WASHINGTON/TEHERAN/TEL AVIV (dpa-AFX) - Die USA haben an der Seite Israels in den Krieg gegen den Iran eingegriffen und nach Angaben von US-Präsident Donald Trump Atomanlagen attackiert. Irans "entscheidende Anlagen zur Uran-Anreicherung" seien komplett zerstört, sagte Trump im Weißen Haus. Bombardiert worden seien die unterirdische Uran-Anreicherungsanlage in Fordo sowie die Standorte Natans und Isfahan. Iran müsse sich jetzt für den Weg des Friedens entscheiden, sonst würden künftige Attacken viel größer, drohte Trump. Ob die Islamische Republik ungeachtet dieser scharfen Drohung Vergeltung gegen US-Stützpunkte in der Region üben wird, bleibt abzuwarten.
"Wenn der Frieden nicht schnell kommt, werden wir die anderen Ziele mit Präzision, Schnelligkeit und Geschick angreifen, die meisten von ihnen können in wenigen Minuten ausgeschaltet werden", warnte Trump die Führung in Teheran. Das Ziel der USA sei die Zerstörung der iranischen Kapazitäten zur Anreicherung gewesen und die Beendigung der nuklearen Bedrohung durch den "weltweit größten staatlichen Sponsor des Terrors", erklärte Trump. Auf den Stützpunkten des US-Militärs in der Region - etwa im Irak, in Katar oder in Kuwait - sind US-Medien zufolge insgesamt gut 40.000 Soldaten stationiert.
UN-Chef warnt vor katastrophalen Folgen für die Welt
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sprach von einer "mutigen Entscheidung" des US-Präsidenten. "Ihre mutige Entscheidung, die nuklearen Anlagen Irans mit der gewaltigen und gerechten Macht der Vereinigten Staaten ins Visier zu nehmen, wird die Geschichte verändern", sagte Netanjahu in einer Video-Botschaft. Vor den Angriffen hatte Trump betont, der Iran dürfe niemals in den Besitz einer Atombombe gelangen. Eigentlich war er mit dem Ziel zur Wahl angetreten, die USA nicht in neue Kriege zu führen.
UN-Generalsekretär António Guterres zeigte sich nach den US-Angriffen "zutiefst beunruhigt" und warnte vor katastrophalen Folgen für die Welt. "In dieser gefährlichen Stunde ist es von entscheidender Bedeutung, eine Spirale des Chaos zu vermeiden", sagte Guterres in der Nacht. Die Mitgliedsstaaten seien aufgefordert, ihren Verpflichtungen aus der UN-Charta nachzukommen. "Es gibt keine militärische Lösung. Der einzige Weg nach vorne ist die Diplomatie. Die einzige Hoffnung ist der Frieden", sagte Guterres.
Iran bestätigt Angriffe auf Atomanlagen
Der Iran bestätigte einen Angriff auf die Atomanlagen des Landes. Die staatliche Nachrichtenagentur Irna berichtete allerdings nur, dass ein Teil des Bereichs um die Uran-Anreicherungsanlage Fordo beschädigt worden sei. Sie zitierte einen Sprecher des Krisenstabs der betroffenen Provinz Ghom, demzufolge die Lage in den Gebieten nun jedoch wieder ruhig sei. Ein hochrangiger Sicherheitsbeamter der Provinz Isfahan bestätigte laut der mit den mächtigen Revolutionsgarden verbundenen Nachrichtenagentur Tasnim zudem Angriffe "in der Nähe" der Atomanlagen von Isfahan und Natans.
Nach dem US-Angriff auf Fordo besteht nach Darstellung einer iranischen Behörde kein Risiko. Es bestehe keinerlei Gefahr für die Bevölkerung von Ghom und die umliegenden Gebiete, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Irna unter Berufung auf die Krisenmanagementzentrale der betroffenen Provinz. Die Anlage Fordo liegt etwa 100 Meter tief unter der Erde. Es ist unklar, ob bei einer schweren Bombardierung radioaktive Strahlung aus der Anlage austritt. Wärmebilder von Nasa-Satelliten zeigten unterdessen auffällige Wärmequellen, die auf Brände infolge der Bombardierung bei der Anlage hindeuten.
Irans Atomenergieorganisation verurteilte die US-Angriffe auf ihre Nuklearanlagen scharf. Die Organisation rief die Weltgemeinschaft auf, die Bombardierungen ebenfalls zu verurteilen. Die Angriffe auf die Atomanlagen Fordo, Natans und in Isfahan bezeichnete die Organisation als "barbarischen Aktion", die gegen internationales Recht verstoße.
Vorwürfe machte Teheran auch der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA. Die Angriffe seien "unter der Gleichgültigkeit oder gar Mitwirkung" der IAEA erfolgt. Irans Atomorganisation erklärte, dass trotz der "bösartigen Verschwörungen der Feinde" Irans Nuklearprogramm nicht gestoppt werde.
Wie sich der Krieg entwickelt hat
Israel greift seit Tagen Ziele im Iran an - darunter Atomanlagen, führende Militärs, Atomwissenschaftler, Verteidigungsstellungen, Ziele in Städten und Öl- und Erdgasfelder. Das erklärte Hauptziel ist es, die Islamische Republik an der Entwicklung von Atomwaffen zu hindern. Der Iran reagierte mit Gegenangriffen auf Israel.
Trump hatte am Donnerstag erklären lassen, innerhalb von zwei Wochen eine Entscheidung über eine mögliche Beteiligung der USA an dem Krieg zu treffen. Zuvor hatte er auf dem Verhandlungsweg versucht, den Iran von seinem umstrittenen Atomprogramm abzubringen. Eine weitere Runde der vom Oman vermittelten Gespräche zwischen den USA und dem Iran war ursprünglich für den vergangenen Sonntag geplant gewesen - doch Israels Angriffe machten den Plan zunichte.
Der Krieg zwischen den beiden Erzfeinden ist eine bedeutsame Eskalation der ohnehin dramatischen Lage im Nahen Osten. Israel führt seit dem Hamas-Massaker in Israel vom 7. Oktober 2023 Krieg gegen die Islamisten im Gazastreifen. Zwischenzeitlich bombardierte Israel auch die mit dem Iran verbündete Hisbollah-Miliz im Libanon.
Bericht: USA setzten Tarnkappenbomber ein
Der israelische Armeesender berichtete unter Berufung auf israelische Repräsentanten, die USA hätten Israel vor dem Angriff über den Plan informiert. Es seien Tarnkappenbomber vom Typ B-2 eingesetzt worden, berichtete der israelische Journalist Barak Ravid auf der Plattform X unter Berufung auf einen ranghohen israelischen Beamten. Diese Flugzeuge sind als einzige in der Lage, schwere sogenannte Bunkerbrecher-Bomben abzuwerfen, die laut Experten nötig sind, um die unterirdische Uran-Anreicherungsanlage in Fordo zu treffen.
Das US-Militär hatte in den vergangenen Tagen schrittweise seine Präsenz im Nahen Osten verstärkt und nach und nach zusätzliche Ressourcen in die Region verlegt. Das US-Militär hatte bisher nur Israel bei der Verteidigung unterstützt, aber betont, dass man nicht an den Kampfhandlungen zwischen Israel und dem Iran beteiligt sei. Das hat sich jetzt geändert - mit unvorhersehbaren Folgen.
Israel verschärft Zivilschutz-Regeln
Israel hat nach den US-Angriffen auf Atomanlagen im Iran die Zivilschutz-Regeln für seine eigene Bevölkerung verschärft. Mit Billigung des Verteidigungsministers Israel Katz und nach einer Lageeinschätzung sei beschlossen worden, dass in allen Landesteilen nur noch essenzielle Aktivitäten erlaubt seien, hieß es in einer Mitteilung der Armee. Die Öffentlichkeit müsse sich an Anweisungen des Heimatschutzes halten./ln/DP/zb