirkstoffentwicklung sieht das Management große Chancen. Doch selbst bei Regierungskunden führt die Technologie-Debatte zu Reibungen. Die Konkurrenz schläft nicht. IBM plant bis 2029 einen großskaligen, fehlertoleranten Quantencomputer namens Starling. Google und andere Tech-Riesen investieren Milliarden in ihre eigenen Ansätze. D-Wave muss beweisen, dass ihr Weg der richtige ist.
Charttechnik
Der Chart der D-Wave-Aktie zeigt nach dem dramatischen Absturz um über 50 Prozent im April eine starke und schnelle Erholung. Neue Jahreshochs bei 17,80 Euro zeigen die Stärke aber auch die hohe Volatilität. Aktuell notiert die Aktie bei etwa 13,85 Euro. Das Tief lag in 2023 bei 0,37 Euro. Von dort aus bedeutet der aktuelle Kurs einen Anstieg um einige Tausend Prozent. Solche Bewegungen sind selbst für Technologie-Aktien außergewöhnlich. Das hohe Handelsvolumen zeigt aber das große Interesse der Investoren. Technische Indikatoren signalisieren weiterhin Aufwärtspotenzial, so liegen die beiden SMAs (50er und 200er) unterhalb des aktuellen Kurses. Selbst der RSI liegt mit einem längerfristigen Wert von 61 noch recht entspannt in der Mittelzone. Die hohe Leerverkaufsquote von knapp 20 Prozent deutet auf anhaltende Skepsis professioneller Investoren hin und kann aber bei positiven Überraschungen zu einem Squeeze führen.
Was tun?
Ein Großteil der bewertenden Analysten empfehlen die Aktie zum Kauf. Das durchschnittliche Kursziel liegt aber unter dem aktuellen Kurs. Die fundamentalen Daten sind gemischt. Mit einem Umsatz-Multiple von über 300 schwebt die Bewertung in luftigen Höhen. Erst für 2029 prognostizieren Experten wirklich kommerzielle Quantencomputer. Bis dahin bleibt fraglich, ob D-Wave die Erwartungen erfüllen kann. Wir beziehen eine eher neutrale Einschätzung, denn viel ist schon im aktuellen Kurs an zukünftiger Entwicklung eingepreist. Dennoch kann aufgrund der relativ hohen Shortquote ein Squeeze nach oben nicht ausgeschlossen werden.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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