
© Foto: Symbolbild von SpaceX auf Pexels
Selbst hartgesottene Börsianer kommen bei Eutelsat ins Schwitzen. Binnen weniger Tage schoss der Kurs um mehr als 50 Prozent nach oben, nur um dann wieder zu korrigieren. Was wie wilde Spekulation aussieht, entpuppt sich als geopolitischer Schachzug. Frankreich will nämlich mit einem milliardenschweren Kraftakt seinen Satellitenbetreiber zur europäischen Antwort auf Elon Musks Starlink-Dominanz machen. Ein Militärvertrag über eine Milliarde Euro und eine Kapitalerhöhung von 1,35 Milliarden Euro sollen das Fundament für diesen ambitionierten Plan legen. Die Frage ist: Kann dieser staatliche Versuch tatsächlich das Ruder herumreißen?
Paukenschlag
Der erste Paukenschlag kam vom französischen Verteidigungsministerium. Ein Rahmenvertrag über zehn Jahre mit einem Volumen von bis zu einer Milliarde Euro verschafft Eutelsat plötzlich die Planungssicherheit, die dem Unternehmen lange gefehlt hatte. Die französischen Streitkräfte sichern sich damit bevorzugten Zugang zu den Satellitenkapazitäten der OneWeb-Konstellation. Das ist weit mehr als nur ein lukrativer Auftrag. Es ist ein strategisches Bekenntnis zur digitalen Souveränität Europas. Parallel dazu pumpt eine Kapitalerhöhung von 1,35 Milliarden Euro frisches Geld in die Kassen. Der französische Staat steigt dabei groß ein und wird mit knapp 30 Prozent zum größten Einzelaktionär. Dieses Staatsbekenntnis ist bemerkenswert, zeigt sie doch, wie ernst es Paris mit der Herausforderung durch amerikanische Technologiegiganten meint. Weitere Großinvestoren wie Bharti Space, CMA CGM und FSP bringen zusätzliche 190 Millionen Euro mit und signalisieren internationales Vertrauen in Eutelsats Zukunftsfähigkeit. Die Finanzspritze kommt zur rechten Zeit. Das Unternehmen kämpfte zuletzt mit einer Nettoverschuldung von rund drei Milliarden Euro. Mit dem frischen Kapital soll diese Last auf 1,5 Milliarden Euro reduziert werden, während gleichzeitig massive Investitionen in die LEO-Satellitentechnologie und die geplante IRIS2-Konstellation fließen.
Charttechnische Analyse
Aus charttechnischer Sicht präsentiert sich die Eutelsat-Aktie als ein echtes Paradebeispiel für extreme Volatilität. Der Kurs bewegte sich in den vergangenen Monaten zwischen einem Tief von 1,14 Euro und einem Mehrmonatshoch von 11,50 Euro aus Februar 2025. Diese enormen Schwankungen spiegeln zum einen die Unsicherheit der Anleger wider. Zum anderen aber zeigt es, welche Möglichkeiten in der Aktie stecken. Die jüngste Rally führte den Kurs bis auf aktuell 3,84 Euro. Beide wichtigen SMAs (50er und 200er), die bei 3,45, bzw. 3,35 Euro verlaufen wurden überschritten. Somit ist dies sehr bullisch zu sehen und zu werten. Der Trend ist damit mittel- und langfristig nach oben gerichtet. Zwar hat die Kapitalmaßnahme den ein oder anderen Aktionär verwässert, aber insgesamt ist dies positiv zu sehen, sinkt doch der Verschuldungsgrad. Als Kursziele nach oben fungieren jetzt die letzten Kurse aus dem Februar-Anstieg. So könnte die Aktie jetzt als nächstes die 8 Euro Marke-anpeilen.
Fundamental
Fundamental steht Eutelsat vor einer Neuausrichtung. Die Fusion mit OneWeb im Jahr 2023 sollte ursprünglich Umsätze von zwei Milliarden Euro bis 2027 generieren. Dieses Ziel erscheint mittlerweile unrealistisch, da das Unternehmen einräumte, dreimal so viele Satelliten wie geplant zu benötigen. Der zusätzliche Kapitalbedarf wird hierfür auf bis zu 2,2 Milliarden Euro geschätzt. Trotzdem bleiben die mittelfristigen Ziele ehrgeizig. Bis zum Geschäftsjahr 2028/29 peilt Eutelsat Umsätze zwischen 1,5 und 1,7 Milliarden Euro an, getragen hauptsächlich von LEO-Diensten. Eine EBITDA-Marge von mindestens 60 Prozent würde das Unternehmen zu einem der profitabelsten Akteure der Branche machen.
Was tun?
Die Eutelsat-Aktie ist in einer entscheidenden Phase. Die staatliche Unterstützung und der Militärvertrag schaffen eine solide Basis für die kommenden Jahre. Die Kapitalerhöhung löst das drängende Finanzierungsproblem und ermöglicht den notwendigen Ausbau der LEO-Kapazitäten. Sollte Eutelsat seine ambitionierten Pläne umsetzen können, wäre das Unternehmen gut positioniert, zur europäischen Alternative zu Starlink zu werden.
Wir würden daher eine vorsichtige erste Position auf dem aktuellen Niveau eröffnen und diese recht eng absichern, z. B. mit einem Stopp von 10 - 15 Prozent unter dem aktuellen Niveau. Als Kursziel dient die 8 Euro-Marke.
Autor: Felix Goldbach, FinanzNachrichten-Redaktion
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